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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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Ceremonien zu Weihnachten und in der Charwoche Muße genug hatte, das kolossale Gemälde stundenlang anzusehn, so ist doch die Entfernung auch für schärfere Augen als die meinigen viel zu groß, um irgend ein Detail fassen zu können.

Das jüngste Gericht von Metz ist in meinen Besitz übergegangen; es ruft mir noch jetzt Schinkels lehrreiche Gespräche und die ganze liebenswürdige Persönlichkeit des unvergeßlichen Mannes zurück.

Kohlrausch hatte bei seinen Bücherschränken die Einrichtung gemacht, daß er hinter den Glasthüren Kupferstiche anbringen konnte, man befand sich also in der Bibliothek immer in der reichsten künstlerischen Umgebung, die nach Zeit und Umständen wechselte. So brachte er nach und nach seine ganze Samlung sich und seinen Freunden zu Anschauung, und ohne Mühe lernten wir das vorzüglichste aus den verschiedenen Schulen kennen. Marc-Antons waren freilich nicht viele unter seinen Blättern: denn diese wurden schon damals in Italien mit unglaublich hohen Preisen bezahlt, doch hatte er das Glück gehabt, in Rom den ganzen Vorrath des Kunsthändlers Montagnani-Mirabili nach dem Tode des Besitzers für ein Geringes anzukaufen; darunter befand sich neben vielem unbedeutenden auch mancher gute alte Stich nach Raphael, Tizian, Giulio Romano u. a.

So sehr ich mein Auge und meinen Geschmack nach den Urtheilen von Männern wie Rauch und Schinkel zu bilden suchte, so konnte ich es doch nie über mich gewinnen, ihren Ansichten zu huldigen, ohne mir von meiner Zustimmung, so weit es anging, Rechenschaft abzulegen. Dies gelang mir denn auch im allgemeinen. So kam ich bald

Ceremonien zu Weihnachten und in der Charwoche Muße genug hatte, das kolossale Gemälde stundenlang anzusehn, so ist doch die Entfernung auch für schärfere Augen als die meinigen viel zu groß, um irgend ein Detail fassen zu können.

Das jüngste Gericht von Metz ist in meinen Besitz übergegangen; es ruft mir noch jetzt Schinkels lehrreiche Gespräche und die ganze liebenswürdige Persönlichkeit des unvergeßlichen Mannes zurück.

Kohlrausch hatte bei seinen Bücherschränken die Einrichtung gemacht, daß er hinter den Glasthüren Kupferstiche anbringen konnte, man befand sich also in der Bibliothek immer in der reichsten künstlerischen Umgebung, die nach Zeit und Umständen wechselte. So brachte er nach und nach seine ganze Samlung sich und seinen Freunden zu Anschauung, und ohne Mühe lernten wir das vorzüglichste aus den verschiedenen Schulen kennen. Marc-Antons waren freilich nicht viele unter seinen Blättern: denn diese wurden schon damals in Italien mit unglaublich hohen Preisen bezahlt, doch hatte er das Glück gehabt, in Rom den ganzen Vorrath des Kunsthändlers Montagnani-Mirabili nach dem Tode des Besitzers für ein Geringes anzukaufen; darunter befand sich neben vielem unbedeutenden auch mancher gute alte Stich nach Raphael, Tizian, Giulio Romano u. a.

So sehr ich mein Auge und meinen Geschmack nach den Urtheilen von Männern wie Rauch und Schinkel zu bilden suchte, so konnte ich es doch nie über mich gewinnen, ihren Ansichten zu huldigen, ohne mir von meiner Zustimmung, so weit es anging, Rechenschaft abzulegen. Dies gelang mir denn auch im allgemeinen. So kam ich bald

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[75/0083] Ceremonien zu Weihnachten und in der Charwoche Muße genug hatte, das kolossale Gemälde stundenlang anzusehn, so ist doch die Entfernung auch für schärfere Augen als die meinigen viel zu groß, um irgend ein Detail fassen zu können. Das jüngste Gericht von Metz ist in meinen Besitz übergegangen; es ruft mir noch jetzt Schinkels lehrreiche Gespräche und die ganze liebenswürdige Persönlichkeit des unvergeßlichen Mannes zurück. Kohlrausch hatte bei seinen Bücherschränken die Einrichtung gemacht, daß er hinter den Glasthüren Kupferstiche anbringen konnte, man befand sich also in der Bibliothek immer in der reichsten künstlerischen Umgebung, die nach Zeit und Umständen wechselte. So brachte er nach und nach seine ganze Samlung sich und seinen Freunden zu Anschauung, und ohne Mühe lernten wir das vorzüglichste aus den verschiedenen Schulen kennen. Marc-Antons waren freilich nicht viele unter seinen Blättern: denn diese wurden schon damals in Italien mit unglaublich hohen Preisen bezahlt, doch hatte er das Glück gehabt, in Rom den ganzen Vorrath des Kunsthändlers Montagnani-Mirabili nach dem Tode des Besitzers für ein Geringes anzukaufen; darunter befand sich neben vielem unbedeutenden auch mancher gute alte Stich nach Raphael, Tizian, Giulio Romano u. a. So sehr ich mein Auge und meinen Geschmack nach den Urtheilen von Männern wie Rauch und Schinkel zu bilden suchte, so konnte ich es doch nie über mich gewinnen, ihren Ansichten zu huldigen, ohne mir von meiner Zustimmung, so weit es anging, Rechenschaft abzulegen. Dies gelang mir denn auch im allgemeinen. So kam ich bald

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/83>, abgerufen am 24.11.2024.