Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
Dreyzehntes Kapitel.
Se. Durchlaucht gehen gar in den Krieg.

In dem Kusse, den das Fräulein Babet dem Fürsten gegeben hatte, lag eine magische Kraft. Zuvor waren Se. Durchlaucht verliebt, aber seit dem in der Gartenlaube gespielten tete a tete war Höchstdenenselben der Kopf gänzlich verrückt. Sie unterhielten sich Stunden lang mit dem getreuen Jean Baptist von den himmlischen Reizen des geliebten Mägdleins. Sie erwogen, mit einer ganz ungewöhnlichen Anstrengung ihres Scharfsinns, alle Mittel, wodurch ihr spröder Sinn gebeugt werden könnte. Sie kommen des Tags hundertmal auf die d' Ossanischen Zimmer, und lachten, seufzten, weinten, schnitten Gesichter, je nachdem das Thermometer der Gegengunst stand. Sie überschickten dem Fräulein reiche Geschenke, und begleitete dieselbe mit Liebesbriefchen. Sie vergaßen über dieser einen alle ihre sonstige Liebhabereyen, und traumten von ihr bey der Nacht. Was Lotte für Werthern und Marianne für den armen Sigwart war, das war Babet für Se. Durchlaucht von Strahlenberg.

Dreyzehntes Kapitel.
Se. Durchlaucht gehen gar in den Krieg.

In dem Kusse, den das Fräulein Babet dem Fürsten gegeben hatte, lag eine magische Kraft. Zuvor waren Se. Durchlaucht verliebt, aber seit dem in der Gartenlaube gespielten tète a tète war Höchstdenenselben der Kopf gänzlich verrückt. Sie unterhielten sich Stunden lang mit dem getreuen Jean Baptist von den himmlischen Reizen des geliebten Mägdleins. Sie erwogen, mit einer ganz ungewöhnlichen Anstrengung ihres Scharfsinns, alle Mittel, wodurch ihr spröder Sinn gebeugt werden könnte. Sie kommen des Tags hundertmal auf die d' Ossanischen Zimmer, und lachten, seufzten, weinten, schnitten Gesichter, je nachdem das Thermometer der Gegengunst stand. Sie überschickten dem Fräulein reiche Geschenke, und begleitete dieselbe mit Liebesbriefchen. Sie vergaßen über dieser einen alle ihre sonstige Liebhabereyen, und traumten von ihr bey der Nacht. Was Lotte für Werthern und Marianne für den armen Sigwart war, das war Babet für Se. Durchlaucht von Strahlenberg.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0172" n="172"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Dreyzehntes Kapitel.<lb/>
Se. Durchlaucht gehen gar in den Krieg.</hi><lb/>
        </head>
        <p>In dem Kusse, den das Fräulein <hi rendition="#g">Babet</hi> dem Fürsten gegeben hatte, lag eine magische Kraft. Zuvor waren Se. Durchlaucht verliebt, aber seit dem in der Gartenlaube gespielten <hi rendition="#aq">tète a tète</hi> war Höchstdenenselben der Kopf gänzlich verrückt. Sie unterhielten sich Stunden lang mit dem getreuen <hi rendition="#g">Jean Baptist</hi> von den himmlischen Reizen des geliebten Mägdleins. Sie erwogen, mit einer ganz ungewöhnlichen Anstrengung ihres Scharfsinns, alle Mittel, wodurch ihr spröder Sinn gebeugt werden könnte. Sie kommen des Tags hundertmal auf die d' Ossanischen Zimmer, und lachten, seufzten, weinten, schnitten Gesichter, je nachdem das Thermometer der Gegengunst stand. Sie überschickten dem Fräulein reiche Geschenke, und begleitete dieselbe mit Liebesbriefchen. Sie vergaßen über dieser einen alle ihre sonstige Liebhabereyen, und traumten von ihr bey der Nacht. Was <hi rendition="#g">Lotte</hi> für <hi rendition="#g">Werthern</hi> und Marianne für den armen <hi rendition="#g">Sigwart</hi> war, das war <hi rendition="#g">Babet</hi> für Se. Durchlaucht von <hi rendition="#g">Strahlenberg</hi>.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0172] Dreyzehntes Kapitel. Se. Durchlaucht gehen gar in den Krieg. In dem Kusse, den das Fräulein Babet dem Fürsten gegeben hatte, lag eine magische Kraft. Zuvor waren Se. Durchlaucht verliebt, aber seit dem in der Gartenlaube gespielten tète a tète war Höchstdenenselben der Kopf gänzlich verrückt. Sie unterhielten sich Stunden lang mit dem getreuen Jean Baptist von den himmlischen Reizen des geliebten Mägdleins. Sie erwogen, mit einer ganz ungewöhnlichen Anstrengung ihres Scharfsinns, alle Mittel, wodurch ihr spröder Sinn gebeugt werden könnte. Sie kommen des Tags hundertmal auf die d' Ossanischen Zimmer, und lachten, seufzten, weinten, schnitten Gesichter, je nachdem das Thermometer der Gegengunst stand. Sie überschickten dem Fräulein reiche Geschenke, und begleitete dieselbe mit Liebesbriefchen. Sie vergaßen über dieser einen alle ihre sonstige Liebhabereyen, und traumten von ihr bey der Nacht. Was Lotte für Werthern und Marianne für den armen Sigwart war, das war Babet für Se. Durchlaucht von Strahlenberg.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/172
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/172>, abgerufen am 21.11.2024.