Peru, wo der Himmel mehrere Monate des Jahres hindurch mit von wässrigen Dünsten so verhüllt ist, dass man die Sonne nur als eine rothe Scheibe, wie im denkwürdigen Jahre 1783 bei uns, aufgehn sindsieht, und die Stelle, wo der Mond steht, oft gar nicht unterscheiden kann. Dieser Mangel würde aber auf die Ausbil- dung des Menschengeschlechtes den wesentlichsten Einflus haben. Der Ideenkreis würde sich in einem eingeschränkten Raume bewegen, während er jezt die entferntesten Weiten mit Schnel- ligkeit durchfliegt: es würde dies zugleich grossen Einflus auf die religiösen Gesinnungen haben: denn es ist nicht zu leugnen, dass die religiöse Begeisterung durch das Gesezmässige in der Bewegung der Himmelkörper hervorgerufen werden mus. Alle tellurischen Messungen würden sich nur höchst unvollkommen und unbequem ausführen lassen: denn sie gründen sich eines Theiles zwar auf die trigonometrischen Messungen an der Oberfläche selbst, anderes Theiles aber, und zwar hauptsächlich, auf die Vergleichung der Erdpunkte die- ser Messungen mit entsprechenden Messungen der Mondbahn. Es würden nur allerdings noch die Pendelversuche übrig bleiben, um die Gestalt der Erdkugel zu bestimmen, aber wer weis,
Peru, wo der Himmel mehrere Monate des Jahres hindurch mit von wässrigen Dünsten so verhüllt ist, dass man die Sonne nur als eine rothe Scheibe, wie im denkwürdigen Jahre 1783 bei uns, aufgehn sindsieht, und die Stelle, wo der Mond steht, oft gar nicht unterscheiden kann. Dieser Mangel würde aber auf die Ausbil- dung des Menschengeschlechtes den wesentlichsten Einflus haben. Der Ideenkreis würde sich in einem eingeschränkten Raume bewegen, während er jezt die entferntesten Weiten mit Schnel- ligkeit durchfliegt: es würde dies zugleich grossen Einflus auf die religiösen Gesinnungen haben: denn es ist nicht zu leugnen, dass die religiöse Begeisterung durch das Gesezmässige in der Bewegung der Himmelkörper hervorgerufen werden mus. Alle tellurischen Messungen würden sich nur höchst unvollkommen und unbequem ausführen lassen: denn sie gründen sich eines Theiles zwar auf die trigonometrischen Messungen an der Oberfläche selbst, anderes Theiles aber, und zwar hauptsächlich, auf die Vergleichung der Erdpunkte die- ser Messungen mit entsprechenden Messungen der Mondbahn. Es würden nur allerdings noch die Pendelversuche übrig bleiben, um die Gestalt der Erdkugel zu bestimmen, aber wer weis,
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[57v/0118]
Peru, wo der Himmel mehrere Monate des Jahres hindurch
von wässrigen Dünsten so verhüllt ist, dass man die Sonne nur
als eine rothe Scheibe, wie im denkwürdigen Jahre 1783 bei uns,
aufgehn sieht, und die Stelle, wo der Mond steht, oft gar nicht
unterscheiden kann. Dieser Mangel würde aber auf die Ausbil-
dung des Menschengeschlechtes den wesentlichsten Einflus haben.
Der Ideenkreis würde sich in einem eingeschränkten Raume
bewegen, während er jezt die entferntesten Weiten mit Schnel-
ligkeit durchfliegt: es würde dies zugleich grossen Einflus
auf die religiösen Gesinnungen haben: denn es ist nicht zu
leugnen, dass die religiöse Begeisterung durch das Gesezmässige
in der Bewegung der Himmelkörper hervorgerufen werden
mus. Alle tellurischen Messungen würden sich nur höchst
unvollkommen und unbequem ausführen lassen: denn sie
gründen sich eines Theiles zwar auf die trigonometrischen
Messungen an der Oberfläche selbst, anderes Theiles aber, und
zwar hauptsächlich, auf die Vergleichung der Erdpunkte die-
ser Messungen mit entsprechenden Messungen der Mondbahn.
Es würden nur allerdings noch die Pendelversuche übrig bleiben,
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 57v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/118>, abgerufen am 21.11.2024.
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