[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.erregt haben mochte, und wandelte auf seinem gewohnten Geleise fort. Denn die erleuchteten Helden unserer Zeit lassen kein Gericht über ihre Ueberzeugungen gelten, und machen sich auch wenig daraus, wenn man ihnen um derselben willen auf die Finger klopft; weil bey ihrer Parthey die Märtyrerkrone eben so ruhmvoll und verdienstlich ist, als bey der unsrigen. Desto mehr Wirkung hatten die Briefe an die Dechanten. Diese hochwürdigen Herrn waren sammt und sonders Jesus-Brüder. Wem konnte der Auftrag, die neumodischen Ketzer zu verfolgen, willkommner seyn, als ihnen? Sie eröffneten ihren Diocösanen die Willensmeynungen des Bischofs im Triumph-Tone, und aus heiligem Eifer, noch mit kleinen Addidamenten, "der Unfug der Neuerer, hieß es, werde nicht länger geduldet werden. Niemand soll sich bey hoher Ahndung, selbst bey dem Verluste seiner priesterlichen Würde und ewiger Einkerkerung unterstehen, philosophische Sätze auf die Kanzel zu bringen, protestantische Bücher zu lesen, und das verführerische lutherische Teutsch zu sprechen. Man werde ein genaues Augenmerk auf die Lehrvorträge, erregt haben mochte, und wandelte auf seinem gewohnten Geleise fort. Denn die erleuchteten Helden unserer Zeit lassen kein Gericht über ihre Ueberzeugungen gelten, und machen sich auch wenig daraus, wenn man ihnen um derselben willen auf die Finger klopft; weil bey ihrer Parthey die Märtyrerkrone eben so ruhmvoll und verdienstlich ist, als bey der unsrigen. Desto mehr Wirkung hatten die Briefe an die Dechanten. Diese hochwürdigen Herrn waren sammt und sonders Jesus-Brüder. Wem konnte der Auftrag, die neumodischen Ketzer zu verfolgen, willkommner seyn, als ihnen? Sie eröffneten ihren Diocösanen die Willensmeynungen des Bischofs im Triumph-Tone, und aus heiligem Eifer, noch mit kleinen Addidamenten, „der Unfug der Neuerer, hieß es, werde nicht länger geduldet werden. Niemand soll sich bey hoher Ahndung, selbst bey dem Verluste seiner priesterlichen Würde und ewiger Einkerkerung unterstehen, philosophische Sätze auf die Kanzel zu bringen, protestantische Bücher zu lesen, und das verführerische lutherische Teutsch zu sprechen. Man werde ein genaues Augenmerk auf die Lehrvorträge, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0083" n="83"/> erregt haben mochte, und wandelte auf seinem gewohnten Geleise fort. Denn die erleuchteten Helden unserer Zeit lassen kein Gericht über ihre Ueberzeugungen gelten, und machen sich auch wenig daraus, wenn man ihnen um derselben willen auf die Finger klopft; weil bey ihrer Parthey die Märtyrerkrone eben so ruhmvoll und verdienstlich ist, als bey der unsrigen. Desto mehr Wirkung hatten die Briefe an die Dechanten. Diese hochwürdigen Herrn waren sammt und sonders <hi rendition="#g">Jesus-Brüder</hi>. Wem konnte der Auftrag, die neumodischen Ketzer zu verfolgen, willkommner seyn, als ihnen?</p> <p>Sie eröffneten ihren Diocösanen die Willensmeynungen des Bischofs im Triumph-Tone, und aus heiligem Eifer, noch mit kleinen Addidamenten, „der Unfug der Neuerer, hieß es, werde nicht länger geduldet werden. Niemand soll sich bey hoher Ahndung, selbst bey dem Verluste seiner priesterlichen Würde und ewiger Einkerkerung unterstehen, philosophische Sätze auf die Kanzel zu bringen, protestantische Bücher zu lesen, und das verführerische <hi rendition="#g">lutherische Teutsch</hi> zu sprechen. Man werde ein genaues Augenmerk auf die Lehrvorträge, </p> </div> </body> </text> </TEI> [83/0083]
erregt haben mochte, und wandelte auf seinem gewohnten Geleise fort. Denn die erleuchteten Helden unserer Zeit lassen kein Gericht über ihre Ueberzeugungen gelten, und machen sich auch wenig daraus, wenn man ihnen um derselben willen auf die Finger klopft; weil bey ihrer Parthey die Märtyrerkrone eben so ruhmvoll und verdienstlich ist, als bey der unsrigen. Desto mehr Wirkung hatten die Briefe an die Dechanten. Diese hochwürdigen Herrn waren sammt und sonders Jesus-Brüder. Wem konnte der Auftrag, die neumodischen Ketzer zu verfolgen, willkommner seyn, als ihnen?
Sie eröffneten ihren Diocösanen die Willensmeynungen des Bischofs im Triumph-Tone, und aus heiligem Eifer, noch mit kleinen Addidamenten, „der Unfug der Neuerer, hieß es, werde nicht länger geduldet werden. Niemand soll sich bey hoher Ahndung, selbst bey dem Verluste seiner priesterlichen Würde und ewiger Einkerkerung unterstehen, philosophische Sätze auf die Kanzel zu bringen, protestantische Bücher zu lesen, und das verführerische lutherische Teutsch zu sprechen. Man werde ein genaues Augenmerk auf die Lehrvorträge,
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