Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].diese Freundschaft von beiden Seiten eine aufrichtige war; aus den Briefen meiner Mutter und meiner Tante Lottchen geht hervor, daß Elisa vom ganzen Nioolaischen Hause wie ein Schutzgeist höherer Ordnung verehrt wurde. Ihre hohe Geburt machte es nothwendig, daß sie auch den königlichen Hof in Berlin besuchte. Ihr majestätischer Wuchs und der Sonnenglanz ihres hellen Auges, die treue Arglosigkeit ihres Gespräches, die niemals die Gränze des feinsten vornehmsten Taktes überschritt, machten sie auch hier zu einer allgemein bewunderten Erscheinung. Es that ihr auch gar keinen Eintrag, als sie einmal, bei einer ihr nicht kundgewordenen Hoftrauer, in feuerfarbenem Atlas erschien, und sich wie eine wandelnde Flamme unter den schwarzen Gestalten auf- und abbewegte. Einst hatte sie mit Göckingk, Zollikofer und andern Notabilitäten ein Diner bei Nicolai eingenommen, und mußte nachher noch an den Hof gehn. Sie hob mit der Linken die Schleppe ihres grauseidnen Kleides auf, machte mit der Rechten eine anmuthig grüßende Bewegung und sagte: nun, meine Herren, muß ich mich empfehlen. Begeistert von der unbeschreiblichen Würde dieser Erscheinung rief Göckingk: so muß Graff sie malen! Diese Idee wurde später wirklich ausgeführt. Graff in Dresden lieferte ein ausgezeichnetes Kniestück, das über Nicolais Sopha hing, und das ich noch immer als eine Zierde meiner kleinen Gemäldesammlung betrachte. Es sollen mehrere Wiederholungen nach diesem Originale aus Graffs Atelier hervorgegangen sein, von denen mir jedoch keine zu Gesicht gekonunen ist. Vor der Abreise nach Petersburg nahm Frau von der Recke bei Nicolai ein großes Frühstück ein, und er sagte diese Freundschaft von beiden Seiten eine aufrichtige war; aus den Briefen meiner Mutter und meiner Tante Lottchen geht hervor, daß Elisa vom ganzen Nioolaischen Hause wie ein Schutzgeist höherer Ordnung verehrt wurde. Ihre hohe Geburt machte es nothwendig, daß sie auch den königlichen Hof in Berlin besuchte. Ihr majestätischer Wuchs und der Sonnenglanz ihres hellen Auges, die treue Arglosigkeit ihres Gespräches, die niemals die Gränze des feinsten vornehmsten Taktes überschritt, machten sie auch hier zu einer allgemein bewunderten Erscheinung. Es that ihr auch gar keinen Eintrag, als sie einmal, bei einer ihr nicht kundgewordenen Hoftrauer, in feuerfarbenem Atlas erschien, und sich wie eine wandelnde Flamme unter den schwarzen Gestalten auf- und abbewegte. Einst hatte sie mit Göckingk, Zollikofer und andern Notabilitäten ein Diner bei Nicolai eingenommen, und mußte nachher noch an den Hof gehn. Sie hob mit der Linken die Schleppe ihres grauseidnen Kleides auf, machte mit der Rechten eine anmuthig grüßende Bewegung und sagte: nun, meine Herren, muß ich mich empfehlen. Begeistert von der unbeschreiblichen Würde dieser Erscheinung rief Göckingk: so muß Graff sie malen! Diese Idee wurde später wirklich ausgeführt. Graff in Dresden lieferte ein ausgezeichnetes Kniestück, das über Nicolais Sopha hing, und das ich noch immer als eine Zierde meiner kleinen Gemäldesammlung betrachte. Es sollen mehrere Wiederholungen nach diesem Originale aus Graffs Atelier hervorgegangen sein, von denen mir jedoch keine zu Gesicht gekonunen ist. Vor der Abreise nach Petersburg nahm Frau von der Recke bei Nicolai ein großes Frühstück ein, und er sagte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051" n="39"/> diese Freundschaft von beiden Seiten eine aufrichtige war; aus den Briefen meiner Mutter und meiner Tante Lottchen geht hervor, daß Elisa vom ganzen Nioolaischen Hause wie ein Schutzgeist höherer Ordnung verehrt wurde. </p><lb/> <p>Ihre hohe Geburt machte es nothwendig, daß sie auch den königlichen Hof in Berlin besuchte. 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Graff in Dresden lieferte ein ausgezeichnetes Kniestück, das über Nicolais Sopha hing, und das ich noch immer als eine Zierde meiner kleinen Gemäldesammlung betrachte. Es sollen mehrere Wiederholungen nach diesem Originale aus Graffs Atelier hervorgegangen sein, von denen mir jedoch keine zu Gesicht gekonunen ist. </p><lb/> <p>Vor der Abreise nach Petersburg nahm Frau von der Recke bei Nicolai ein großes Frühstück ein, und er sagte </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [39/0051]
diese Freundschaft von beiden Seiten eine aufrichtige war; aus den Briefen meiner Mutter und meiner Tante Lottchen geht hervor, daß Elisa vom ganzen Nioolaischen Hause wie ein Schutzgeist höherer Ordnung verehrt wurde.
Ihre hohe Geburt machte es nothwendig, daß sie auch den königlichen Hof in Berlin besuchte. Ihr majestätischer Wuchs und der Sonnenglanz ihres hellen Auges, die treue Arglosigkeit ihres Gespräches, die niemals die Gränze des feinsten vornehmsten Taktes überschritt, machten sie auch hier zu einer allgemein bewunderten Erscheinung. Es that ihr auch gar keinen Eintrag, als sie einmal, bei einer ihr nicht kundgewordenen Hoftrauer, in feuerfarbenem Atlas erschien, und sich wie eine wandelnde Flamme unter den schwarzen Gestalten auf- und abbewegte.
Einst hatte sie mit Göckingk, Zollikofer und andern Notabilitäten ein Diner bei Nicolai eingenommen, und mußte nachher noch an den Hof gehn. Sie hob mit der Linken die Schleppe ihres grauseidnen Kleides auf, machte mit der Rechten eine anmuthig grüßende Bewegung und sagte: nun, meine Herren, muß ich mich empfehlen. Begeistert von der unbeschreiblichen Würde dieser Erscheinung rief Göckingk: so muß Graff sie malen! Diese Idee wurde später wirklich ausgeführt. Graff in Dresden lieferte ein ausgezeichnetes Kniestück, das über Nicolais Sopha hing, und das ich noch immer als eine Zierde meiner kleinen Gemäldesammlung betrachte. Es sollen mehrere Wiederholungen nach diesem Originale aus Graffs Atelier hervorgegangen sein, von denen mir jedoch keine zu Gesicht gekonunen ist.
Vor der Abreise nach Petersburg nahm Frau von der Recke bei Nicolai ein großes Frühstück ein, und er sagte
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