Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].kleine Parterrewohnung im Nicolaischen Stadthause, deren Fenster theils in den Hof, theils in den dichtbewachsenen, von hohen Mauern umgebenen Hausgarten gingen, wurde fortan der Sitz des glücklichsten Familienlebens. Mein Vater wandte alles an, um dem alternden, bereits verwittweten Schwiegervater das Leben so angenehm als möglich zu machen. Dies wurde von dem letzteren um so mehr empfunden, als er in seiner eignen Familie viel herbes erfahren hatte. Sein Vater Christoph Gottlieb Nicolai lernte bei Gottfried Zimmermann in Wittenberg die Buchhandlung und heirathete die Tochter seines Principals. Als Mitgift erhielt er eine kleine Filialbuchhandlung in Berlin, welches am Ende des 17. Jahrhunderts in Bezug auf litterarischen Verkehr gegen die hochberühmte Universität Wittenberg weit zurückstand. Zimmermann genoß bei seinen Mitbürgern eines großen Ansehns; es giebt mehrere Kupferstiche von ihm, deren einer folgende Unterschrift trägt: Gottfried Zimmermann. Wer seinen Gott verehrt, auf seinen Jesum bauet, Gebohr. A. 1670 d. 7. May. Gestorb. A. 1723 d. 17. Aug. Von den 8 Kindern meines Urgrosvaters war Friedrich Christoph Nicolai das jüngste. Er zeigte von Jugend auf eine große Neigung zur Schriftstellerei, und beschloß, als er herangewachsen und der Vater gestorben war, von den kleine Parterrewohnung im Nicolaischen Stadthause, deren Fenster theils in den Hof, theils in den dichtbewachsenen, von hohen Mauern umgebenen Hausgarten gingen, wurde fortan der Sitz des glücklichsten Familienlebens. Mein Vater wandte alles an, um dem alternden, bereits verwittweten Schwiegervater das Leben so angenehm als möglich zu machen. Dies wurde von dem letzteren um so mehr empfunden, als er in seiner eignen Familie viel herbes erfahren hatte. Sein Vater Christoph Gottlieb Nicolai lernte bei Gottfried Zimmermann in Wittenberg die Buchhandlung und heirathete die Tochter seines Principals. Als Mitgift erhielt er eine kleine Filialbuchhandlung in Berlin, welches am Ende des 17. Jahrhunderts in Bezug auf litterarischen Verkehr gegen die hochberühmte Universität Wittenberg weit zurückstand. Zimmermann genoß bei seinen Mitbürgern eines großen Ansehns; es giebt mehrere Kupferstiche von ihm, deren einer folgende Unterschrift trägt: Gottfried Zimmermann. Wer seinen Gott verehrt, auf seinen Jesum bauet, Gebohr. A. 1670 d. 7. May. Gestorb. A. 1723 d. 17. Aug. Von den 8 Kindern meines Urgrosvaters war Friedrich Christoph Nicolai das jüngste. Er zeigte von Jugend auf eine große Neigung zur Schriftstellerei, und beschloß, als er herangewachsen und der Vater gestorben war, von den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0017" n="5"/> kleine Parterrewohnung im Nicolaischen Stadthause, deren Fenster theils in den Hof, theils in den dichtbewachsenen, von hohen Mauern umgebenen Hausgarten gingen, wurde fortan der Sitz des glücklichsten Familienlebens. Mein Vater wandte alles an, um dem alternden, bereits verwittweten Schwiegervater das Leben so angenehm als möglich zu machen. Dies wurde von dem letzteren um so mehr empfunden, als er in seiner eignen Familie viel herbes erfahren hatte. </p><lb/> <p>Sein Vater Christoph Gottlieb Nicolai lernte bei Gottfried Zimmermann in Wittenberg die Buchhandlung und heirathete die Tochter seines Principals. Als Mitgift erhielt er eine kleine Filialbuchhandlung in Berlin, welches am Ende des 17. Jahrhunderts in Bezug auf litterarischen Verkehr gegen die hochberühmte Universität Wittenberg weit zurückstand. Zimmermann genoß bei seinen Mitbürgern eines großen Ansehns; es giebt mehrere Kupferstiche von ihm, deren einer folgende Unterschrift trägt: </p><lb/> <p rendition="#c">Gottfried Zimmermann.<lb/> Raths Verwandter zu Wittenberg, wie auch daselbst und in Zerbst Privilegirter Buchhändler. </p><lb/> <p rendition="#c">Wer seinen Gott verehrt, auf seinen Jesum bauet,<lb/> Wer seinem Nächsten dient, auf das, was recht ist, schauet,<lb/> Der scheuet Niemand nicht, ihm hat Niemand nichts an,<lb/> Du fragest, wer ist der? der selge Zimmermann. </p><lb/> <p rendition="#c">Gebohr. A. 1670 d. 7. May. Gestorb. A. 1723 d. 17. Aug.</p><lb/> <p>Von den 8 Kindern meines Urgrosvaters war Friedrich Christoph Nicolai das jüngste. Er zeigte von Jugend auf eine große Neigung zur Schriftstellerei, und beschloß, als er herangewachsen und der Vater gestorben war, von den </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0017]
kleine Parterrewohnung im Nicolaischen Stadthause, deren Fenster theils in den Hof, theils in den dichtbewachsenen, von hohen Mauern umgebenen Hausgarten gingen, wurde fortan der Sitz des glücklichsten Familienlebens. Mein Vater wandte alles an, um dem alternden, bereits verwittweten Schwiegervater das Leben so angenehm als möglich zu machen. Dies wurde von dem letzteren um so mehr empfunden, als er in seiner eignen Familie viel herbes erfahren hatte.
Sein Vater Christoph Gottlieb Nicolai lernte bei Gottfried Zimmermann in Wittenberg die Buchhandlung und heirathete die Tochter seines Principals. Als Mitgift erhielt er eine kleine Filialbuchhandlung in Berlin, welches am Ende des 17. Jahrhunderts in Bezug auf litterarischen Verkehr gegen die hochberühmte Universität Wittenberg weit zurückstand. Zimmermann genoß bei seinen Mitbürgern eines großen Ansehns; es giebt mehrere Kupferstiche von ihm, deren einer folgende Unterschrift trägt:
Gottfried Zimmermann.
Raths Verwandter zu Wittenberg, wie auch daselbst und in Zerbst Privilegirter Buchhändler.
Wer seinen Gott verehrt, auf seinen Jesum bauet,
Wer seinem Nächsten dient, auf das, was recht ist, schauet,
Der scheuet Niemand nicht, ihm hat Niemand nichts an,
Du fragest, wer ist der? der selge Zimmermann.
Gebohr. A. 1670 d. 7. May. Gestorb. A. 1723 d. 17. Aug.
Von den 8 Kindern meines Urgrosvaters war Friedrich Christoph Nicolai das jüngste. Er zeigte von Jugend auf eine große Neigung zur Schriftstellerei, und beschloß, als er herangewachsen und der Vater gestorben war, von den
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