Intensität der magnetischen Kräfte vom Aequator nach dem Pole zunimt: auch auf meiner Reise mit Gay Lussac habenwirich in Deutschland beständig verglichene Nadeln schwingen lassen; ich beobachtete die Oszillazion vom 16° Südlicher bis zum 52° Nördlicher Breite, und fand das Verhältnis von 258 Schwingungen, zu 211 unter dem Aequator: die Temperatur ist nicht ohne Einflus darauf. Sezt man die Intensität unter dem Aequator = 1,00, so ist
denn auch der KapitänParry hat auf seiner Expedizion von mei- nen Nadeln einige mitgenommen, die ich zuvor in Paris hatte schwingen lassen. Er bemerkte, dass während des Nordlichtes die Stärke abnimt.
Indessen ist bei diesen Versuchen es sehr schlimm, dass man für längere Zeiträume kein sicheres Maas des Magnetismus hat: wir können den Nadeln nicht wilkürlich eine bestimte Stärke mittheilen, und sie verlieren auch nach und nach ihre Kraft: man wird also nach 1000 Jahren durchaus nicht wissen können, wie stark oder wie schwach unsre heutigen Nadeln gewesen sind: das
Intensität der magnetischen Kräfte vom Aequator nach dem Pole zunimt: auch auf meiner Reise mit Gay Lussac habenwirich in Deutschland beständig verglichene Nadeln schwingen lassen; ich beobachtete die Oszillazion vom 16° Südlicher bis zum 52° Nördlicher Breite, und fand das Verhältnis von 258 Schwingungen, zu 211 unter dem Aequator: die Temperatur ist nicht ohne Einflus darauf. Sezt man die Intensität unter dem Aequator = 1,00, so ist
denn auch der KapitänParry hat auf seiner Expedizion von mei- nen Nadeln einige mitgenommen, die ich zuvor in Paris hatte schwingen lassen. Er bemerkte, dass während des Nordlichtes die Stärke abnimt.
Indessen ist bei diesen Versuchen es sehr schlimm, dass man für längere Zeiträume kein sicheres Maas des Magnetismus hat: wir können den Nadeln nicht wilkürlich eine bestimte Stärke mittheilen, und sie verlieren auch nach und nach ihre Kraft: man wird also nach 1000 Jahren durchaus nicht wissen können, wie stark oder wie schwach unsre heutigen Nadeln gewesen sind: das
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[172v/0348]
Intensität der magn. Kräfte vom Aequator nach dem Pole
zunimt: auch auf meiner Reise mit Gay Lussac habe ich in
Deutschland beständig verglichene Nadeln schwingen lassen; ich
beobachtete die Oszillazion vom 16° Südl. bis zum 52° Nördl. Breite,
und fand das Verhältnis von 258 Schwingungen, zu 211 unter dem
Aequator: die Temperatur ist nicht ohne Einflus darauf. Sezt man
die Intensität unter dem Aequator = 1,00, so ist
Neapel = 1,20
Paris = 1,34
Berlin = 1,37
Polargegenden = 1,70
denn auch der Kapt. Parry hat auf seiner Expedizion von mei-
nen Nadeln einige mitgenommen, die ich zuvor in Paris hatte
schwingen lassen. Er bemerkte, dass während des Nordlichtes
die Stärke abnimt.
Indessen ist bei diesen Versuchen es sehr schlimm, dass man für
längere Zeiträume kein sicheres Maas des Magnetismus hat:
wir können den Nadeln nicht wilkürlich eine bestimte Stärke
mittheilen, und sie verlieren auch nach und nach ihre Kraft: man
wird also nach 1000 Jahren durchaus nicht wissen können, wie
stark oder wie schwach unsre heutigen Nadeln gewesen sind: das
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 172v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/348>, abgerufen am 24.11.2024.
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