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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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modellirte ein Basrelief: Amor auf einem Löwen, das einstimmig den ersten Preis erhielt, und ihm eine Königliche Pension zu mehrjährigem Aufenthalte in Rom sicherte. Allein auch hier that er anfangs für seine Kunst nicht viel, dagegen wußte er sehr genau, wann an der Ripa grande der Tiber die spanischen Schiffe aus Barcellona mit den süßen Weinen angekommen waren, und verfehlte nicht, mit guten Freunden ihnen fleißig zuzusprechen. Erst im neunten Jahre seines römischen Aufenthaltes trat er mit einer Kolossalstatue des Mars hervor, die seinen Ruf als Bildner gründete, und sogleich von einem englischen Lord in Marmor bestellt ward.

Den Kopf dieses Mars besaß Kohlrausch in einer vom Künstler vollendeten trefflichen Wiederholung. Die zurücktretende Stirn und der zornig geöffnete Mund geben dem Gesichte etwas individuelles, das sich zwar von dem gewöhnlichen Typus der Antiken entfernt, aber nichts desto weniger durch Großartigkeit der Auffassung hinreißt. Am nächsten steht dieser Mars den beiden Dioskurenköpfen vom Monte Cavallo.

Ob der liebliche träumerische Adoniskopf mit den zierlich gekräuselten Locken auch einer Statue angehört habe, ist mir nicht mehr erinnerlich.

Sehr stylvoll und von grandioser Gewandung war eine Madonna mit Christus und Johannes, von Thorwaldsen mit schwarzer Kreide gezeichnet. Man erkannte den Bildhauer in der ruhigen würdevollen Haltung der Madonna und in den vollkommen modellirten Körpern der beiden Kinder. Kam an das K. Kupferstichkabinet in Berlin.

Einen besonderen persönlichen Werth für Kohlrausch hatte eine kleine runde Bleistiftzeichnung von Thor-

modellirte ein Basrelief: Amor auf einem Löwen, das einstimmig den ersten Preis erhielt, und ihm eine Königliche Pension zu mehrjährigem Aufenthalte in Rom sicherte. Allein auch hier that er anfangs für seine Kunst nicht viel, dagegen wußte er sehr genau, wann an der Ripa grande der Tiber die spanischen Schiffe aus Barcellona mit den süßen Weinen angekommen waren, und verfehlte nicht, mit guten Freunden ihnen fleißig zuzusprechen. Erst im neunten Jahre seines römischen Aufenthaltes trat er mit einer Kolossalstatue des Mars hervor, die seinen Ruf als Bildner gründete, und sogleich von einem englischen Lord in Marmor bestellt ward.

Den Kopf dieses Mars besaß Kohlrausch in einer vom Künstler vollendeten trefflichen Wiederholung. Die zurücktretende Stirn und der zornig geöffnete Mund geben dem Gesichte etwas individuelles, das sich zwar von dem gewöhnlichen Typus der Antiken entfernt, aber nichts desto weniger durch Großartigkeit der Auffassung hinreißt. Am nächsten steht dieser Mars den beiden Dioskurenköpfen vom Monte Cavallo.

Ob der liebliche träumerische Adoniskopf mit den zierlich gekräuselten Locken auch einer Statue angehört habe, ist mir nicht mehr erinnerlich.

Sehr stylvoll und von grandioser Gewandung war eine Madonna mit Christus und Johannes, von Thorwaldsen mit schwarzer Kreide gezeichnet. Man erkannte den Bildhauer in der ruhigen würdevollen Haltung der Madonna und in den vollkommen modellirten Körpern der beiden Kinder. Kam an das K. Kupferstichkabinet in Berlin.

Einen besonderen persönlichen Werth für Kohlrausch hatte eine kleine runde Bleistiftzeichnung von Thor-

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modellirte ein Basrelief: Amor auf einem Löwen, das einstimmig den ersten Preis erhielt, und ihm eine Königliche Pension zu mehrjährigem Aufenthalte in Rom sicherte. Allein auch hier that er anfangs für seine Kunst nicht viel, dagegen wußte er sehr genau, wann an der Ripa grande der Tiber die spanischen Schiffe aus Barcellona mit den süßen Weinen angekommen waren, und verfehlte nicht, mit guten Freunden ihnen fleißig zuzusprechen. Erst im neunten Jahre seines römischen Aufenthaltes trat er mit einer Kolossalstatue des Mars hervor, die seinen Ruf als Bildner gründete, und sogleich von einem englischen Lord in Marmor bestellt ward. </p><lb/>
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[64/0072] modellirte ein Basrelief: Amor auf einem Löwen, das einstimmig den ersten Preis erhielt, und ihm eine Königliche Pension zu mehrjährigem Aufenthalte in Rom sicherte. Allein auch hier that er anfangs für seine Kunst nicht viel, dagegen wußte er sehr genau, wann an der Ripa grande der Tiber die spanischen Schiffe aus Barcellona mit den süßen Weinen angekommen waren, und verfehlte nicht, mit guten Freunden ihnen fleißig zuzusprechen. Erst im neunten Jahre seines römischen Aufenthaltes trat er mit einer Kolossalstatue des Mars hervor, die seinen Ruf als Bildner gründete, und sogleich von einem englischen Lord in Marmor bestellt ward. Den Kopf dieses Mars besaß Kohlrausch in einer vom Künstler vollendeten trefflichen Wiederholung. Die zurücktretende Stirn und der zornig geöffnete Mund geben dem Gesichte etwas individuelles, das sich zwar von dem gewöhnlichen Typus der Antiken entfernt, aber nichts desto weniger durch Großartigkeit der Auffassung hinreißt. Am nächsten steht dieser Mars den beiden Dioskurenköpfen vom Monte Cavallo. Ob der liebliche träumerische Adoniskopf mit den zierlich gekräuselten Locken auch einer Statue angehört habe, ist mir nicht mehr erinnerlich. Sehr stylvoll und von grandioser Gewandung war eine Madonna mit Christus und Johannes, von Thorwaldsen mit schwarzer Kreide gezeichnet. Man erkannte den Bildhauer in der ruhigen würdevollen Haltung der Madonna und in den vollkommen modellirten Körpern der beiden Kinder. Kam an das K. Kupferstichkabinet in Berlin. Einen besonderen persönlichen Werth für Kohlrausch hatte eine kleine runde Bleistiftzeichnung von Thor-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/72>, abgerufen am 24.11.2024.