[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.und so ätherische Körper, daß beyderley Geschlechter Freunde seyn können, ohne Regung der bösen Lust, und ohne das Gefühl, daß man sich gegenseitig noch zu etwas mehr nütze sey. Ich, der ich gottlob! nicht aufgeklärt bin, und in meiner Seele manchen Fleck, und in meinem Körper nur gar zu viel irdischen Stoff wahrnehme, hätte es freylich nicht vermocht, mit diesem Mädchen auf einen solchen Fuß zu leben. Salus cum sala mit ihr zusammen zu seyn, würde mich, bey Gott! jedesmal eine Todsünde gekostet haben. Denn sie war ein allerliebstes Geschöpf - ein Auge wie die Seidenhasen, eine Nase wie der Habicht, ein Mund, ein Wuchs, ein Busen - ach! doch absint obscoena! Die Fürstinn hatte dieses Mädchen an den Hofrath Löwe verkuppelt, der ein junger arbeitsamer, geschickter Geschäftsmann war, und auch mit den Aufgeklärten lief, jedoch mehr um der Mode willen, und aus Politik, als aus Ueberzeugung. Lucius setzte seinen Umgang fort. Er kam täglich in das Haus der neuen Ehefrau, und brachte viele Stunden bey ihr zu, während der Hr. Gemahl bis um die Ohren in den Akten vergraben, auf der Regierung und so ätherische Körper, daß beyderley Geschlechter Freunde seyn können, ohne Regung der bösen Lust, und ohne das Gefühl, daß man sich gegenseitig noch zu etwas mehr nütze sey. Ich, der ich gottlob! nicht aufgeklärt bin, und in meiner Seele manchen Fleck, und in meinem Körper nur gar zu viel irdischen Stoff wahrnehme, hätte es freylich nicht vermocht, mit diesem Mädchen auf einen solchen Fuß zu leben. Salus cum sala mit ihr zusammen zu seyn, würde mich, bey Gott! jedesmal eine Todsünde gekostet haben. Denn sie war ein allerliebstes Geschöpf – ein Auge wie die Seidenhasen, eine Nase wie der Habicht, ein Mund, ein Wuchs, ein Busen – ach! doch absint obscoena! Die Fürstinn hatte dieses Mädchen an den Hofrath Löwe verkuppelt, der ein junger arbeitsamer, geschickter Geschäftsmann war, und auch mit den Aufgeklärten lief, jedoch mehr um der Mode willen, und aus Politik, als aus Ueberzeugung. Lucius setzte seinen Umgang fort. Er kam täglich in das Haus der neuen Ehefrau, und brachte viele Stunden bey ihr zu, während der Hr. Gemahl bis um die Ohren in den Akten vergraben, auf der Regierung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="89"/> und so ätherische Körper, daß beyderley Geschlechter Freunde seyn können, ohne Regung der bösen Lust, und ohne das Gefühl, daß man sich gegenseitig noch zu etwas mehr nütze sey. Ich, der ich gottlob! nicht aufgeklärt bin, und in meiner Seele manchen Fleck, und in meinem Körper nur gar zu viel irdischen Stoff wahrnehme, hätte es freylich nicht vermocht, mit diesem Mädchen auf einen solchen Fuß zu leben. <hi rendition="#aq">Salus cum sala</hi> mit ihr zusammen zu seyn, würde mich, bey Gott! jedesmal eine Todsünde gekostet haben. Denn sie war ein allerliebstes Geschöpf – ein Auge wie die Seidenhasen, eine Nase wie der Habicht, ein Mund, ein Wuchs, ein Busen – ach! doch <hi rendition="#aq">absint obscoena</hi>!</p> <p>Die Fürstinn hatte dieses Mädchen an den Hofrath <hi rendition="#g">Löwe</hi> verkuppelt, der ein junger arbeitsamer, geschickter Geschäftsmann war, und auch mit den Aufgeklärten lief, jedoch mehr um der Mode willen, und aus Politik, als aus Ueberzeugung. <hi rendition="#g">Lucius</hi> setzte seinen Umgang fort. Er kam täglich in das Haus der neuen Ehefrau, und brachte viele Stunden bey ihr zu, während der Hr. Gemahl bis um die Ohren in den Akten vergraben, auf der Regierung </p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0089]
und so ätherische Körper, daß beyderley Geschlechter Freunde seyn können, ohne Regung der bösen Lust, und ohne das Gefühl, daß man sich gegenseitig noch zu etwas mehr nütze sey. Ich, der ich gottlob! nicht aufgeklärt bin, und in meiner Seele manchen Fleck, und in meinem Körper nur gar zu viel irdischen Stoff wahrnehme, hätte es freylich nicht vermocht, mit diesem Mädchen auf einen solchen Fuß zu leben. Salus cum sala mit ihr zusammen zu seyn, würde mich, bey Gott! jedesmal eine Todsünde gekostet haben. Denn sie war ein allerliebstes Geschöpf – ein Auge wie die Seidenhasen, eine Nase wie der Habicht, ein Mund, ein Wuchs, ein Busen – ach! doch absint obscoena!
Die Fürstinn hatte dieses Mädchen an den Hofrath Löwe verkuppelt, der ein junger arbeitsamer, geschickter Geschäftsmann war, und auch mit den Aufgeklärten lief, jedoch mehr um der Mode willen, und aus Politik, als aus Ueberzeugung. Lucius setzte seinen Umgang fort. Er kam täglich in das Haus der neuen Ehefrau, und brachte viele Stunden bey ihr zu, während der Hr. Gemahl bis um die Ohren in den Akten vergraben, auf der Regierung
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