Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].pathische Heilmethode in diätetischer Hinsicht auf gänzliche Enthaltung von allen Spirituosen, von allen sauren und fetten Speisen basirt war, und mit Billiontheilchen von Medikamenten operirte. Der Fürst zog die Notabilitäten der leipziger Universität öfter zur Tafel und unterhielt sich gern mit den Gelehrten; da bemerkte eines Tages der berühmte Philolog Gottfried Hermann, dem der Bediente aus Versehn von des Fürsten Flasche eingeschenkt, daß dies Getränk reiner Arrak oder Rum sei. Es war vorauszusehn, daß auf einen an solche Kost gewöhnten Körper die Homöopathie keinen sonderlichen Einfluß üben werde, und der Fürst starb in Leipzig wenige Tage nach meiner Abreise, am 15. Oktober 1820. In Löbichau hatte sich der gesellige Kreis durch einige neue Ankömlinge vergrößert. Sehr belebend wirkte die Anwesenheit des Professors Eberhard aus Halle, dessen unausgesetzte Heiterkeit ganz dazu geeignet war, der Unterhaltung eine immer neue Würze zu verleihen. Emilie setzte mich in Verlegenheit, als sie mich nach Eberhards litterarischen Verdiensten fragte, die ihr von Tiedge sehr gepriesen waren. Ich kannte Eberhard nur als den Verfasser einer hübschen, aber unbedeutenden poetischen Erzählung: Hannchen und die Küchlein; allein ich suchte mir zu helfen, indem ich Emilien auseinandersetzte, daß Eberhard der jetzige Besitzer der Rengerschen Buchhandlung in Halle sei, in welcher Tiedges Urania herausgekommen; ein solches Werk in immer neuen Auflagen über ganz Deutschland zu verbreiten, sei immerhin ein litterarisches Verdienst. Ein andrer neuer Gast erschien in der stattlichen Per- pathische Heilmethode in diätetischer Hinsicht auf gänzliche Enthaltung von allen Spirituosen, von allen sauren und fetten Speisen basirt war, und mit Billiontheilchen von Medikamenten operirte. Der Fürst zog die Notabilitäten der leipziger Universität öfter zur Tafel und unterhielt sich gern mit den Gelehrten; da bemerkte eines Tages der berühmte Philolog Gottfried Hermann, dem der Bediente aus Versehn von des Fürsten Flasche eingeschenkt, daß dies Getränk reiner Arrak oder Rum sei. Es war vorauszusehn, daß auf einen an solche Kost gewöhnten Körper die Homöopathie keinen sonderlichen Einfluß üben werde, und der Fürst starb in Leipzig wenige Tage nach meiner Abreise, am 15. Oktober 1820. In Löbichau hatte sich der gesellige Kreis durch einige neue Ankömlinge vergrößert. Sehr belebend wirkte die Anwesenheit des Professors Eberhard aus Halle, dessen unausgesetzte Heiterkeit ganz dazu geeignet war, der Unterhaltung eine immer neue Würze zu verleihen. Emilie setzte mich in Verlegenheit, als sie mich nach Eberhards litterarischen Verdiensten fragte, die ihr von Tiedge sehr gepriesen waren. Ich kannte Eberhard nur als den Verfasser einer hübschen, aber unbedeutenden poetischen Erzählung: Hannchen und die Küchlein; allein ich suchte mir zu helfen, indem ich Emilien auseinandersetzte, daß Eberhard der jetzige Besitzer der Rengerschen Buchhandlung in Halle sei, in welcher Tiedges Urania herausgekommen; ein solches Werk in immer neuen Auflagen über ganz Deutschland zu verbreiten, sei immerhin ein litterarisches Verdienst. Ein andrer neuer Gast erschien in der stattlichen Per- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0415" n="407"/> pathische Heilmethode in diätetischer Hinsicht auf gänzliche Enthaltung von allen Spirituosen, von allen sauren und fetten Speisen basirt war, und mit Billiontheilchen von Medikamenten operirte. Der Fürst zog die Notabilitäten der leipziger Universität öfter zur Tafel und unterhielt sich gern mit den Gelehrten; da bemerkte eines Tages der berühmte Philolog Gottfried Hermann, dem der Bediente aus Versehn von des Fürsten Flasche eingeschenkt, daß dies Getränk reiner Arrak oder Rum sei. Es war vorauszusehn, daß auf einen an solche Kost gewöhnten Körper die Homöopathie keinen sonderlichen Einfluß üben werde, und der Fürst starb in Leipzig wenige Tage nach meiner Abreise, am 15. Oktober 1820. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>In Löbichau hatte sich der gesellige Kreis durch einige neue Ankömlinge vergrößert. Sehr belebend wirkte die Anwesenheit des Professors Eberhard aus Halle, dessen unausgesetzte Heiterkeit ganz dazu geeignet war, der Unterhaltung eine immer neue Würze zu verleihen. Emilie setzte mich in Verlegenheit, als sie mich nach Eberhards litterarischen Verdiensten fragte, die ihr von Tiedge sehr gepriesen waren. Ich kannte Eberhard nur als den Verfasser einer hübschen, aber unbedeutenden poetischen Erzählung: Hannchen und die Küchlein; allein ich suchte mir zu helfen, indem ich Emilien auseinandersetzte, daß Eberhard der jetzige Besitzer der Rengerschen Buchhandlung in Halle sei, in welcher Tiedges Urania herausgekommen; ein solches Werk in immer neuen Auflagen über ganz Deutschland zu verbreiten, sei immerhin ein litterarisches Verdienst. </p><lb/> <p>Ein andrer neuer Gast erschien in der stattlichen Per- </p> </div> </body> </text> </TEI> [407/0415]
pathische Heilmethode in diätetischer Hinsicht auf gänzliche Enthaltung von allen Spirituosen, von allen sauren und fetten Speisen basirt war, und mit Billiontheilchen von Medikamenten operirte. Der Fürst zog die Notabilitäten der leipziger Universität öfter zur Tafel und unterhielt sich gern mit den Gelehrten; da bemerkte eines Tages der berühmte Philolog Gottfried Hermann, dem der Bediente aus Versehn von des Fürsten Flasche eingeschenkt, daß dies Getränk reiner Arrak oder Rum sei. Es war vorauszusehn, daß auf einen an solche Kost gewöhnten Körper die Homöopathie keinen sonderlichen Einfluß üben werde, und der Fürst starb in Leipzig wenige Tage nach meiner Abreise, am 15. Oktober 1820.
In Löbichau hatte sich der gesellige Kreis durch einige neue Ankömlinge vergrößert. Sehr belebend wirkte die Anwesenheit des Professors Eberhard aus Halle, dessen unausgesetzte Heiterkeit ganz dazu geeignet war, der Unterhaltung eine immer neue Würze zu verleihen. Emilie setzte mich in Verlegenheit, als sie mich nach Eberhards litterarischen Verdiensten fragte, die ihr von Tiedge sehr gepriesen waren. Ich kannte Eberhard nur als den Verfasser einer hübschen, aber unbedeutenden poetischen Erzählung: Hannchen und die Küchlein; allein ich suchte mir zu helfen, indem ich Emilien auseinandersetzte, daß Eberhard der jetzige Besitzer der Rengerschen Buchhandlung in Halle sei, in welcher Tiedges Urania herausgekommen; ein solches Werk in immer neuen Auflagen über ganz Deutschland zu verbreiten, sei immerhin ein litterarisches Verdienst.
Ein andrer neuer Gast erschien in der stattlichen Per-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1)
(2014-01-07T13:04:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |