Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].klappernden Glücksrade. Diese und ähnliche Gestalten prägten sich mir so fest ein, daß ich versuchte, sie zu Hause aus dem Kopfe aufzuzeichnen, und meine Freunde fanden, daß sie ähnlich seien. Große Freude gewährte es mir eines Morgens in der Allee den verehrten Geheimerath Creuzer anzutreffen, der auch auf ein paar Tage herüber gekommen war. Neben ihm ging ein feiner blasser Mann von den einnehmendsten Zügen, in dem ich den berühmten Strasburger Philologen, Professor Schweighäuser kennen lernte. Dieser stand damals in seinem 78. Jahre, zeigte aber die geistige Munterkeit und Frische eines Jünglings. Er führte uns zu einem römischen Kunsthändler und Antiquar, namens Cremacchi, der eine Reihe von geschnittenen Steinen und antiken Münzen vor uns ausbreitete. Da ich dergleichen Dinge zum ersten Male sah, so lauschte ich auf jedes Wort, was die beiden Gelehrten darüber sagten; daneben erquickte mich Cremacchis harmonisch dahinfließende italiänische Rede, die von Schweighäuser mit mehr Leichtigkeit als von Creuzer erwiedert ward. Cremacchi pries seine Sachen mit jener unnachahmlichen Geschicklichkeit, die das Lob der Gegenstände aus der innersten Ueberzeugung des lobenden hervorgehn läßt, und in immer neuen anmuthigen Wendungen variirt. Mir ist es oft so vorgekommen, als sei die italiänische Sprache hierin noch gewandter als die französische. Daß unter den Gemmen einige von ausgezeichneter Schönheit seien, konnte ich auch als Laie beurtheilen, aber ich erschrak vor den Preisen von 10, 12, 20 Napoleons, welche Cremacchi als die allerbilligsten stellte. Die nächsten Orte der Umgegend von Baden erreichte man damals auf sehr unbequemen Gebirgstiegen. Schloß klappernden Glücksrade. Diese und ähnliche Gestalten prägten sich mir so fest ein, daß ich versuchte, sie zu Hause aus dem Kopfe aufzuzeichnen, und meine Freunde fanden, daß sie ähnlich seien. Große Freude gewährte es mir eines Morgens in der Allee den verehrten Geheimerath Creuzer anzutreffen, der auch auf ein paar Tage herüber gekommen war. Neben ihm ging ein feiner blasser Mann von den einnehmendsten Zügen, in dem ich den berühmten Strasburger Philologen, Professor Schweighäuser kennen lernte. Dieser stand damals in seinem 78. Jahre, zeigte aber die geistige Munterkeit und Frische eines Jünglings. Er führte uns zu einem römischen Kunsthändler und Antiquar, namens Cremacchi, der eine Reihe von geschnittenen Steinen und antiken Münzen vor uns ausbreitete. Da ich dergleichen Dinge zum ersten Male sah, so lauschte ich auf jedes Wort, was die beiden Gelehrten darüber sagten; daneben erquickte mich Cremacchis harmonisch dahinfließende italiänische Rede, die von Schweighäuser mit mehr Leichtigkeit als von Creuzer erwiedert ward. Cremacchi pries seine Sachen mit jener unnachahmlichen Geschicklichkeit, die das Lob der Gegenstände aus der innersten Ueberzeugung des lobenden hervorgehn läßt, und in immer neuen anmuthigen Wendungen variirt. Mir ist es oft so vorgekommen, als sei die italiänische Sprache hierin noch gewandter als die französische. Daß unter den Gemmen einige von ausgezeichneter Schönheit seien, konnte ich auch als Laie beurtheilen, aber ich erschrak vor den Preisen von 10, 12, 20 Napoléons, welche Cremacchi als die allerbilligsten stellte. Die nächsten Orte der Umgegend von Baden erreichte man damals auf sehr unbequemen Gebirgstiegen. Schloß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0389" n="381"/> klappernden Glücksrade. 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Da ich dergleichen Dinge zum ersten Male sah, so lauschte ich auf jedes Wort, was die beiden Gelehrten darüber sagten; daneben erquickte mich Cremacchis harmonisch dahinfließende italiänische Rede, die von Schweighäuser mit mehr Leichtigkeit als von Creuzer erwiedert ward. Cremacchi pries seine Sachen mit jener unnachahmlichen Geschicklichkeit, die das Lob der Gegenstände aus der innersten Ueberzeugung des lobenden hervorgehn läßt, und in immer neuen anmuthigen Wendungen variirt. Mir ist es oft so vorgekommen, als sei die italiänische Sprache hierin noch gewandter als die französische. Daß unter den Gemmen einige von ausgezeichneter Schönheit seien, konnte ich auch als Laie beurtheilen, aber ich erschrak vor den Preisen von 10, 12, 20 Napoléons, welche Cremacchi als die allerbilligsten stellte. </p><lb/> <p>Die nächsten Orte der Umgegend von Baden erreichte man damals auf sehr unbequemen Gebirgstiegen. Schloß </p> </div> </body> </text> </TEI> [381/0389]
klappernden Glücksrade. Diese und ähnliche Gestalten prägten sich mir so fest ein, daß ich versuchte, sie zu Hause aus dem Kopfe aufzuzeichnen, und meine Freunde fanden, daß sie ähnlich seien.
Große Freude gewährte es mir eines Morgens in der Allee den verehrten Geheimerath Creuzer anzutreffen, der auch auf ein paar Tage herüber gekommen war. Neben ihm ging ein feiner blasser Mann von den einnehmendsten Zügen, in dem ich den berühmten Strasburger Philologen, Professor Schweighäuser kennen lernte. Dieser stand damals in seinem 78. Jahre, zeigte aber die geistige Munterkeit und Frische eines Jünglings. Er führte uns zu einem römischen Kunsthändler und Antiquar, namens Cremacchi, der eine Reihe von geschnittenen Steinen und antiken Münzen vor uns ausbreitete. Da ich dergleichen Dinge zum ersten Male sah, so lauschte ich auf jedes Wort, was die beiden Gelehrten darüber sagten; daneben erquickte mich Cremacchis harmonisch dahinfließende italiänische Rede, die von Schweighäuser mit mehr Leichtigkeit als von Creuzer erwiedert ward. Cremacchi pries seine Sachen mit jener unnachahmlichen Geschicklichkeit, die das Lob der Gegenstände aus der innersten Ueberzeugung des lobenden hervorgehn läßt, und in immer neuen anmuthigen Wendungen variirt. Mir ist es oft so vorgekommen, als sei die italiänische Sprache hierin noch gewandter als die französische. Daß unter den Gemmen einige von ausgezeichneter Schönheit seien, konnte ich auch als Laie beurtheilen, aber ich erschrak vor den Preisen von 10, 12, 20 Napoléons, welche Cremacchi als die allerbilligsten stellte.
Die nächsten Orte der Umgegend von Baden erreichte man damals auf sehr unbequemen Gebirgstiegen. Schloß
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/389>, abgerufen am 17.07.2024. |