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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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dass die Erde in einem Kometenschweif gestanden habe, bis
neuerlich Arago darauf aufmerksam machte, dass in
diesem Falle der in Europa beobachtete Heerrauch auch
jenseit der atlantischen Ozeans vorhanden gewesen sein
müste: da dies aber erwiesenermaassen nicht der Fall
war, so muste er eine andre Ursach haben: denn die
Bewegung der Erde um sich selbst, ist so ungemein schnell,
dass der Komet, auch bei eigner schnellster Bewegung
doch um die ganze Erde herum einen Parallelkreis zwischen
dem 44-55ten Grade der Breite beschrieben haben müste. -
Der Komet von 1819 hatte einen ausserordentlich schnellen
Gang, und es ist von Olbers und Dirksen berechnet wor-
den, dass er am 26ten Junius bei der Sonne vorbeigegangen
ist, und obgleich ein grosser Streit darüber entstanden, ob es
möglich sei, diesen Durchgang zu beobachten, so war dies
doch entscheidend für die geringe Dichtigkeit der Kometen,
dass man gar keine Veränderung am Sonnenlichte wahrge-
nommen hat. Damals allerdings hätte sich der Kometen-
schweif, wenn er lang genug war, mit unsrer Athmosphäre

dass die Erde in einem Kometenschweif gestanden habe, bis
neuerlich Arago darauf aufmerksam machte, dass in
diesem Falle der in Europa beobachtete Heerrauch auch
jenseit der atlantischen Ozeans vorhanden gewesen sein
müste: da dies aber erwiesenermaassen nicht der Fall
war, so muste er eine andre Ursach haben: denn die
Bewegung der Erde um sich selbst, ist so ungemein schnell,
dass der Komet, auch bei eigner schnellster Bewegung
doch um die ganze Erde herum einen Parallelkreis zwischen
dem 44–55ten Grade der Breite beschrieben haben müste. –
Der Komet von 1819 hatte einen ausserordentlich schnellen
Gang, und es ist von Olbers und Dirksen berechnet wor-
den, dass er am 26ten Junius bei der Sonne vorbeigegangen
ist, und obgleich ein grosser Streit darüber entstanden, ob es
möglich sei, diesen Durchgang zu beobachten, so war dies
doch entscheidend für die geringe Dichtigkeit der Kometen,
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nommen hat. Damals allerdings hätte sich der Kometen-
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[54v/0112] dass die Erde in einem Kometenschweif gestanden habe, bis neuerlich Arago darauf aufmerksam machte, dass in diesem Falle der in Europa beobachtete Heerrauch auch jenseit der atlantischen Ozeans vorhanden gewesen sein müste: da dies aber erwiesenermaassen nicht der Fall war, so muste er eine andre Ursach haben: denn die Bewegung der Erde um sich selbst ist so ungemein schnell, dass der Komet, auch bei eigner schnellster Bewegung doch um die ganze Erde herum einen Parallelkreis zwischen dem 44–55 Grade der Breite beschrieben haben müste. – Der Komet von 1819 hatte einen ausserordentlich schnellen Gang, und es ist von Olbers und Dirksen berechnet wor- den, dass er am 26 Junius bei der Sonne vorbeigegangen ist, und obgleich ein grosser Streit darüber entstanden, ob es möglich sei, diesen Durchgang zu beobachten, so war dies doch entscheidend für die geringe Dichtigkeit der Kometen, dass man gar keine Veränderung am Sonnenlichte wahrge- nommen hat. Damals allerdings hätte sich der Kometen- schweif, wenn er lang genug war, mit unsrer Athmosphäre

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 54v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/112>, abgerufen am 21.11.2024.