Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

worden seyn. Aber Unentschlossenheit, feige Furcht vor Oesterreich, Adelsgeist und das heuchlerische Streben nach dem thörichten Ruhme des deutschen Patriotismus stürzten uns ins Verderben, und lange werden uns die Wunden schmerzen, die wir bey dieser Gelegenheit erhalten haben.

Tausend Erfahrungen hatten die gleich anfangs von so vielen sachkundigen Leuten geäusserten Besorgnisse zur Gewißheit erhoben, daß alle unsre Vertheidigungsanstalten, in dem Falle ihrer wirklichen Anwendung, unnütz seyn würden. Man sah immer deutlicher, daß unsre Landmiliz, bey dem ihr eigenen Geiste der Unordnung und der Unbotmässigkeit, nie ein brauchbares Korps werden dürfte, und von der Unthunlichkeit eines allgemeinen Aufgebotes zeigten sich so augenscheinliche Beweise, daß, noch vor dem Tode des Herzogs Ludwigs, kein Vernünftiger mehr an die Möglichkeit glaubte, dasselbe zu Stande zu bringen. Friederich Eugen, ein Soldat von Profession,

worden seyn. Aber Unentschlossenheit, feige Furcht vor Oesterreich, Adelsgeist und das heuchlerische Streben nach dem thörichten Ruhme des deutschen Patriotismus stürzten uns ins Verderben, und lange werden uns die Wunden schmerzen, die wir bey dieser Gelegenheit erhalten haben.

Tausend Erfahrungen hatten die gleich anfangs von so vielen sachkundigen Leuten geäusserten Besorgnisse zur Gewißheit erhoben, daß alle unsre Vertheidigungsanstalten, in dem Falle ihrer wirklichen Anwendung, unnütz seyn würden. Man sah immer deutlicher, daß unsre Landmiliz, bey dem ihr eigenen Geiste der Unordnung und der Unbotmässigkeit, nie ein brauchbares Korps werden dürfte, und von der Unthunlichkeit eines allgemeinen Aufgebotes zeigten sich so augenscheinliche Beweise, daß, noch vor dem Tode des Herzogs Ludwigs, kein Vernünftiger mehr an die Möglichkeit glaubte, dasselbe zu Stande zu bringen. Friederich Eugen, ein Soldat von Profession,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0099" n="99"/>
worden seyn. Aber Unentschlossenheit, feige Furcht vor Oesterreich, Adelsgeist und das heuchlerische Streben nach dem thörichten Ruhme des <hi rendition="#g">deutschen Patriotismus</hi> stürzten uns ins Verderben, und lange werden uns die Wunden schmerzen, die wir bey dieser Gelegenheit erhalten haben.</p>
        <p>Tausend Erfahrungen hatten die gleich anfangs von so vielen sachkundigen Leuten geäusserten Besorgnisse zur Gewißheit erhoben, daß alle unsre Vertheidigungsanstalten, in dem Falle ihrer wirklichen Anwendung, unnütz seyn würden. Man sah immer deutlicher, daß unsre Landmiliz, bey dem ihr eigenen Geiste der Unordnung und der Unbotmässigkeit, nie ein brauchbares Korps werden dürfte, und von der Unthunlichkeit eines allgemeinen Aufgebotes zeigten sich so augenscheinliche Beweise, daß, noch vor dem Tode des Herzogs <hi rendition="#g">Ludwigs</hi>, kein Vernünftiger mehr an die Möglichkeit glaubte, dasselbe zu Stande zu bringen. <hi rendition="#g">Friederich Eugen</hi>, ein Soldat von Profession,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0099] worden seyn. Aber Unentschlossenheit, feige Furcht vor Oesterreich, Adelsgeist und das heuchlerische Streben nach dem thörichten Ruhme des deutschen Patriotismus stürzten uns ins Verderben, und lange werden uns die Wunden schmerzen, die wir bey dieser Gelegenheit erhalten haben. Tausend Erfahrungen hatten die gleich anfangs von so vielen sachkundigen Leuten geäusserten Besorgnisse zur Gewißheit erhoben, daß alle unsre Vertheidigungsanstalten, in dem Falle ihrer wirklichen Anwendung, unnütz seyn würden. Man sah immer deutlicher, daß unsre Landmiliz, bey dem ihr eigenen Geiste der Unordnung und der Unbotmässigkeit, nie ein brauchbares Korps werden dürfte, und von der Unthunlichkeit eines allgemeinen Aufgebotes zeigten sich so augenscheinliche Beweise, daß, noch vor dem Tode des Herzogs Ludwigs, kein Vernünftiger mehr an die Möglichkeit glaubte, dasselbe zu Stande zu bringen. Friederich Eugen, ein Soldat von Profession,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/99
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/99>, abgerufen am 21.11.2024.