[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.Ansehens, Entschuldigungen der Orthodoxen und Obskuranten, Gewissensprüfungen, Gebete, Tagbücher voll Tugendsinns und Religiosität, und sogar eine sehr scharfsinnige Apologie des Lehrgebäudes unserer Kirche gegen die Protestanten, gebaut auf den bekannten Ausspruchs des frommen Fenelons: Iln'ya pas un raisonnable millieu entre le catholicisme et le deisme. Diese Dinge wurden aber in dem Berichte größten Theils mit Stillschweigen übergangen. Da man sie jedoch nicht ganz übergehen konnte, so ward bemerkt, daß die Aufklärer selbst in ihren geheimsten Schriften ihre Heuchlerslarve nicht ablegen, und viel von der heydnischen Tugend sprechen, die sie statt der theologischen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe einführen wollten. Wenn man auch annehme, daß es ihnen wirklich damit Ernst sey, so werde die Sache nur um so schlimmer. Denn ihr scheinbar guter Wandel, befördere dann selbst bey denen, die es redlich meynen, den Eingang ihrer Lehre, und ihr aus Irrthum ruhiges Gewissen mache sie unüberzeugbar und verstockt. Bey ihnen treffe das Wort Jesu ein: Leichter kommen die Huren und Diebe in das Himmelreich, als die Pharsäer und Schriftgelehrten. Ansehens, Entschuldigungen der Orthodoxen und Obskuranten, Gewissensprüfungen, Gebete, Tagbücher voll Tugendsinns und Religiosität, und sogar eine sehr scharfsinnige Apologie des Lehrgebäudes unserer Kirche gegen die Protestanten, gebaut auf den bekannten Ausspruchs des frommen Fenelons: Iln’ya pas un raisonnable millieu entre le catholicisme et le deisme. Diese Dinge wurden aber in dem Berichte größten Theils mit Stillschweigen übergangen. Da man sie jedoch nicht ganz übergehen konnte, so ward bemerkt, daß die Aufklärer selbst in ihren geheimsten Schriften ihre Heuchlerslarve nicht ablegen, und viel von der heydnischen Tugend sprechen, die sie statt der theologischen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe einführen wollten. Wenn man auch annehme, daß es ihnen wirklich damit Ernst sey, so werde die Sache nur um so schlimmer. Denn ihr scheinbar guter Wandel, befördere dann selbst bey denen, die es redlich meynen, den Eingang ihrer Lehre, und ihr aus Irrthum ruhiges Gewissen mache sie unüberzeugbar und verstockt. Bey ihnen treffe das Wort Jesu ein: Leichter kommen die Huren und Diebe in das Himmelreich, als die Pharsäer und Schriftgelehrten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0220" n="220"/> Ansehens, Entschuldigungen der Orthodoxen und Obskuranten, Gewissensprüfungen, Gebete, Tagbücher voll Tugendsinns und Religiosität, und sogar eine sehr scharfsinnige Apologie des Lehrgebäudes unserer Kirche gegen die Protestanten, gebaut auf den bekannten Ausspruchs des frommen <hi rendition="#g"><choice><sic>Fenelaus</sic><corr>Fenelons</corr></choice></hi>: <hi rendition="#aq">Iln’ya pas un raisonnable millieu entre le catholicisme et le deisme</hi>. Diese Dinge wurden aber in dem Berichte größten Theils mit Stillschweigen übergangen. Da man sie jedoch nicht ganz übergehen konnte, so ward bemerkt, daß die Aufklärer selbst in ihren geheimsten Schriften ihre Heuchlerslarve nicht ablegen, und viel von der heydnischen Tugend sprechen, die sie statt der theologischen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe einführen wollten. Wenn man auch annehme, daß es ihnen wirklich damit Ernst sey, so werde die Sache nur um so schlimmer. Denn ihr scheinbar guter Wandel, befördere dann selbst bey denen, die es redlich meynen, den Eingang ihrer Lehre, und ihr aus Irrthum ruhiges Gewissen mache sie unüberzeugbar und verstockt. Bey ihnen treffe das Wort Jesu ein: Leichter kommen die Huren und Diebe in das Himmelreich, als die Pharsäer und Schriftgelehrten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [220/0220]
Ansehens, Entschuldigungen der Orthodoxen und Obskuranten, Gewissensprüfungen, Gebete, Tagbücher voll Tugendsinns und Religiosität, und sogar eine sehr scharfsinnige Apologie des Lehrgebäudes unserer Kirche gegen die Protestanten, gebaut auf den bekannten Ausspruchs des frommen Fenelons: Iln’ya pas un raisonnable millieu entre le catholicisme et le deisme. Diese Dinge wurden aber in dem Berichte größten Theils mit Stillschweigen übergangen. Da man sie jedoch nicht ganz übergehen konnte, so ward bemerkt, daß die Aufklärer selbst in ihren geheimsten Schriften ihre Heuchlerslarve nicht ablegen, und viel von der heydnischen Tugend sprechen, die sie statt der theologischen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe einführen wollten. Wenn man auch annehme, daß es ihnen wirklich damit Ernst sey, so werde die Sache nur um so schlimmer. Denn ihr scheinbar guter Wandel, befördere dann selbst bey denen, die es redlich meynen, den Eingang ihrer Lehre, und ihr aus Irrthum ruhiges Gewissen mache sie unüberzeugbar und verstockt. Bey ihnen treffe das Wort Jesu ein: Leichter kommen die Huren und Diebe in das Himmelreich, als die Pharsäer und Schriftgelehrten.
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