[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.Von ihrer Lehre selbst fanden wir eine Menge handgreiflicher Beweise, daß nie, seit den Nikalaiten und Cerynthinianer, eine Ketzerey in der Kirche im Schwange gieng, die diese verblindeten Leiter nicht vorgetragen und vertheidigt hätten. Zwar erklärten sie sich nirgends ausdrücklich gegen die katholische oder christliche Religion; vielmehr sprachen sie immer so, als ob sie recht gute katholische Christen wären. Aber der Preis und die Bewunderung, womit sie die giftigsten Schriften neuerer Freygeister und Protestanten lobten, die künstlichen moralischen Deutungen, die sie den Lehren und Gebräuchen des Katholicismus gaben, die Vernunftphilosophie, mit deren falscher Wage sie alles wogen, und der Berlinisch-Salzburgische Ton, in dem sie schrieben, schloß dem denkenden Leser die Thüre zu ihrer disciplina arcani weit genug auf. Dabey behaupteten sie noch eine Menge Sätze, die zwar an sich keine Lehre der Kirche widersprechen, die man aber unmöglich annehmen kann, ohne in den Atheismus, Neologismus und Protestantismus zu verfallen. Wir haben mehr als 200 solcher Sätze ex actis konsignirt. Der eine schreib z. B. nach Kantischer Weise, Von ihrer Lehre selbst fanden wir eine Menge handgreiflicher Beweise, daß nie, seit den Nikalaiten und Cerynthinianer, eine Ketzerey in der Kirche im Schwange gieng, die diese verblindeten Leiter nicht vorgetragen und vertheidigt hätten. Zwar erklärten sie sich nirgends ausdrücklich gegen die katholische oder christliche Religion; vielmehr sprachen sie immer so, als ob sie recht gute katholische Christen wären. Aber der Preis und die Bewunderung, womit sie die giftigsten Schriften neuerer Freygeister und Protestanten lobten, die künstlichen moralischen Deutungen, die sie den Lehren und Gebräuchen des Katholicismus gaben, die Vernunftphilosophie, mit deren falscher Wage sie alles wogen, und der Berlinisch-Salzburgische Ton, in dem sie schrieben, schloß dem denkenden Leser die Thüre zu ihrer disciplina arcani weit genug auf. Dabey behaupteten sie noch eine Menge Sätze, die zwar an sich keine Lehre der Kirche widersprechen, die man aber unmöglich annehmen kann, ohne in den Atheismus, Neologismus und Protestantismus zu verfallen. Wir haben mehr als 200 solcher Sätze ex actis konsignirt. Der eine schreib z. B. nach Kantischer Weise, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0221" n="221"/> <p>Von ihrer Lehre selbst fanden wir eine Menge handgreiflicher Beweise, daß nie, seit den <hi rendition="#g">Nikalaiten</hi> und <hi rendition="#g">Cerynthinianer</hi>, eine Ketzerey in der Kirche im Schwange gieng, die diese verblindeten Leiter nicht vorgetragen und vertheidigt hätten. Zwar erklärten sie sich nirgends ausdrücklich gegen die katholische oder christliche Religion; vielmehr sprachen sie immer so, als ob sie recht gute katholische Christen wären. Aber der Preis und die Bewunderung, womit sie die giftigsten Schriften neuerer Freygeister und Protestanten lobten, die künstlichen moralischen Deutungen, die sie den Lehren und Gebräuchen des Katholicismus gaben, die Vernunftphilosophie, mit deren falscher Wage sie alles wogen, und der Berlinisch-Salzburgische Ton, in dem sie schrieben, schloß dem denkenden Leser die Thüre zu ihrer <hi rendition="#g">disciplina arcani</hi> weit genug auf. Dabey behaupteten sie noch eine Menge Sätze, die zwar an sich keine Lehre der Kirche widersprechen, die man aber unmöglich annehmen kann, ohne in den Atheismus, Neologismus und Protestantismus zu verfallen. Wir haben mehr als 200 solcher Sätze <hi rendition="#g">ex actis</hi> konsignirt. Der eine schreib z. B. nach <hi rendition="#g">Kantischer</hi> Weise, </p> </div> </body> </text> </TEI> [221/0221]
Von ihrer Lehre selbst fanden wir eine Menge handgreiflicher Beweise, daß nie, seit den Nikalaiten und Cerynthinianer, eine Ketzerey in der Kirche im Schwange gieng, die diese verblindeten Leiter nicht vorgetragen und vertheidigt hätten. Zwar erklärten sie sich nirgends ausdrücklich gegen die katholische oder christliche Religion; vielmehr sprachen sie immer so, als ob sie recht gute katholische Christen wären. Aber der Preis und die Bewunderung, womit sie die giftigsten Schriften neuerer Freygeister und Protestanten lobten, die künstlichen moralischen Deutungen, die sie den Lehren und Gebräuchen des Katholicismus gaben, die Vernunftphilosophie, mit deren falscher Wage sie alles wogen, und der Berlinisch-Salzburgische Ton, in dem sie schrieben, schloß dem denkenden Leser die Thüre zu ihrer disciplina arcani weit genug auf. Dabey behaupteten sie noch eine Menge Sätze, die zwar an sich keine Lehre der Kirche widersprechen, die man aber unmöglich annehmen kann, ohne in den Atheismus, Neologismus und Protestantismus zu verfallen. Wir haben mehr als 200 solcher Sätze ex actis konsignirt. Der eine schreib z. B. nach Kantischer Weise,
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