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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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brauchte also nicht auf die Seite zu treten. Wir beide hatten uns das Schauspiel viel größer, erhabener und schauerlicher vorgestellt; ich mußte an die Worte meines Vaters denken, der unter seinen anfänglichen Weigerungsgründen auch angeführt hatte: Kinder, ihr werdet gar nichts sehn, denn ihr seid viel zu weit entfernt.

Von einigen Personen der Gesellschaft, die der Gegend kundig waren, wurde vorgeschlagen, die Wagen stehn zu lassen, und zu Fuß etwas weiter vorwärts zu gehn. Dies geschah; aber ein feiner Regen fiel uns sehr beschwerlich, und der Spandauer Wind machte uns die Finger erklammen. Das Fortkommen auf dem durchweichten Boden war mühsam; in der Ebne sah man noch weniger als auf dem Hügel. Wohldurchfroren und durchnäßt kehrten wir zu dem Wagen zurück, und waren sehr froh, auf dem Heimwege den Spandauer Wind im Rücken zu haben. Vetter Fritz blieb bei uns zum Abendessen, und wußte durch allerlei scherzhafte Anregungen Fritzens Lust am Erzählen wach zu halten.

Wenige Tage nachher, als wir unter den Linden spazierten, und dem gewohnten Krachen vergnüglich zuhörten, geschah ein gewaltiger Knall, der weder von einer Bombe, noch von einer ganzen Batterie Kanonen herrühren konnte. Noch an demselben Abend kam die Nachricht, daß durch eine preußische Bombe das Pulvermagazin in Spandau aufgeflogen sei. Nun war die Festung von den Franzosen nicht mehr zu halten; das Schießen hörte gänzlich auf, Unterhandlungen wurden angeknüpft, und bald darauf erfolgte die Uebergabe. Man erzählte so viel von den fürchterlichen Wirkungen der preußischen Geschosse, daß unsre Neugierde aufs höchste stieg. Vetter Fritz veran-

brauchte also nicht auf die Seite zu treten. Wir beide hatten uns das Schauspiel viel größer, erhabener und schauerlicher vorgestellt; ich mußte an die Worte meines Vaters denken, der unter seinen anfänglichen Weigerungsgründen auch angeführt hatte: Kinder, ihr werdet gar nichts sehn, denn ihr seid viel zu weit entfernt.

Von einigen Personen der Gesellschaft, die der Gegend kundig waren, wurde vorgeschlagen, die Wagen stehn zu lassen, und zu Fuß etwas weiter vorwärts zu gehn. Dies geschah; aber ein feiner Regen fiel uns sehr beschwerlich, und der Spandauer Wind machte uns die Finger erklammen. Das Fortkommen auf dem durchweichten Boden war mühsam; in der Ebne sah man noch weniger als auf dem Hügel. Wohldurchfroren und durchnäßt kehrten wir zu dem Wagen zurück, und waren sehr froh, auf dem Heimwege den Spandauer Wind im Rücken zu haben. Vetter Fritz blieb bei uns zum Abendessen, und wußte durch allerlei scherzhafte Anregungen Fritzens Lust am Erzählen wach zu halten.

Wenige Tage nachher, als wir unter den Linden spazierten, und dem gewohnten Krachen vergnüglich zuhörten, geschah ein gewaltiger Knall, der weder von einer Bombe, noch von einer ganzen Batterie Kanonen herrühren konnte. Noch an demselben Abend kam die Nachricht, daß durch eine preußische Bombe das Pulvermagazin in Spandau aufgeflogen sei. Nun war die Festung von den Franzosen nicht mehr zu halten; das Schießen hörte gänzlich auf, Unterhandlungen wurden angeknüpft, und bald darauf erfolgte die Uebergabe. Man erzählte so viel von den fürchterlichen Wirkungen der preußischen Geschosse, daß unsre Neugierde aufs höchste stieg. Vetter Fritz veran-

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brauchte also nicht auf die Seite zu treten. Wir beide hatten uns das Schauspiel viel größer, erhabener und schauerlicher vorgestellt; ich mußte an die Worte meines Vaters denken, der unter seinen anfänglichen Weigerungsgründen auch angeführt hatte: Kinder, ihr werdet gar nichts sehn, denn ihr seid viel zu weit entfernt. </p><lb/>
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[351/0363] brauchte also nicht auf die Seite zu treten. Wir beide hatten uns das Schauspiel viel größer, erhabener und schauerlicher vorgestellt; ich mußte an die Worte meines Vaters denken, der unter seinen anfänglichen Weigerungsgründen auch angeführt hatte: Kinder, ihr werdet gar nichts sehn, denn ihr seid viel zu weit entfernt. Von einigen Personen der Gesellschaft, die der Gegend kundig waren, wurde vorgeschlagen, die Wagen stehn zu lassen, und zu Fuß etwas weiter vorwärts zu gehn. Dies geschah; aber ein feiner Regen fiel uns sehr beschwerlich, und der Spandauer Wind machte uns die Finger erklammen. Das Fortkommen auf dem durchweichten Boden war mühsam; in der Ebne sah man noch weniger als auf dem Hügel. Wohldurchfroren und durchnäßt kehrten wir zu dem Wagen zurück, und waren sehr froh, auf dem Heimwege den Spandauer Wind im Rücken zu haben. Vetter Fritz blieb bei uns zum Abendessen, und wußte durch allerlei scherzhafte Anregungen Fritzens Lust am Erzählen wach zu halten. Wenige Tage nachher, als wir unter den Linden spazierten, und dem gewohnten Krachen vergnüglich zuhörten, geschah ein gewaltiger Knall, der weder von einer Bombe, noch von einer ganzen Batterie Kanonen herrühren konnte. Noch an demselben Abend kam die Nachricht, daß durch eine preußische Bombe das Pulvermagazin in Spandau aufgeflogen sei. Nun war die Festung von den Franzosen nicht mehr zu halten; das Schießen hörte gänzlich auf, Unterhandlungen wurden angeknüpft, und bald darauf erfolgte die Uebergabe. Man erzählte so viel von den fürchterlichen Wirkungen der preußischen Geschosse, daß unsre Neugierde aufs höchste stieg. Vetter Fritz veran-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/363>, abgerufen am 22.11.2024.