Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

27.
Entfernung von der Sonne 8,000,000 Meilen (die Entfernung der Erde von
der Sonne ist 21,000,000, des Mondes von der Erde, 51,000 Meilen).
Schon die Aegypter glaubten, dass Merkur und Venus sich um die
Sonne bewegten, und es ist nicht zu läugnen, dass grade die grosse
Sonnennähe des Merkur auf Kopernicus' System vielen Ein-
flus gehabt habe. - Seine Rotazion ist sehr spät, erst um 1800
bestimt, und zwar nicht durch seine Berge, obgleich diese nach Schrö-
ter
's freilich nicht ganz zuverlässigen Messungen bis 58,000
Fus Höhe haben, sondern durch eine Folge von Beobachtungen
der Athmosphäre, welche Merkur zu haben scheint, und welche
bei den Phasen eine Dämmerung hervorbrachte. Noch genauer
hat Harding die Rotazion durch Beobachtungen von Flekken und
Streifen bestimt, welche er darauf wahrgenommen. Dennoch
bleibt es immer zweifelhaft, ob er eine Athmosphäre habe, und
ob nicht das, was man sieht, andere Flüssigkeiten sind, welche
sehr nahe an der Oberfläche sich befinden. Monnier will die
Athmosphäre beim Durchgange durch die Sonne gesehn haben: ich
konte bei dem von mir in Lima beobachteten Durchgange nicht
das mindeste entdekken. Der erste Durchgang wurde von Gassendi
beobachtet, nachdem ihn Kepler vorausgesagt hatte; Halley ging

27.
Entfernung von der Sonne 8,000,000 Meilen (die Entfernung der Erde von
der Sonne ist 21,000,000, des Mondes von der Erde, 51,000 Meilen).
Schon die Aegypter glaubten, dass Merkur und Venus sich um die
Sonne bewegten, und es ist nicht zu läugnen, dass grade die grosse
Sonnennähe des Merkur auf Kopernicus’ System vielen Ein-
flus gehabt habe. – Seine Rotazion ist sehr spät, erst um 1800
bestimt, und zwar nicht durch seine Berge, obgleich diese nach Schrö-
ter
’s freilich nicht ganz zuverlässigen Messungen bis 58,000
Fus Höhe haben, sondern durch eine Folge von Beobachtungen
der Athmosphäre, welche Merkur zu haben scheint, und welche
bei den Phasen eine Dämmerung hervorbrachte. Noch genauer
hat Harding die Rotazion durch Beobachtungen von Flekken und
Streifen bestimt, welche er darauf wahrgenommen. Dennoch
bleibt es immer zweifelhaft, ob er eine Athmosphäre habe, und
ob nicht das, was man sieht, andere Flüssigkeiten sind, welche
sehr nahe an der Oberfläche sich befinden. Monnier will die
Athmosphäre beim Durchgange durch die Sonne gesehn haben: ich
konte bei dem von mir in Lima beobachteten Durchgange nicht
das mindeste entdekken. Der erste Durchgang wurde von Gassendi
beobachtet, nachdem ihn Kepler vorausgesagt hatte; Halley ging

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="21">
          <p><pb facs="#f0215" n="106r"/><fw place="top" type="sig">27.</fw><lb/>
Entfernung von der Sonne 8,000,000 Meilen (die <choice><abbr>Entf.</abbr><expan resp="#CT">Entfernung</expan></choice> der Erde von<lb/>
der Sonne ist 21,000,000, des Mondes von der Erde, 51,000 Meilen)<choice><sic/><corr resp="#CT">.</corr></choice><lb/>
Schon die Aegypter glaubten, dass Merkur und Venus sich um die<lb/>
Sonne bewegten, und es ist nicht zu läugnen, dass grade die grosse<lb/>
Sonnennähe des Merkur auf <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118565273 http://d-nb.info/gnd/118565273">Kopernicus</persName>&#x2019; System vielen Ein-<lb/>
flus gehabt habe. &#x2013; Seine Rotazion ist sehr spät, erst um 1800<lb/>
bestimt, und zwar nicht durch seine Berge, obgleich diese nach <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11876196X http://d-nb.info/gnd/11876196X">Schrö-<lb/>
ter</persName>&#x2019;s freilich nicht ganz zuverlässigen Messungen bis 58,000<lb/>
Fus Höhe haben, sondern durch eine Folge von Beobachtungen<lb/>
der Athmosphäre, welche Merkur zu haben scheint, und welche<lb/>
bei den Phasen eine Dämmerung hervorbrachte. Noch genauer<lb/>
hat <hi rendition="#u"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116474580 http://d-nb.info/gnd/116474580">Harding</persName></hi> die Rotazion durch <choice><abbr>Beob.</abbr><expan resp="#CT">Beobachtungen</expan></choice> von Flekken und<lb/>
Streifen bestimt, welche er darauf wahrgenommen. Dennoch<lb/>
bleibt es immer zweifelhaft, ob er eine Athmosphäre habe, und<lb/>
ob nicht das, was man sieht, andere Flüssigkeiten sind, welche<lb/>
sehr nahe an der Oberfläche sich befinden. <hi rendition="#u"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117636169 http://d-nb.info/gnd/117636169">Monnier</persName></hi> will die<lb/><choice><abbr>Athm.</abbr><expan resp="#CT">Athmosphäre</expan></choice> beim Durchgange durch die Sonne gesehn haben: ich<lb/>
konte bei dem von mir in Lima beobachteten Durchgange nicht<lb/>
das mindeste entdekken. Der erste Durchgang wurde von <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118537695 http://d-nb.info/gnd/118537695">Gassendi</persName><lb/>
beobachtet, nachdem ihn <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118561448 http://d-nb.info/gnd/118561448">Kepler</persName> vorausgesagt hatte; <persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118720066 http://d-nb.info/gnd/118720066">Halley</persName> ging<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106r/0215] 27. Entfernung von der Sonne 8,000,000 Meilen (die Entf. der Erde von der Sonne ist 21,000,000, des Mondes von der Erde, 51,000 Meilen). Schon die Aegypter glaubten, dass Merkur und Venus sich um die Sonne bewegten, und es ist nicht zu läugnen, dass grade die grosse Sonnennähe des Merkur auf Kopernicus’ System vielen Ein- flus gehabt habe. – Seine Rotazion ist sehr spät, erst um 1800 bestimt, und zwar nicht durch seine Berge, obgleich diese nach Schrö- ter’s freilich nicht ganz zuverlässigen Messungen bis 58,000 Fus Höhe haben, sondern durch eine Folge von Beobachtungen der Athmosphäre, welche Merkur zu haben scheint, und welche bei den Phasen eine Dämmerung hervorbrachte. Noch genauer hat Harding die Rotazion durch Beob. von Flekken und Streifen bestimt, welche er darauf wahrgenommen. Dennoch bleibt es immer zweifelhaft, ob er eine Athmosphäre habe, und ob nicht das, was man sieht, andere Flüssigkeiten sind, welche sehr nahe an der Oberfläche sich befinden. Monnier will die Athm. beim Durchgange durch die Sonne gesehn haben: ich konte bei dem von mir in Lima beobachteten Durchgange nicht das mindeste entdekken. Der erste Durchgang wurde von Gassendi beobachtet, nachdem ihn Kepler vorausgesagt hatte; Halley ging

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/215
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 106r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/215>, abgerufen am 21.11.2024.