Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].schwarzen Sammtkleide mit einer goldnen Kette um den blendend weißen Hals. Nach diesem Bilde richteten sich meine Blicke, sobald ich ins Zimmer trat. Auch ihren Bruder Theodor hatte Emma als Lützower Jäger gezeichnet und gemalt, obgleich sie ihn in dieser Uniform niemals konnte gesehn haben. In der Körnerschen Wohnung befand sich ein abgelegenes Zimmer, zu dem nur die Familie Zutritt hatte. Hier lag der Nachlaß von Theodor und Emma; Andenken und Reliquien, von denen die Angehörigen sich nicht trennen konnten. Alljährlich an den Geburtstagen der verlorenen Lieben sättigten sie durch die Erinnerung ihren Schmerz. Hier verwahrte der Vater Körner seine Korrespondenz mit Schiller. Aus edler Bescheidenheit ergriff er eine halbe Maasregel, indem er seine Frau verpflichtete, die Briefe nach seinem Tode nicht drucken zu lassen. Er hatte nämlich seinen Freund Schiller in einer sehr bedrängten Lage unterstützt; voller Dankbarkeit schrieb ihm dieser "Du ganz allein hast mir das Leben gerettet", und: "ohne Dich läge ich schon längst auf dem Grunde der Elbe!" Warum diese Stellen, die ich der späteren mündlichen Mittheilung der Staatsräthin verdanke, beim Drucke weggeblieben sind, ist nicht wohl einzusehn, da die Herausgabe erst nach dem Tode der Staatsräthin erfolgte. Möglicher Weise hat sie die Briefe, worin diese Aeußerungen vorkommen, vernichtet. Unser freundschaftliches Verhältniß zu Körners wurde durch das häusliche Zusammenleben, an dem sonst so manche Freundschaften scheitern, nur noch mehr befestigt. Der Staatsrath, ein eifriger Musikfreund, wirkte gern als Baß bei unsern musikalischen Aufführungen; die Staatsräthin schwarzen Sammtkleide mit einer goldnen Kette um den blendend weißen Hals. Nach diesem Bilde richteten sich meine Blicke, sobald ich ins Zimmer trat. Auch ihren Bruder Theodor hatte Emma als Lützower Jäger gezeichnet und gemalt, obgleich sie ihn in dieser Uniform niemals konnte gesehn haben. In der Körnerschen Wohnung befand sich ein abgelegenes Zimmer, zu dem nur die Familie Zutritt hatte. Hier lag der Nachlaß von Theodor und Emma; Andenken und Reliquien, von denen die Angehörigen sich nicht trennen konnten. Alljährlich an den Geburtstagen der verlorenen Lieben sättigten sie durch die Erinnerung ihren Schmerz. Hier verwahrte der Vater Körner seine Korrespondenz mit Schiller. Aus edler Bescheidenheit ergriff er eine halbe Maasregel, indem er seine Frau verpflichtete, die Briefe nach seinem Tode nicht drucken zu lassen. Er hatte nämlich seinen Freund Schiller in einer sehr bedrängten Lage unterstützt; voller Dankbarkeit schrieb ihm dieser „Du ganz allein hast mir das Leben gerettet“, und: „ohne Dich läge ich schon längst auf dem Grunde der Elbe!“ Warum diese Stellen, die ich der späteren mündlichen Mittheilung der Staatsräthin verdanke, beim Drucke weggeblieben sind, ist nicht wohl einzusehn, da die Herausgabe erst nach dem Tode der Staatsräthin erfolgte. Möglicher Weise hat sie die Briefe, worin diese Aeußerungen vorkommen, vernichtet. Unser freundschaftliches Verhältniß zu Körners wurde durch das häusliche Zusammenleben, an dem sonst so manche Freundschaften scheitern, nur noch mehr befestigt. Der Staatsrath, ein eifriger Musikfreund, wirkte gern als Baß bei unsern musikalischen Aufführungen; die Staatsräthin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="57"/> schwarzen Sammtkleide mit einer goldnen Kette um den blendend weißen Hals. 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Er hatte nämlich seinen Freund Schiller in einer sehr bedrängten Lage unterstützt; voller Dankbarkeit schrieb ihm dieser „Du ganz allein hast mir das Leben gerettet“, und: „ohne Dich läge ich schon längst auf dem Grunde der Elbe!“ Warum diese Stellen, die ich der späteren mündlichen Mittheilung der Staatsräthin verdanke, beim Drucke weggeblieben sind, ist nicht wohl einzusehn, da die Herausgabe erst nach dem Tode der Staatsräthin erfolgte. Möglicher Weise hat sie die Briefe, worin diese Aeußerungen vorkommen, vernichtet. </p><lb/> <p>Unser freundschaftliches Verhältniß zu Körners wurde durch das häusliche Zusammenleben, an dem sonst so manche Freundschaften scheitern, nur noch mehr befestigt. Der Staatsrath, ein eifriger Musikfreund, wirkte gern als Baß bei unsern musikalischen Aufführungen; die Staatsräthin </p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0065]
schwarzen Sammtkleide mit einer goldnen Kette um den blendend weißen Hals. Nach diesem Bilde richteten sich meine Blicke, sobald ich ins Zimmer trat. Auch ihren Bruder Theodor hatte Emma als Lützower Jäger gezeichnet und gemalt, obgleich sie ihn in dieser Uniform niemals konnte gesehn haben.
In der Körnerschen Wohnung befand sich ein abgelegenes Zimmer, zu dem nur die Familie Zutritt hatte. Hier lag der Nachlaß von Theodor und Emma; Andenken und Reliquien, von denen die Angehörigen sich nicht trennen konnten. Alljährlich an den Geburtstagen der verlorenen Lieben sättigten sie durch die Erinnerung ihren Schmerz. Hier verwahrte der Vater Körner seine Korrespondenz mit Schiller. Aus edler Bescheidenheit ergriff er eine halbe Maasregel, indem er seine Frau verpflichtete, die Briefe nach seinem Tode nicht drucken zu lassen. Er hatte nämlich seinen Freund Schiller in einer sehr bedrängten Lage unterstützt; voller Dankbarkeit schrieb ihm dieser „Du ganz allein hast mir das Leben gerettet“, und: „ohne Dich läge ich schon längst auf dem Grunde der Elbe!“ Warum diese Stellen, die ich der späteren mündlichen Mittheilung der Staatsräthin verdanke, beim Drucke weggeblieben sind, ist nicht wohl einzusehn, da die Herausgabe erst nach dem Tode der Staatsräthin erfolgte. Möglicher Weise hat sie die Briefe, worin diese Aeußerungen vorkommen, vernichtet.
Unser freundschaftliches Verhältniß zu Körners wurde durch das häusliche Zusammenleben, an dem sonst so manche Freundschaften scheitern, nur noch mehr befestigt. Der Staatsrath, ein eifriger Musikfreund, wirkte gern als Baß bei unsern musikalischen Aufführungen; die Staatsräthin
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