Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].der verschiedenen, mit Büchern angefüllten Zimmer den Standort der Fächer an, und so läßt sich jedes Buch ohne Schwierigkeit auffinden. Anfangs besorgte Nicolai das Aufschreiben der Titel selbst, und noch jetzt erfreuen mich auf manchem Buche die festen reinen Züge seiner Hand; später übergab er dies Geschäft einem Gehülfen der Buchhandlung. Die ganze für eine Privatbibliothek musterhafte Einrichtung habe ich beibehalten und getreulich fortgeführt. Auch von dem gelben Papiere mochte ich mich anfangs nicht trennen. So wurde noch die Oktavausgabe von Göthe's Werken (1815-1819) gelb gebunden, wobei das Aufschreiben des Titels und Inhaltes mir ein wahres Vergnügen gewährte; aber da mit der Zeit das abscheuliche gelbe Papier bei allen Bekannten gar zu vielen Widerspruch erregte, so wählte ich andre Einbände, und ließ Titel und Inhalt hinten aufdrucken. Nicolai hatte sich von Chodowiecki eine Etiquette, die jedem Buche vorn eingeklebt ist, zeichnen und stechen lassen; ein kleiner Genius hält ein großes Buch, in dem ein andrer Genius buchstabirt: Friderici Nicolai et amicorum. Gewiß das liberalste Motto für einen Bücherbesitzer! Gern hätte ich es bei der späteren Vermehrung der Bibliothek beibehalten, aber theils waren die beiden Platten (eine für das größere, die andre für das kleinere Format) gänzlich ausgedruckt, theils war kein Nicolai mehr vorhanden, um sie unverändert neu stechen zu lassen. Die Abänderung: Gustavi Parthey et amicorum schien die gar zu wohlfeile Wiederholung eines guten Einfalles. Lange blieb ich in Ungewisheit und ließ die neuen Erwerbungen ohne Bücherzeichen, bis denn endlich aus den Unterredun- der verschiedenen, mit Büchern angefüllten Zimmer den Standort der Fächer an, und so läßt sich jedes Buch ohne Schwierigkeit auffinden. Anfangs besorgte Nicolai das Aufschreiben der Titel selbst, und noch jetzt erfreuen mich auf manchem Buche die festen reinen Züge seiner Hand; später übergab er dies Geschäft einem Gehülfen der Buchhandlung. Die ganze für eine Privatbibliothek musterhafte Einrichtung habe ich beibehalten und getreulich fortgeführt. Auch von dem gelben Papiere mochte ich mich anfangs nicht trennen. So wurde noch die Oktavausgabe von Göthe’s Werken (1815–1819) gelb gebunden, wobei das Aufschreiben des Titels und Inhaltes mir ein wahres Vergnügen gewährte; aber da mit der Zeit das abscheuliche gelbe Papier bei allen Bekannten gar zu vielen Widerspruch erregte, so wählte ich andre Einbände, und ließ Titel und Inhalt hinten aufdrucken. Nicolai hatte sich von Chodowiecki eine Etiquette, die jedem Buche vorn eingeklebt ist, zeichnen und stechen lassen; ein kleiner Genius hält ein großes Buch, in dem ein andrer Genius buchstabirt: Friderici Nicolai et amicorum. Gewiß das liberalste Motto für einen Bücherbesitzer! Gern hätte ich es bei der späteren Vermehrung der Bibliothek beibehalten, aber theils waren die beiden Platten (eine für das größere, die andre für das kleinere Format) gänzlich ausgedruckt, theils war kein Nicolai mehr vorhanden, um sie unverändert neu stechen zu lassen. Die Abänderung: Gustavi Parthey et amicorum schien die gar zu wohlfeile Wiederholung eines guten Einfalles. Lange blieb ich in Ungewisheit und ließ die neuen Erwerbungen ohne Bücherzeichen, bis denn endlich aus den Unterredun- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0195" n="183"/> der