[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.brave, redliche Leute hier; aber nun wimmelt es allenthalben von Tagdieben, Betrügern, Schurken, und armen Schlukern." "Wer hat denn aber, unterbrach ihn Atabu, dieß verderbliche Spiel hier eingeführt?" "Bei dem alten Fürsten, den Gott selig haben wolle, fuhr der Lakay fort, wußte man nichts von dergleichen Lumpereien. Aber als der Prinz Adolph zur Regierung kam, da giengs in allem höher weg: Da wurde der Hofstat und das Militair vermehrt; man errichtete das Theater; man baute das neue Lustschloß; man zog eine Menge Gäste an den Hof; alle Tage waren glänzende Feste; man veranstaltete kostbare Jagden und Reisen - und da wollten denn natürlich die Einkünfte nirgends mehr reichen. Der Fürst ließ einen fremden Finanzverständigen kommen, der alles hervorsuchte, um neue Geldkanäle zu eröfnen; und dieser unbarmherzige Blutigel, auf dem so viele tausend Flüche von Offizianten, Soldaten, Geistlichen, Bürgern und Bauern liegen, denen er teils die brave, redliche Leute hier; aber nun wimmelt es allenthalben von Tagdieben, Betrügern, Schurken, und armen Schlukern.“ „Wer hat denn aber, unterbrach ihn Atabu, dieß verderbliche Spiel hier eingeführt?“ „Bei dem alten Fürsten, den Gott selig haben wolle, fuhr der Lakay fort, wußte man nichts von dergleichen Lumpereien. Aber als der Prinz Adolph zur Regierung kam, da giengs in allem höher weg: Da wurde der Hofstat und das Militair vermehrt; man errichtete das Theater; man baute das neue Lustschloß; man zog eine Menge Gäste an den Hof; alle Tage waren glänzende Feste; man veranstaltete kostbare Jagden und Reisen – und da wollten denn natürlich die Einkünfte nirgends mehr reichen. Der Fürst ließ einen fremden Finanzverständigen kommen, der alles hervorsuchte, um neue Geldkanäle zu eröfnen; und dieser unbarmherzige Blutigel, auf dem so viele tausend Flüche von Offizianten, Soldaten, Geistlichen, Bürgern und Bauern liegen, denen er teils die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p xml:id="p81x" prev="#p79x"><pb facs="#f0086" n="82"/> brave, redliche Leute hier; aber nun wimmelt es allenthalben von Tagdieben, Betrügern, Schurken, und armen Schlukern.“</p> <p>„Wer hat denn aber, unterbrach ihn <hi rendition="#g">Atabu</hi>, dieß verderbliche Spiel hier eingeführt?“</p> <p>„Bei dem alten Fürsten, den Gott selig haben wolle, fuhr der Lakay fort, wußte man nichts von dergleichen Lumpereien. Aber als der Prinz <hi rendition="#g">Adolph</hi> zur Regierung kam, da giengs in allem höher weg: Da wurde der Hofstat und das Militair vermehrt; man errichtete das Theater; man baute das neue Lustschloß; man zog eine Menge Gäste an den Hof; alle Tage waren glänzende Feste; man veranstaltete kostbare Jagden und Reisen – und da wollten denn natürlich die Einkünfte nirgends mehr reichen. Der Fürst ließ einen fremden Finanzverständigen kommen, der alles hervorsuchte, um neue Geldkanäle zu eröfnen; und dieser unbarmherzige Blutigel, auf dem so viele tausend Flüche von Offizianten, Soldaten, Geistlichen, Bürgern und Bauern liegen, denen er teils die </p> </div> </body> </text> </TEI> [82/0086]
brave, redliche Leute hier; aber nun wimmelt es allenthalben von Tagdieben, Betrügern, Schurken, und armen Schlukern.“
„Wer hat denn aber, unterbrach ihn Atabu, dieß verderbliche Spiel hier eingeführt?“
„Bei dem alten Fürsten, den Gott selig haben wolle, fuhr der Lakay fort, wußte man nichts von dergleichen Lumpereien. Aber als der Prinz Adolph zur Regierung kam, da giengs in allem höher weg: Da wurde der Hofstat und das Militair vermehrt; man errichtete das Theater; man baute das neue Lustschloß; man zog eine Menge Gäste an den Hof; alle Tage waren glänzende Feste; man veranstaltete kostbare Jagden und Reisen – und da wollten denn natürlich die Einkünfte nirgends mehr reichen. Der Fürst ließ einen fremden Finanzverständigen kommen, der alles hervorsuchte, um neue Geldkanäle zu eröfnen; und dieser unbarmherzige Blutigel, auf dem so viele tausend Flüche von Offizianten, Soldaten, Geistlichen, Bürgern und Bauern liegen, denen er teils die
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