Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].widerstrebenden katholischen Rheinlande mit den alten Provinzen auf das engste verkittet. Nach 50 Jahren verlor Oestreich seine schönen italiänischen Besitzungen, und Preußen erhob sich durch den Erwerb des ganzen, zwischen seinen beiden Hälften gelegenen Ländercomplexes zu einem glücklich abgerundeten, völlig deutschen Staate. Einen Beweis seiner monarchischen Gesinnung gab der Wiener Kongreß durch die Umwandlung der 300 Jahre alten holländischen Republik in ein erbliches Königreich. Unpassend genug verschmolz man diese durchaus protestantischen Provinzen mit dem katholischen Belgien, und erlebte nach 15 Jahren die gewaltsame Trennung der beiden ungleichartigen Theile. In Italien, dessen Geschichte ich immer mit großer Vorliebe verfolgte, konnte der Wiener Kongreß anfangs nicht gleich alles auf den alten Fuß setzen. Murat hatte sich gegen seinen Schwager Napoleon erklärt, und blieb daher vorläufig im Besitze von Neapel; aber der Erzherzog von Oestreich kehrte als Grosherzog nach Toscana zurück, und die kleinen norditalischen Herzogthümer wurden wiederhergestellt. Der Papst Pius VII. erhielt den ganzen Kirchenstaat zurück. Der erste Gebrauch seiner wiedererlangten Macht bestand darin, daß er gegen alle Beschlüsse des Wiener Kongresses protestirte, die seiner geistlichen Oberherrschaft irgend zuwider liefen, und daß er den Jesuitenorden wiederherstellte, den Papst Clemens XIV., Ganganelli im Jahre 1773 aufgehoben. Diese Schritte erregten um so mehr Verwunderung, als Pius VII. sich dabei des Rathes seines Staatssekretäres Consalvi bediente, der für einen aufklärten Mann galt, insofern bei einem Kardinal widerstrebenden katholischen Rheinlande mit den alten Provinzen auf das engste verkittet. Nach 50 Jahren verlor Oestreich seine schönen italiänischen Besitzungen, und Preußen erhob sich durch den Erwerb des ganzen, zwischen seinen beiden Hälften gelegenen Ländercomplexes zu einem glücklich abgerundeten, völlig deutschen Staate. Einen Beweis seiner monarchischen Gesinnung gab der Wiener Kongreß durch die Umwandlung der 300 Jahre alten holländischen Republik in ein erbliches Königreich. Unpassend genug verschmolz man diese durchaus protestantischen Provinzen mit dem katholischen Belgien, und erlebte nach 15 Jahren die gewaltsame Trennung der beiden ungleichartigen Theile. In Italien, dessen Geschichte ich immer mit großer Vorliebe verfolgte, konnte der Wiener Kongreß anfangs nicht gleich alles auf den alten Fuß setzen. Murat hatte sich gegen seinen Schwager Napoléon erklärt, und blieb daher vorläufig im Besitze von Neapel; aber der Erzherzog von Oestreich kehrte als Grosherzog nach Toscana zurück, und die kleinen norditalischen Herzogthümer wurden wiederhergestellt. Der Papst Pius VII. erhielt den ganzen Kirchenstaat zurück. Der erste Gebrauch seiner wiedererlangten Macht bestand darin, daß er gegen alle Beschlüsse des Wiener Kongresses protestirte, die seiner geistlichen Oberherrschaft irgend zuwider liefen, und daß er den Jesuitenorden wiederherstellte, den Papst Clemens XIV., Ganganelli im Jahre 1773 aufgehoben. Diese Schritte erregten um so mehr Verwunderung, als Pius VII. sich dabei des Rathes seines Staatssekretäres Consalvi bediente, der für einen aufklärten Mann galt, insofern bei einem Kardinal <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0042" n="34"/> widerstrebenden katholischen Rheinlande mit den alten Provinzen auf das engste verkittet. 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widerstrebenden katholischen Rheinlande mit den alten Provinzen auf das engste verkittet. Nach 50 Jahren verlor Oestreich seine schönen italiänischen Besitzungen, und Preußen erhob sich durch den Erwerb des ganzen, zwischen seinen beiden Hälften gelegenen Ländercomplexes zu einem glücklich abgerundeten, völlig deutschen Staate.
Einen Beweis seiner monarchischen Gesinnung gab der Wiener Kongreß durch die Umwandlung der 300 Jahre alten holländischen Republik in ein erbliches Königreich. Unpassend genug verschmolz man diese durchaus protestantischen Provinzen mit dem katholischen Belgien, und erlebte nach 15 Jahren die gewaltsame Trennung der beiden ungleichartigen Theile.
In Italien, dessen Geschichte ich immer mit großer Vorliebe verfolgte, konnte der Wiener Kongreß anfangs nicht gleich alles auf den alten Fuß setzen. Murat hatte sich gegen seinen Schwager Napoléon erklärt, und blieb daher vorläufig im Besitze von Neapel; aber der Erzherzog von Oestreich kehrte als Grosherzog nach Toscana zurück, und die kleinen norditalischen Herzogthümer wurden wiederhergestellt.
Der Papst Pius VII. erhielt den ganzen Kirchenstaat zurück. Der erste Gebrauch seiner wiedererlangten Macht bestand darin, daß er gegen alle Beschlüsse des Wiener Kongresses protestirte, die seiner geistlichen Oberherrschaft irgend zuwider liefen, und daß er den Jesuitenorden wiederherstellte, den Papst Clemens XIV., Ganganelli im Jahre 1773 aufgehoben. Diese Schritte erregten um so mehr Verwunderung, als Pius VII. sich dabei des Rathes seines Staatssekretäres Consalvi bediente, der für einen aufklärten Mann galt, insofern bei einem Kardinal
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