verschiedenen, mit Büchern angefüllten Zimmer den Standort der Fächer an, und so läßt sich jedes Buch ohne Schwierigkeit auffinden. Anfangs besorgte Nicolai das Aufschreiben der Titel selbst, und noch jetzt erfreuen mich auf manchem Buche die festen reinen Züge seiner Hand; später übergab er dies Geschäft einem Gehülfen der Buchhandlung. </p><lb/> <p>Die ganze für eine Privatbibliothek musterhafte Einrichtung habe ich beibehalten und getreulich fortgeführt. Auch von dem gelben Papiere mochte ich mich anfangs nicht trennen. So wurde noch die Oktavausgabe von Göthe’s Werken (1815–1819) gelb gebunden, wobei das Aufschreiben des Titels und Inhaltes mir ein wahres Vergnügen gewährte; aber da mit der Zeit das abscheuliche gelbe Papier bei allen Bekannten gar zu vielen Widerspruch erregte, so wählte ich andre Einbände, und ließ Titel und Inhalt hinten aufdrucken. </p><lb/> <p>Nicolai hatte sich von Chodowiecki eine Etiquette, die jedem Buche vorn eingeklebt ist, zeichnen und stechen lassen; ein kleiner Genius hält ein großes Buch, in dem ein andrer Genius buchstabirt: Friderici Nicolai et amicorum. Gewiß das liberalste Motto für einen Bücherbesitzer! Gern hätte ich es bei der späteren Vermehrung der Bibliothek beibehalten, aber theils waren die beiden Platten (eine für das größere, die andre für das kleinere Format) gänzlich ausgedruckt, theils war kein Nicolai mehr vorhanden, um sie unverändert neu stechen zu lassen. Die Abänderung: Gustavi Parthey et amicorum schien die gar zu wohlfeile Wiederholung eines guten Einfalles. Lange blieb ich in Ungewisheit und ließ die neuen Erwerbungen ohne Bücherzeichen, bis denn endlich aus den Unterredun- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0195]
der verschiedenen, mit Büchern angefüllten Zimmer den Standort der Fächer an, und so läßt sich jedes Buch ohne Schwierigkeit auffinden. Anfangs besorgte Nicolai das Aufschreiben der Titel selbst, und noch jetzt erfreuen mich auf manchem Buche die festen reinen Züge seiner Hand; später übergab er dies Geschäft einem Gehülfen der Buchhandlung.
Die ganze für eine Privatbibliothek musterhafte Einrichtung habe ich beibehalten und getreulich fortgeführt. Auch von dem gelben Papiere mochte ich mich anfangs nicht trennen. So wurde noch die Oktavausgabe von Göthe’s Werken (1815–1819) gelb gebunden, wobei das Aufschreiben des Titels und Inhaltes mir ein wahres Vergnügen gewährte; aber da mit der Zeit das abscheuliche gelbe Papier bei allen Bekannten gar zu vielen Widerspruch erregte, so wählte ich andre Einbände, und ließ Titel und Inhalt hinten aufdrucken.
Nicolai hatte sich von Chodowiecki eine Etiquette, die jedem Buche vorn eingeklebt ist, zeichnen und stechen lassen; ein kleiner Genius hält ein großes Buch, in dem ein andrer Genius buchstabirt: Friderici Nicolai et amicorum. Gewiß das liberalste Motto für einen Bücherbesitzer! Gern hätte ich es bei der späteren Vermehrung der Bibliothek beibehalten, aber theils waren die beiden Platten (eine für das größere, die andre für das kleinere Format) gänzlich ausgedruckt, theils war kein Nicolai mehr vorhanden, um sie unverändert neu stechen zu lassen. Die Abänderung: Gustavi Parthey et amicorum schien die gar zu wohlfeile Wiederholung eines guten Einfalles. Lange blieb ich in Ungewisheit und ließ die neuen Erwerbungen ohne Bücherzeichen, bis denn endlich aus den Unterredun-
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