Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].Zinsen seines kleinen Erbtheiles und von seiner Feder zu leben. Ein älterer Bruder hatte die vom Vater hinterlassene Buchhandlung übernommen, starb aber nach wenigen Jahren. Ein andrer Bruder lebte als gefeierter Professor der Theologie in Frankfurt a. d. Oder. Er war ein Freund Lessings, und wird in den Streitigkeiten mit Lange öfter genannt. Dieser konnte die Buchhandlung nicht fortführen: denn unter den damaligen Verhältnissen wäre es ein starker Schritt rückwärts gewesen, wenn ein Universitätsprofessor das Katheder mit dem Schreibpulte des Geschäftsmannes vertauscht hätte. Da entschloß sich Friedrich Nicolai das väterliche Geschäft fortzusetzen. Er begann damit, daß er den größten Theil des alten werthvollen Lagers zu Gelde machte, und mit dem dadurch erhaltenen Kapitale weiter arbeitete. Was er unternahm gedieh. Im Jahre 1765 gründete er die allgemeine Deutsche Bibliothek, die er bis zum Jahre 1805 durch 268 Bände fortführte. Während des siebenjährigen Krieges verheirathete er sich mit Eusebia Macaria Schaarschmidt, und hatte mit ihr acht Kinder. Seine Wirksamkeit im Fache der Kritik gehört der Litteraturgeschichte an. Daß er die Morgendämmerung der deutschen Litteratur für ein Gewitter hielt, wird ihm immer zum Vorwurfe gemacht werden; daß er überall ein redliches und aufrichtiges Streben einsetzte für das, was er als Recht ansah, wird auch von seinen Feinden anerkannt. Sein fast vollständig erhaltener Briefwechsel in 92 Foliobänden giebt ein Zeugniß seiner unermüdlichen Thätigkeit. Seine Privatbibliothek umfaßte bei seinem Tode über 16000 Bände, unter denen die grösten bibliographischen Seltenheiten. Seine Sammlung von Bild- Zinsen seines kleinen Erbtheiles und von seiner Feder zu leben. Ein älterer Bruder hatte die vom Vater hinterlassene Buchhandlung übernommen, starb aber nach wenigen Jahren. Ein andrer Bruder lebte als gefeierter Professor der Theologie in Frankfurt a. d. Oder. Er war ein Freund Lessings, und wird in den Streitigkeiten mit Lange öfter genannt. Dieser konnte die Buchhandlung nicht fortführen: denn unter den damaligen Verhältnissen wäre es ein starker Schritt rückwärts gewesen, wenn ein Universitätsprofessor das Katheder mit dem Schreibpulte des Geschäftsmannes vertauscht hätte. Da entschloß sich Friedrich Nicolai das väterliche Geschäft fortzusetzen. Er begann damit, daß er den größten Theil des alten werthvollen Lagers zu Gelde machte, und mit dem dadurch erhaltenen Kapitale weiter arbeitete. Was er unternahm gedieh. Im Jahre 1765 gründete er die allgemeine Deutsche Bibliothek, die er bis zum Jahre 1805 durch 268 Bände fortführte. Während des siebenjährigen Krieges verheirathete er sich mit Eusebia Macaria Schaarschmidt, und hatte mit ihr acht Kinder. Seine Wirksamkeit im Fache der Kritik gehört der Litteraturgeschichte an. Daß er die Morgendämmerung der deutschen Litteratur für ein Gewitter hielt, wird ihm immer zum Vorwurfe gemacht werden; daß er überall ein redliches und aufrichtiges Streben einsetzte für das, was er als Recht ansah, wird auch von seinen Feinden anerkannt. Sein fast vollständig erhaltener Briefwechsel in 92 Foliobänden giebt ein Zeugniß seiner unermüdlichen Thätigkeit. Seine Privatbibliothek umfaßte bei seinem Tode über 16000 Bände, unter denen die grösten bibliographischen Seltenheiten. Seine Sammlung von Bild- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="6"/> Zinsen seines kleinen Erbtheiles und von seiner Feder zu leben. Ein älterer Bruder hatte die vom Vater hinterlassene Buchhandlung übernommen, starb aber nach wenigen Jahren. Ein andrer Bruder lebte als gefeierter Professor der Theologie in Frankfurt a. d. Oder. Er war ein Freund Lessings, und wird in den Streitigkeiten mit Lange öfter genannt. Dieser konnte die Buchhandlung nicht fortführen: denn unter den damaligen Verhältnissen wäre es ein starker Schritt rückwärts gewesen, wenn ein Universitätsprofessor das Katheder mit dem Schreibpulte des Geschäftsmannes vertauscht hätte. </p><lb/> <p>Da entschloß sich Friedrich Nicolai das väterliche Geschäft fortzusetzen. Er begann damit, daß er den größten Theil des alten werthvollen Lagers zu Gelde machte, und mit dem dadurch erhaltenen Kapitale weiter arbeitete. Was er unternahm gedieh. Im Jahre 1765 gründete er die allgemeine Deutsche Bibliothek, die er bis zum Jahre 1805 durch 268 Bände fortführte. Während des siebenjährigen Krieges verheirathete er sich mit Eusebia Macaria Schaarschmidt, und hatte mit ihr acht Kinder. </p><lb/> <p>Seine Wirksamkeit im Fache der Kritik gehört der Litteraturgeschichte an. Daß er die Morgendämmerung der deutschen Litteratur für ein Gewitter hielt, wird ihm immer zum Vorwurfe gemacht werden; daß er überall ein redliches und aufrichtiges Streben einsetzte für das, was er als Recht ansah, wird auch von seinen Feinden anerkannt. Sein fast vollständig erhaltener Briefwechsel in 92 Foliobänden giebt ein Zeugniß seiner unermüdlichen Thätigkeit. Seine Privatbibliothek umfaßte bei seinem Tode über 16000 Bände, unter denen die grösten bibliographischen Seltenheiten. Seine Sammlung von Bild- </p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0018]
Zinsen seines kleinen Erbtheiles und von seiner Feder zu leben. Ein älterer Bruder hatte die vom Vater hinterlassene Buchhandlung übernommen, starb aber nach wenigen Jahren. Ein andrer Bruder lebte als gefeierter Professor der Theologie in Frankfurt a. d. Oder. Er war ein Freund Lessings, und wird in den Streitigkeiten mit Lange öfter genannt. Dieser konnte die Buchhandlung nicht fortführen: denn unter den damaligen Verhältnissen wäre es ein starker Schritt rückwärts gewesen, wenn ein Universitätsprofessor das Katheder mit dem Schreibpulte des Geschäftsmannes vertauscht hätte.
Da entschloß sich Friedrich Nicolai das väterliche Geschäft fortzusetzen. Er begann damit, daß er den größten Theil des alten werthvollen Lagers zu Gelde machte, und mit dem dadurch erhaltenen Kapitale weiter arbeitete. Was er unternahm gedieh. Im Jahre 1765 gründete er die allgemeine Deutsche Bibliothek, die er bis zum Jahre 1805 durch 268 Bände fortführte. Während des siebenjährigen Krieges verheirathete er sich mit Eusebia Macaria Schaarschmidt, und hatte mit ihr acht Kinder.
Seine Wirksamkeit im Fache der Kritik gehört der Litteraturgeschichte an. Daß er die Morgendämmerung der deutschen Litteratur für ein Gewitter hielt, wird ihm immer zum Vorwurfe gemacht werden; daß er überall ein redliches und aufrichtiges Streben einsetzte für das, was er als Recht ansah, wird auch von seinen Feinden anerkannt. Sein fast vollständig erhaltener Briefwechsel in 92 Foliobänden giebt ein Zeugniß seiner unermüdlichen Thätigkeit. Seine Privatbibliothek umfaßte bei seinem Tode über 16000 Bände, unter denen die grösten bibliographischen Seltenheiten. Seine Sammlung von Bild-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1)
(2014-01-07T13:04:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |