Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].für verloren, aber es wurden nur einige Häuser beschädigt. Ein Menschenleben war nicht zu beklagen. Der Kohlenregen war so anhaltend, daß in dem Theile der Spree hinter der Stralauer Straße einzelne im Wasser stehende Pfähle wie Lichter brannten. Noch lange Zeit nachher hatte Fritz von den Neckereien des Grosvaters Eichmann zu leiden. Dieser behauptete nämlich, der Brand sei durch eine Rakete des vorigen Abends entstanden, und das Feuerwerk sei an allem Unglücke Schuld, wogegen Fritz sich mit vielem Eifer vertheidigte. Die Umfangsmauern der Kirche blieben viele Jahre als gewaltige Ruine stehn. Sie wurden dann zum Abbruche verkauft, und der Platz mit Bäumen bepflanzt, die aber nie recht gedeihen wollten, weil man den Schutt nicht tief genug aufgeräumt; doch war der Platz für die Kinder der zunächstgelegenen engen Straßen als eine große Wohlthat zu betrachten. Aus dem Erlöse des Verkaufs sammelte man, Zinsen auf Zinsen schlagend, ein Kapital, von dem die jetzige Kirche, eine wahre Zierde der Stadt, durch Strack aufgeführt ward. Zwar erhoben sich manche Stimmen gegen den Wiederaufbau an dieser Stelle. In anderen großen Städten, wie Paris und London, verwende man Millionen darauf, um freie Plätze zum Heile der Umwohnenden zu schaffen, hier wolle man einen vom Schicksal selbst geschenkten Platz zubauen, auf dem die Jugend der Nachbarschaft sich so fröhlich tummle. Fromme Gemüther wiesen auf den Umstand hin, daß die Kirche nun schon zum zweiten Male, zuerst unter Friedrich Wilhelm I. (1730) durch einen Blitzstrahl entzündet abgebrannt, und bald darauf (1734) der neuerbaute für verloren, aber es wurden nur einige Häuser beschädigt. Ein Menschenleben war nicht zu beklagen. Der Kohlenregen war so anhaltend, daß in dem Theile der Spree hinter der Stralauer Straße einzelne im Wasser stehende Pfähle wie Lichter brannten. Noch lange Zeit nachher hatte Fritz von den Neckereien des Grosvaters Eichmann zu leiden. Dieser behauptete nämlich, der Brand sei durch eine Rakete des vorigen Abends entstanden, und das Feuerwerk sei an allem Unglücke Schuld, wogegen Fritz sich mit vielem Eifer vertheidigte. Die Umfangsmauern der Kirche blieben viele Jahre als gewaltige Ruine stehn. Sie wurden dann zum Abbruche verkauft, und der Platz mit Bäumen bepflanzt, die aber nie recht gedeihen wollten, weil man den Schutt nicht tief genug aufgeräumt; doch war der Platz für die Kinder der zunächstgelegenen engen Straßen als eine große Wohlthat zu betrachten. Aus dem Erlöse des Verkaufs sammelte man, Zinsen auf Zinsen schlagend, ein Kapital, von dem die jetzige Kirche, eine wahre Zierde der Stadt, durch Strack aufgeführt ward. Zwar erhoben sich manche Stimmen gegen den Wiederaufbau an dieser Stelle. In anderen großen Städten, wie Paris und London, verwende man Millionen darauf, um freie Plätze zum Heile der Umwohnenden zu schaffen, hier wolle man einen vom Schicksal selbst geschenkten Platz zubauen, auf dem die Jugend der Nachbarschaft sich so fröhlich tummle. Fromme Gemüther wiesen auf den Umstand hin, daß die Kirche nun schon zum zweiten Male, zuerst unter Friedrich Wilhelm I. (1730) durch einen Blitzstrahl entzündet abgebrannt, und bald darauf (1734) der neuerbaute <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0155" n="143"/> für verloren, aber es wurden nur einige Häuser beschädigt. Ein Menschenleben war nicht zu beklagen. Der Kohlenregen war so anhaltend, daß in dem Theile der Spree hinter der Stralauer Straße einzelne im Wasser stehende Pfähle wie Lichter brannten. </p><lb/> <p>Noch lange Zeit nachher hatte Fritz von den Neckereien des Grosvaters Eichmann zu leiden. 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In anderen großen Städten, wie Paris und London, verwende man Millionen darauf, um freie Plätze zum Heile der Umwohnenden zu schaffen, hier wolle man einen vom Schicksal selbst geschenkten Platz zubauen, auf dem die Jugend der Nachbarschaft sich so fröhlich tummle. Fromme Gemüther wiesen auf den Umstand hin, daß die Kirche nun schon zum zweiten Male, zuerst unter Friedrich Wilhelm I. (1730) durch einen Blitzstrahl entzündet abgebrannt, und bald darauf (1734) der neuerbaute </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0155]
für verloren, aber es wurden nur einige Häuser beschädigt. Ein Menschenleben war nicht zu beklagen. Der Kohlenregen war so anhaltend, daß in dem Theile der Spree hinter der Stralauer Straße einzelne im Wasser stehende Pfähle wie Lichter brannten.
Noch lange Zeit nachher hatte Fritz von den Neckereien des Grosvaters Eichmann zu leiden. Dieser behauptete nämlich, der Brand sei durch eine Rakete des vorigen Abends entstanden, und das Feuerwerk sei an allem Unglücke Schuld, wogegen Fritz sich mit vielem Eifer vertheidigte.
Die Umfangsmauern der Kirche blieben viele Jahre als gewaltige Ruine stehn. Sie wurden dann zum Abbruche verkauft, und der Platz mit Bäumen bepflanzt, die aber nie recht gedeihen wollten, weil man den Schutt nicht tief genug aufgeräumt; doch war der Platz für die Kinder der zunächstgelegenen engen Straßen als eine große Wohlthat zu betrachten. Aus dem Erlöse des Verkaufs sammelte man, Zinsen auf Zinsen schlagend, ein Kapital, von dem die jetzige Kirche, eine wahre Zierde der Stadt, durch Strack aufgeführt ward.
Zwar erhoben sich manche Stimmen gegen den Wiederaufbau an dieser Stelle. In anderen großen Städten, wie Paris und London, verwende man Millionen darauf, um freie Plätze zum Heile der Umwohnenden zu schaffen, hier wolle man einen vom Schicksal selbst geschenkten Platz zubauen, auf dem die Jugend der Nachbarschaft sich so fröhlich tummle. Fromme Gemüther wiesen auf den Umstand hin, daß die Kirche nun schon zum zweiten Male, zuerst unter Friedrich Wilhelm I. (1730) durch einen Blitzstrahl entzündet abgebrannt, und bald darauf (1734) der neuerbaute
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