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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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er nicht habe sagen mögen, daß die Verse der Messiade entweder schlechte oder gar keine Hexameter seien.

Der junge Voss gab uns in der Metrik zuweilen schwierige griechische Distichen zum übersetzen, und war mit meinen Verdeutschungen nicht unzufrieden. Hiedurch ermuthigt faßte ich, als der Geburtstag des alten Voss, der 20. Februar herankam, den verwegenen Gedanken, ihm ein Festgedicht zu machen, überschrieben "An meinen lieben Vater", unterschrieben "der deutsche Hexameter." Der Sohn dankte darin dem Vater, daß er ihm einen so gesunden kräftigen Bau gegeben, und wünschte ihm, daß er bei gleicher guter Konstitution ein fröhliches Alter erreichen möge. Paul fand die Idee reizend, und trieb zur Vollendung, allein ich feilte so lange, weil ich etwas metrisch ganz tadelloses liefern wollte, bis der Termin immer näher heranrückte, und ich mich zuletzt nicht entschließen konnte, den Glückwunsch abzugeben.

Einmal kam auch die Rede auf F. A. Wolfs Hypothese von der stückweisen Entstehung und nachherigen Zusammensetzung der homerischen Gesänge. Hier fürchteten wir einen Zornausbruch zu hören, aber Voss äußerte sich anfangs sehr ruhig, daß er diese neue Lehre eben nur als Hypothese betrachte. Wolfs schönen Untersuchungen über den ältesten Gebrauch der Schrift bei den Griechen und über die verschiedenen Diorthosen des Homer ließ er volle Gerechtigkeit widerfahren; das seien aber, meinte er, nur Vorarbeiten, das Hauptwerk fehle; von den Prolegomena sei nur der erste Theil erschienen, und Wolf werde nicht im Stande sein, einen zweiten folgen zu lassen, weil er dann auf den Kern der Sache kommen müsse. Daß der todte Pylaemenes noch einmal auf-

er nicht habe sagen mögen, daß die Verse der Messiade entweder schlechte oder gar keine Hexameter seien.

Der junge Voss gab uns in der Metrik zuweilen schwierige griechische Distichen zum übersetzen, und war mit meinen Verdeutschungen nicht unzufrieden. Hiedurch ermuthigt faßte ich, als der Geburtstag des alten Voss, der 20. Februar herankam, den verwegenen Gedanken, ihm ein Festgedicht zu machen, überschrieben „An meinen lieben Vater“, unterschrieben „der deutsche Hexameter.“ Der Sohn dankte darin dem Vater, daß er ihm einen so gesunden kräftigen Bau gegeben, und wünschte ihm, daß er bei gleicher guter Konstitution ein fröhliches Alter erreichen möge. Paul fand die Idee reizend, und trieb zur Vollendung, allein ich feilte so lange, weil ich etwas metrisch ganz tadelloses liefern wollte, bis der Termin immer näher heranrückte, und ich mich zuletzt nicht entschließen konnte, den Glückwunsch abzugeben.

Einmal kam auch die Rede auf F. A. Wolfs Hypothese von der stückweisen Entstehung und nachherigen Zusammensetzung der homerischen Gesänge. Hier fürchteten wir einen Zornausbruch zu hören, aber Voss äußerte sich anfangs sehr ruhig, daß er diese neue Lehre eben nur als Hypothese betrachte. Wolfs schönen Untersuchungen über den ältesten Gebrauch der Schrift bei den Griechen und über die verschiedenen Diorthosen des Homer ließ er volle Gerechtigkeit widerfahren; das seien aber, meinte er, nur Vorarbeiten, das Hauptwerk fehle; von den Prolegomena sei nur der erste Theil erschienen, und Wolf werde nicht im Stande sein, einen zweiten folgen zu lassen, weil er dann auf den Kern der Sache kommen müsse. Daß der todte Pylaemenes noch einmal auf-

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[338/0346] er nicht habe sagen mögen, daß die Verse der Messiade entweder schlechte oder gar keine Hexameter seien. Der junge Voss gab uns in der Metrik zuweilen schwierige griechische Distichen zum übersetzen, und war mit meinen Verdeutschungen nicht unzufrieden. Hiedurch ermuthigt faßte ich, als der Geburtstag des alten Voss, der 20. Februar herankam, den verwegenen Gedanken, ihm ein Festgedicht zu machen, überschrieben „An meinen lieben Vater“, unterschrieben „der deutsche Hexameter.“ Der Sohn dankte darin dem Vater, daß er ihm einen so gesunden kräftigen Bau gegeben, und wünschte ihm, daß er bei gleicher guter Konstitution ein fröhliches Alter erreichen möge. Paul fand die Idee reizend, und trieb zur Vollendung, allein ich feilte so lange, weil ich etwas metrisch ganz tadelloses liefern wollte, bis der Termin immer näher heranrückte, und ich mich zuletzt nicht entschließen konnte, den Glückwunsch abzugeben. Einmal kam auch die Rede auf F. A. Wolfs Hypothese von der stückweisen Entstehung und nachherigen Zusammensetzung der homerischen Gesänge. Hier fürchteten wir einen Zornausbruch zu hören, aber Voss äußerte sich anfangs sehr ruhig, daß er diese neue Lehre eben nur als Hypothese betrachte. Wolfs schönen Untersuchungen über den ältesten Gebrauch der Schrift bei den Griechen und über die verschiedenen Diorthosen des Homer ließ er volle Gerechtigkeit widerfahren; das seien aber, meinte er, nur Vorarbeiten, das Hauptwerk fehle; von den Prolegomena sei nur der erste Theil erschienen, und Wolf werde nicht im Stande sein, einen zweiten folgen zu lassen, weil er dann auf den Kern der Sache kommen müsse. Daß der todte Pylaemenes noch einmal auf-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/346>, abgerufen am 22.11.2024.