Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].Beute. Reinhart verschanzte sich in einem einsam gelegenen Hause und begann zu unterhandeln. Als dies nichts fruchtete und die Gegner nur noch ärger tobten, ließ er die drei Gewehre laden, warf das Rebhuhn auf den Weg, und rief: nun ist es herausgegeben! Zugleich richteten sich die drei Gewehrläufe aus dem Fenster auf jene Stelle, um den ersten, der das Huhn anrühren würde, niederzuschießen. Die Gegner begnügten sich mit der buchstäblichen Erfüllung ihrer Forderung; das Rebhuhn blieb ruhig liegen. Der wilde Reinhart hatte vor seiner Reise nach Italien mit meinem Vater in sehr freundschaftlichen Verhältnissen gestanden. In dem Nachlasse meines Vaters bewahre ich eine große Menge Briefe von Reinhart, aus denen die wärmste Zuneigung hervorleuchtet, und die hin und wieder mit flüchtigen, höchst geistreichen Zeichnungen illustrirt sind. Sie stammen aus den Jahren 1786-1788. Es muß aber wohl in diese Freundschaft ein Riß gekommen sein: denn als ich im Jahre 1821 nach Rom ging, gab mir mein Vater keine Grüße an Reinhart mit. Da ich von der früheren Verbindung nichts wußte, so besuchte ich Reinhart ganz unbefangen, um seine schönen Arbeiten zu sehn. Wohl ist mir erinnerlich, daß ich mich gewundert, wie lang und eindringlich er mich angesehn, aber meines Vaters erwähnte er mit keiner Sylbe. Das Hauptstück von Reinhart in der Samlung meines Oheims Kohlrausch war eine kleine Ansicht von Acqua acetosa bei Rom. Sie hing in der besten Beleuchtung an einer Fensterwand, und gewann in meinen Augen immer mehr, je öfter ich sie betrachtete. Im Vordergrunde sitzt ein Jäger vom Rücken gesehn unter einem Baume, und schaut Beute. Reinhart verschanzte sich in einem einsam gelegenen Hause und begann zu unterhandeln. Als dies nichts fruchtete und die Gegner nur noch ärger tobten, ließ er die drei Gewehre laden, warf das Rebhuhn auf den Weg, und rief: nun ist es herausgegeben! Zugleich richteten sich die drei Gewehrläufe aus dem Fenster auf jene Stelle, um den ersten, der das Huhn anrühren würde, niederzuschießen. Die Gegner begnügten sich mit der buchstäblichen Erfüllung ihrer Forderung; das Rebhuhn blieb ruhig liegen. Der wilde Reinhart hatte vor seiner Reise nach Italien mit meinem Vater in sehr freundschaftlichen Verhältnissen gestanden. In dem Nachlasse meines Vaters bewahre ich eine große Menge Briefe von Reinhart, aus denen die wärmste Zuneigung hervorleuchtet, und die hin und wieder mit flüchtigen, höchst geistreichen Zeichnungen illustrirt sind. Sie stammen aus den Jahren 1786–1788. Es muß aber wohl in diese Freundschaft ein Riß gekommen sein: denn als ich im Jahre 1821 nach Rom ging, gab mir mein Vater keine Grüße an Reinhart mit. Da ich von der früheren Verbindung nichts wußte, so besuchte ich Reinhart ganz unbefangen, um seine schönen Arbeiten zu sehn. Wohl ist mir erinnerlich, daß ich mich gewundert, wie lang und eindringlich er mich angesehn, aber meines Vaters erwähnte er mit keiner Sylbe. Das Hauptstück von Reinhart in der Samlung meines Oheims Kohlrausch war eine kleine Ansicht von Acqua acetosa bei Rom. Sie hing in der besten Beleuchtung an einer Fensterwand, und gewann in meinen Augen immer mehr, je öfter ich sie betrachtete. Im Vordergrunde sitzt ein Jäger vom Rücken gesehn unter einem Baume, und schaut <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0077" n="69"/> Beute. Reinhart verschanzte sich in einem einsam gelegenen Hause und begann zu unterhandeln. Als dies nichts fruchtete und die Gegner nur noch ärger tobten, ließ er die drei Gewehre laden, warf das Rebhuhn auf den Weg, und rief: nun ist es herausgegeben! 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Beute. Reinhart verschanzte sich in einem einsam gelegenen Hause und begann zu unterhandeln. Als dies nichts fruchtete und die Gegner nur noch ärger tobten, ließ er die drei Gewehre laden, warf das Rebhuhn auf den Weg, und rief: nun ist es herausgegeben! Zugleich richteten sich die drei Gewehrläufe aus dem Fenster auf jene Stelle, um den ersten, der das Huhn anrühren würde, niederzuschießen. Die Gegner begnügten sich mit der buchstäblichen Erfüllung ihrer Forderung; das Rebhuhn blieb ruhig liegen.
Der wilde Reinhart hatte vor seiner Reise nach Italien mit meinem Vater in sehr freundschaftlichen Verhältnissen gestanden. In dem Nachlasse meines Vaters bewahre ich eine große Menge Briefe von Reinhart, aus denen die wärmste Zuneigung hervorleuchtet, und die hin und wieder mit flüchtigen, höchst geistreichen Zeichnungen illustrirt sind. Sie stammen aus den Jahren 1786–1788. Es muß aber wohl in diese Freundschaft ein Riß gekommen sein: denn als ich im Jahre 1821 nach Rom ging, gab mir mein Vater keine Grüße an Reinhart mit. Da ich von der früheren Verbindung nichts wußte, so besuchte ich Reinhart ganz unbefangen, um seine schönen Arbeiten zu sehn. Wohl ist mir erinnerlich, daß ich mich gewundert, wie lang und eindringlich er mich angesehn, aber meines Vaters erwähnte er mit keiner Sylbe.
Das Hauptstück von Reinhart in der Samlung meines Oheims Kohlrausch war eine kleine Ansicht von Acqua acetosa bei Rom. Sie hing in der besten Beleuchtung an einer Fensterwand, und gewann in meinen Augen immer mehr, je öfter ich sie betrachtete. Im Vordergrunde sitzt ein Jäger vom Rücken gesehn unter einem Baume, und schaut
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