Wir beginnen mit den nicht-tellurischen, und sehn im al- gemeinen auf das, was entdekt ist, nicht wann und wie es entdekt ist. Laplace Systeme du Monde ist hierfür vor- treflich, und löset die Fragen der höhern, himlischen Mechanik auf eine überraschende, oft unerwartete Weise. Ganz speziel könte man diesen Theil unserer Wissenschaft die physische Astronomie nennen, nämlich die Lehre von der natürlichen Beschaffenheit der Weltkörper, wobei das wenige zur Sprache kommen wird, was wir von den phy- sischen Eigenschaften, der Oberfläche pp. derselben wissen.
Es darf nicht übersehn werden, dass unsre Lage auf der Erde die allergünstigste für die Kentnis des Welt- gebäudes ist, insofern wir auf einem nichtleuchtenden Weltkörper wohnen. Wohnten wir in der Photosphäre der Sonne, so würden wir von der Existenz der Gestir- ne gar nichts wissen: eine Annäherung an einen solchen Zustand finden wir auf der Erde selbst: und zwar nicht etwa unter den Polen, sondern in dem schönen Tropenklima von
Wir beginnen mit den nicht-tellurischen, und sehn im al- gemeinen auf das, was entdekt ist, nicht wann und wie es entdekt ist. Laplace Système du Monde ist hierfür vor- treflich, und löset die Fragen der höhern, himlischen Mechanik auf eine überraschende, oft unerwartete Weise. Ganz speziel könte man diesen Theil unserer Wissenschaft die physische Astronomie nennen, nämlich die Lehre von der natürlichen Beschaffenheit der Weltkörper, wobei das wenige zur Sprache kommen wird, was wir von den phy- sischen Eigenschaften, der Oberfläche pp. derselben wissen.
Es darf nicht übersehn werden, dass unsre Lage auf der Erde die allergünstigste für die Kentnis des Welt- gebäudes ist, insofern wir auf einem nichtleuchtenden Weltkörper wohnen. Wohnten wir in der Photosphäre der Sonne, so würden wir von der Existenz der Gestir- ne gar nichts wissen: eine Annäherung an einen solchen Zustand finden wir auf der Erde selbst: und zwar nicht etwa unter den Polen, sondern in dem schönen Tropenklima von
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="11"><pbfacs="#f0117"n="57r"/><p>Wir beginnen mit den <hirendition="#u">nicht-tellurischen</hi>, und sehn im al-<lb/>
gemeinen auf das, <hirendition="#u">was</hi> entdekt ist, nicht <hirendition="#u">wann</hi> und <hirendition="#u">wie</hi><lb/>
es entdekt ist. <hirendition="#u"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118726536 http://d-nb.info/gnd/118726536">Laplace</persName></hi> Système du Monde ist hierfür vor-<lb/>
treflich, und löset die Fragen der höhern, <choice><sic>himlichen</sic><corrresp="#CT">himlischen</corr></choice> Mechanik<lb/>
auf eine überraschende, oft unerwartete Weise. Ganz<lb/>
speziel könte man diesen Theil unserer Wissenschaft die<lb/><hirendition="#u">physische Astronomie</hi> nennen, nämlich die Lehre von der<lb/>
natürlichen Beschaffenheit der Weltkörper, wobei das<lb/>
wenige zur Sprache kommen wird, was wir von den phy-<lb/>
sischen Eigenschaften, der Oberfläche <choice><orig>pp</orig><regresp="#CT">pp.</reg></choice> derselben wissen.</p><lb/><p>Es darf nicht übersehn werden, dass unsre Lage auf<lb/>
der Erde die allergünstigste für die Kentnis des Welt-<lb/>
gebäudes ist, insofern wir auf einem nichtleuchtenden<lb/>
Weltkörper wohnen. Wohnten wir in der Photosphäre<lb/>
der Sonne, so würden wir von der Existenz der Gestir-<lb/>
ne gar nichts wissen: eine Annäherung an <choice><sic>eine</sic><corrresp="#CT">einen</corr></choice> solchen<lb/>
Zustand finden wir auf der Erde selbst: und zwar nicht<lb/>
etwa unter den Polen, sondern in dem schönen Tropenklima von<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[57r/0117]
Wir beginnen mit den nicht-tellurischen, und sehn im al-
gemeinen auf das, was entdekt ist, nicht wann und wie
es entdekt ist. Laplace Système du Monde ist hierfür vor-
treflich, und löset die Fragen der höhern, himlischen Mechanik
auf eine überraschende, oft unerwartete Weise. Ganz
speziel könte man diesen Theil unserer Wissenschaft die
physische Astronomie nennen, nämlich die Lehre von der
natürlichen Beschaffenheit der Weltkörper, wobei das
wenige zur Sprache kommen wird, was wir von den phy-
sischen Eigenschaften, der Oberfläche pp derselben wissen.
Es darf nicht übersehn werden, dass unsre Lage auf
der Erde die allergünstigste für die Kentnis des Welt-
gebäudes ist, insofern wir auf einem nichtleuchtenden
Weltkörper wohnen. Wohnten wir in der Photosphäre
der Sonne, so würden wir von der Existenz der Gestir-
ne gar nichts wissen: eine Annäherung an einen solchen
Zustand finden wir auf der Erde selbst: und zwar nicht
etwa unter den Polen, sondern in dem schönen Tropenklima von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 57r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/117>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.