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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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innerlich; bald nachher führte er seine junge liebenswürdige Braut, ein Fräulein Meklenburg bei uns ein, und zog darauf nach Zerbst. Sein Sohn ist der jetzige Vicebundeskanzler Delbrück. Otto, der Direktor des botanischen Gartens, der meine Schwester nur ein paar Mal gesehn, ließ ohne weiteres durch den Onkel Kohlrausch bei meinem Vater anhalten. Er wurde eben so wenig erhört, als ein wackrer Oekonom aus der Breseschen Verwandtschaft, der einige Zeit in unserem Hause zur Miethe gewohnt; er schrieb meinem Vater einen langen Brief, dessen Eingang von den niedrigen Kornpreisen handelte, und dessen Schluß eine Bitte um die Hand meiner Schwester enthielt.

Es konnte nicht fehlen, daß diese Vorkomnisse manchmal unter uns zur Sprache kamen, und daß bei der heitern Offenheit, die in unserm Kreise herrschte, in meiner Schwester Gegenwart Anspielungen darauf gemacht wurden. Der vielbelesene Abeken hatte bei einer solchen Gelegenheit den guten Einfall, Lillis Park von Göthe zu citiren, und für sich selbst, unter konvulsivischem Lachen, die Stelle des Bären zu erbitten. Meine Schwester fragte ihn scherzend, ob er je einen Bären gesehn, der hebräisch, griechisch, lateinisch und spanisch verstehe? Mit ihrem natürlichen Takte wußte sie alle Anträge abzulehnen, ohne jemanden zu verletzen, aber bald erschien in Bernard Klein ein Bewerber, der anfangs zurückgewiesen, nach 6 Jahren treuer Beständigkeit zuletzt ihr Herz und ihre Hand gewann.

Wir waren gewohnt, den Geburtstag der Mutter, seit Fritzens verunglücktem Versuche mit den Blumentöpfen, alljährlich durch ein fröhliches Fest in sehr wechselnder Jahreszeit zu begehn. Der 14. April wurde manchmal in Schnee und Eis, manchmal in wonnigem Frühlings-

innerlich; bald nachher führte er seine junge liebenswürdige Braut, ein Fräulein Meklenburg bei uns ein, und zog darauf nach Zerbst. Sein Sohn ist der jetzige Vicebundeskanzler Delbrück. Otto, der Direktor des botanischen Gartens, der meine Schwester nur ein paar Mal gesehn, ließ ohne weiteres durch den Onkel Kohlrausch bei meinem Vater anhalten. Er wurde eben so wenig erhört, als ein wackrer Oekonom aus der Breseschen Verwandtschaft, der einige Zeit in unserem Hause zur Miethe gewohnt; er schrieb meinem Vater einen langen Brief, dessen Eingang von den niedrigen Kornpreisen handelte, und dessen Schluß eine Bitte um die Hand meiner Schwester enthielt.

Es konnte nicht fehlen, daß diese Vorkomnisse manchmal unter uns zur Sprache kamen, und daß bei der heitern Offenheit, die in unserm Kreise herrschte, in meiner Schwester Gegenwart Anspielungen darauf gemacht wurden. Der vielbelesene Abeken hatte bei einer solchen Gelegenheit den guten Einfall, Lillis Park von Göthe zu citiren, und für sich selbst, unter konvulsivischem Lachen, die Stelle des Bären zu erbitten. Meine Schwester fragte ihn scherzend, ob er je einen Bären gesehn, der hebräisch, griechisch, lateinisch und spanisch verstehe? Mit ihrem natürlichen Takte wußte sie alle Anträge abzulehnen, ohne jemanden zu verletzen, aber bald erschien in Bernard Klein ein Bewerber, der anfangs zurückgewiesen, nach 6 Jahren treuer Beständigkeit zuletzt ihr Herz und ihre Hand gewann.

Wir waren gewohnt, den Geburtstag der Mutter, seit Fritzens verunglücktem Versuche mit den Blumentöpfen, alljährlich durch ein fröhliches Fest in sehr wechselnder Jahreszeit zu begehn. Der 14. April wurde manchmal in Schnee und Eis, manchmal in wonnigem Frühlings-

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[186/0194] innerlich; bald nachher führte er seine junge liebenswürdige Braut, ein Fräulein Meklenburg bei uns ein, und zog darauf nach Zerbst. Sein Sohn ist der jetzige Vicebundeskanzler Delbrück. Otto, der Direktor des botanischen Gartens, der meine Schwester nur ein paar Mal gesehn, ließ ohne weiteres durch den Onkel Kohlrausch bei meinem Vater anhalten. Er wurde eben so wenig erhört, als ein wackrer Oekonom aus der Breseschen Verwandtschaft, der einige Zeit in unserem Hause zur Miethe gewohnt; er schrieb meinem Vater einen langen Brief, dessen Eingang von den niedrigen Kornpreisen handelte, und dessen Schluß eine Bitte um die Hand meiner Schwester enthielt. Es konnte nicht fehlen, daß diese Vorkomnisse manchmal unter uns zur Sprache kamen, und daß bei der heitern Offenheit, die in unserm Kreise herrschte, in meiner Schwester Gegenwart Anspielungen darauf gemacht wurden. Der vielbelesene Abeken hatte bei einer solchen Gelegenheit den guten Einfall, Lillis Park von Göthe zu citiren, und für sich selbst, unter konvulsivischem Lachen, die Stelle des Bären zu erbitten. Meine Schwester fragte ihn scherzend, ob er je einen Bären gesehn, der hebräisch, griechisch, lateinisch und spanisch verstehe? Mit ihrem natürlichen Takte wußte sie alle Anträge abzulehnen, ohne jemanden zu verletzen, aber bald erschien in Bernard Klein ein Bewerber, der anfangs zurückgewiesen, nach 6 Jahren treuer Beständigkeit zuletzt ihr Herz und ihre Hand gewann. Wir waren gewohnt, den Geburtstag der Mutter, seit Fritzens verunglücktem Versuche mit den Blumentöpfen, alljährlich durch ein fröhliches Fest in sehr wechselnder Jahreszeit zu begehn. Der 14. April wurde manchmal in Schnee und Eis, manchmal in wonnigem Frühlings-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/194>, abgerufen am 21.11.2024.