Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].zu vereinigen, Misverständnisse aufzuheben, und einen friedlichen Zustand in der Gesellschaft herzustellen wissen. Sagte ich nun: Sie, verehrte Freundin, gehören zu diesen; so würde ich viel zu wenig sagen. Denn auf meinem Lebenswege ist mir niemand begegnet, dem jene Grabe mehr wäre verliehen worden als Ihnen, oder der einen so anhaltenden, so schönen Gebrauch von derselben gemacht hätte. Auch ich und die Meinigen haben davon vergangenen Sommer die wünschenswerthesten Wirkungen erfahren. Meine Frau, die sich Ihnen angelegentlichst empfiehlt, ist noch immer durchdrungen und bewegt von Ihrer Güte, und in unsrem kleinen Familienkreise wird Ihr Andenken als eines wohlthätigen Genius verehrt. Möge uns das Glück beschert seyn Ihnen, Verehrte, wieder an der heilsamen Quelle zu begegnen, und uns von Ihrem Wohlbefinden gegenwärtig zu überzeugen. Möchten Sie uns gelegentlich Ihrer unvergleichlichen fürstlichen Schwester, Ihren liebenswürdigen Nichten, namentlich der Fürstin von Hohenzollern, auf das dringendste empfehlen, nicht weniger uns in das Andenken des Hr. Tiedge zurückrufen, so würden Sie uns aufs Neue und wiederholt verpflichten. Erlauben Sie, daß ich nun schließe und mich verehrend unterzeichne Göthe." Selten verging eine Woche, ohne daß wir einen oder ein paar Abende oben bei Frau von der Recke zubrachten, gewöhnlich gingen wir um die Theestunde erst zu Tiedge, in dessen matterleuchtetem Zimmer es an einer belebten litterarischen oder politischen Unterhaltung niemals fehlte. Tiedge war in der poetischen Litteratur gut bewandert, zu vereinigen, Misverständnisse aufzuheben, und einen friedlichen Zustand in der Gesellschaft herzustellen wissen. Sagte ich nun: Sie, verehrte Freundin, gehören zu diesen; so würde ich viel zu wenig sagen. Denn auf meinem Lebenswege ist mir niemand begegnet, dem jene Grabe mehr wäre verliehen worden als Ihnen, oder der einen so anhaltenden, so schönen Gebrauch von derselben gemacht hätte. Auch ich und die Meinigen haben davon vergangenen Sommer die wünschenswerthesten Wirkungen erfahren. Meine Frau, die sich Ihnen angelegentlichst empfiehlt, ist noch immer durchdrungen und bewegt von Ihrer Güte, und in unsrem kleinen Familienkreise wird Ihr Andenken als eines wohlthätigen Genius verehrt. Möge uns das Glück beschert seyn Ihnen, Verehrte, wieder an der heilsamen Quelle zu begegnen, und uns von Ihrem Wohlbefinden gegenwärtig zu überzeugen. Möchten Sie uns gelegentlich Ihrer unvergleichlichen fürstlichen Schwester, Ihren liebenswürdigen Nichten, namentlich der Fürstin von Hohenzollern, auf das dringendste empfehlen, nicht weniger uns in das Andenken des Hr. Tiedge zurückrufen, so würden Sie uns aufs Neue und wiederholt verpflichten. Erlauben Sie, daß ich nun schließe und mich verehrend unterzeichne Göthe.“ Selten verging eine Woche, ohne daß wir einen oder ein paar Abende oben bei Frau von der Recke zubrachten, gewöhnlich gingen wir um die Theestunde erst zu Tiedge, in dessen matterleuchtetem Zimmer es an einer belebten litterarischen oder politischen Unterhaltung niemals fehlte. Tiedge war in der poetischen Litteratur gut bewandert, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0015" n="7"/> zu vereinigen, Misverständnisse aufzuheben, und einen friedlichen Zustand in der Gesellschaft herzustellen wissen. Sagte ich nun: Sie, verehrte Freundin, gehören zu diesen; so würde ich viel zu wenig sagen. Denn auf meinem Lebenswege ist mir niemand begegnet, dem jene Grabe mehr wäre verliehen worden als Ihnen, oder der einen so anhaltenden, so schönen Gebrauch von derselben gemacht hätte. </p><lb/> <p>Auch ich und die Meinigen haben davon vergangenen Sommer die wünschenswerthesten Wirkungen erfahren. Meine Frau, die sich Ihnen angelegentlichst empfiehlt, ist noch immer durchdrungen und bewegt von Ihrer Güte, und in unsrem kleinen Familienkreise wird Ihr Andenken als eines wohlthätigen Genius verehrt. Möge uns das Glück beschert seyn Ihnen, Verehrte, wieder an der heilsamen Quelle zu begegnen, und uns von Ihrem Wohlbefinden gegenwärtig zu überzeugen. </p><lb/> <p>Möchten Sie uns gelegentlich Ihrer unvergleichlichen fürstlichen Schwester, Ihren liebenswürdigen Nichten, namentlich der Fürstin von Hohenzollern, auf das dringendste empfehlen, nicht weniger uns in das Andenken des Hr. Tiedge zurückrufen, so würden Sie uns aufs Neue und wiederholt verpflichten. Erlauben Sie, daß ich nun schließe und mich verehrend unterzeichne   Göthe.“ </p><lb/> <p>Selten verging eine Woche, ohne daß wir einen oder ein paar Abende oben bei Frau von der Recke zubrachten, gewöhnlich gingen wir um die Theestunde erst zu Tiedge, in dessen matterleuchtetem Zimmer es an einer belebten litterarischen oder politischen Unterhaltung niemals fehlte. Tiedge war in der poetischen Litteratur gut bewandert, </p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0015]
zu vereinigen, Misverständnisse aufzuheben, und einen friedlichen Zustand in der Gesellschaft herzustellen wissen. Sagte ich nun: Sie, verehrte Freundin, gehören zu diesen; so würde ich viel zu wenig sagen. Denn auf meinem Lebenswege ist mir niemand begegnet, dem jene Grabe mehr wäre verliehen worden als Ihnen, oder der einen so anhaltenden, so schönen Gebrauch von derselben gemacht hätte.
Auch ich und die Meinigen haben davon vergangenen Sommer die wünschenswerthesten Wirkungen erfahren. Meine Frau, die sich Ihnen angelegentlichst empfiehlt, ist noch immer durchdrungen und bewegt von Ihrer Güte, und in unsrem kleinen Familienkreise wird Ihr Andenken als eines wohlthätigen Genius verehrt. Möge uns das Glück beschert seyn Ihnen, Verehrte, wieder an der heilsamen Quelle zu begegnen, und uns von Ihrem Wohlbefinden gegenwärtig zu überzeugen.
Möchten Sie uns gelegentlich Ihrer unvergleichlichen fürstlichen Schwester, Ihren liebenswürdigen Nichten, namentlich der Fürstin von Hohenzollern, auf das dringendste empfehlen, nicht weniger uns in das Andenken des Hr. Tiedge zurückrufen, so würden Sie uns aufs Neue und wiederholt verpflichten. Erlauben Sie, daß ich nun schließe und mich verehrend unterzeichne Göthe.“
Selten verging eine Woche, ohne daß wir einen oder ein paar Abende oben bei Frau von der Recke zubrachten, gewöhnlich gingen wir um die Theestunde erst zu Tiedge, in dessen matterleuchtetem Zimmer es an einer belebten litterarischen oder politischen Unterhaltung niemals fehlte. Tiedge war in der poetischen Litteratur gut bewandert,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1)
(2014-01-07T13:04:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |