Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite
45.

Die Sache bleibt also ungewis, und wir können nur sagen, dass
es vielleicht einige Nordlichter giebt, bei denen ein Zischen hör-
bar ist.

Zweifel andere Art hat man erhoben gegen den Einflus des
Nordlichtes auf die Magnetnadel. Celsius und Wilke fanden,
dass die Nadel beunruhigt wird, andere fanden nur eine
Abweichung: ich habe bei meinen Versuchen immer nur eine
Abweichung, wiewohl eine sehr bedeutende, gefunden.

Der Punkt der Konvergenz, wo die Dom- oder Zelt-bilden-
den Stralen sich vereinigen, liegt oft im Magnetischen Me-
ridiane, oft auch im Weltpole selbst: in Melville's island
wurde er einmal sogar gegen Süd Osten geneigt gesehn. -
Kranz in Grönland fand ähnliche Abweichungen.

Die Unruhe der Magnetnadel ist zwar in einzelnen Fällen
beim Nordlicht nicht zu läugnen, aber dass Hansteen meh-
rere Grade Abweichung will gefunden haben, scheint un-
wahrscheinlich. Sehr auffallend ist es, dass unter dem
72-73° Nordbreite nicht eine Spur von Einflus auf die Nadel
hat bemerkt werden können, und dass man dennoch in Paris

45.

Die Sache bleibt also ungewis, und wir können nur sagen, dass
es vielleicht einige Nordlichter giebt, bei denen ein Zischen hör-
bar ist.

Zweifel andere Art hat man erhoben gegen den Einflus des
Nordlichtes auf die Magnetnadel. Celsius und Wilke fanden,
dass die Nadel beunruhigt wird, andere fanden nur eine
Abweichung: ich habe bei meinen Versuchen immer nur eine
Abweichung, wiewohl eine sehr bedeutende, gefunden.

Der Punkt der Konvergenz, wo die Dom- oder Zelt-bilden-
den Stralen sich vereinigen, liegt oft im Magnetischen Me-
ridiane, oft auch im Weltpole selbst: in Melville’s island
wurde er einmal sogar gegen Süd Osten geneigt gesehn. –
Kranz in Grönland fand ähnliche Abweichungen.

Die Unruhe der Magnetnadel ist zwar in einzelnen Fällen
beim Nordlicht nicht zu läugnen, aber dass Hansteen meh-
rere Grade Abweichung will gefunden haben, scheint un-
wahrscheinlich. Sehr auffallend ist es, dass unter dem
72–73° Nordbreite nicht eine Spur von Einflus auf die Nadel
hat bemerkt werden können, und dass man dennoch in Paris

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="31">
          <pb facs="#f0359" n="178r"/>
          <fw place="top" type="sig">45.</fw><lb/>
          <p>Die Sache bleibt also ungewis, und wir können nur sagen, dass<lb/>
es <hi rendition="#u">vielleicht</hi> einige <choice><abbr>Nd</abbr><expan resp="#CT">Nord</expan></choice>lichter giebt, bei denen ein Zischen hör-<lb/>
bar ist.</p><lb/>
          <p>Zweifel andere Art hat man erhoben gegen den Einflus des<lb/>
Nordlichtes auf die Magnetnadel. <hi rendition="#u"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118653326 http://d-nb.info/gnd/118653326">Celsius</persName></hi> und <hi rendition="#u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-123211166 http://d-nb.info/gnd/123211166">Wilke</persName></hi><note resp="#BF" type="editorial">Vgl. <bibl>Wilcke, Johan Carl: [Ü]ber den Magneten. Übers. v. O. G. Gröning. Leipzig 1794.</bibl> Online verfügbar: <ref target="http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10135079-3">MDZ München, abgerufen am 12.01.2016</ref> sowie <bibl>Wilcke, Johan Carl: Ueber der Magnetnadel jährliche und tägliche Aenderungen zu Stockholm. In: Der Königl. Schwedischen Akademie der Wissenschaften Abhandlungen, aus der der Naturlehre, Haushaltungskunst und Mechanik, auf das Jahr 1777. 39. Band (1777). Übers. v. Abraham Gotthelf Kästner. Leipzig 1782, S. 259&#x2013;284.</bibl> Online verfügbar: <ref target="http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10535569_00271.html">MDZ München, abgerufen am 12.01.2016</ref>. Diese Ergebnisse wurden außerdem von Gilbert referiert und verglichen: <bibl>Gilbert, Ludwig Wilhelm: Uebersicht der Beobachtungen der Herren von Cassini zu Paris, und Wilke zu Stockholm: über die täglichen und die jährlichen Veränderungen in der Abweichung der Magnetnadel. In: Ders. (Hg.): Annalen der Physik. 29. Band (1808). Halle 1808, S. 403&#x2013;424, insbesondere S. 414&#x2013;424.</bibl> Online verfügbar: <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k15039d/f411">Gallica (BnF), abgerufen am 12.01.2016</ref>.</note> fanden,<lb/>
dass die Nadel beunruhigt wird, andere fanden nur eine<lb/>
Abweichung: ich habe bei meinen Versuchen immer nur eine<lb/>
Abweichung, wiewohl eine sehr bedeutende, gefunden.</p><lb/>
          <p>Der Punkt der Konvergenz, wo die Dom- oder Zelt-bilden-<lb/>
den Stralen sich vereinigen, liegt oft im Magnetischen Me-<lb/>
ridiane, oft auch im Weltpole selbst: in Melville&#x2019;s island<lb/>
wurde er einmal sogar gegen Süd Osten geneigt gesehn. &#x2013;<lb/><hi rendition="#u"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116717548 http://d-nb.info/gnd/116717548">Kranz</persName></hi> in Grönland fand ähnliche Abweichungen.<note resp="#BF" type="editorial">Vgl. <bibl>Cranz, David: Historie von Grönland: enthaltend die Beschreibung des Landes und der Einwohner etc. nebst beträchtlichen Zusätzen und Anmerkungen zur natürlichen Geschichte bis auf das Jahr 1779. Nürnberg u. Leipzig 1782, S. 63&#x2013;64.</bibl> Online verfügbar: <ref target="http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb00075374-7">MDZ München, abgerufen am 12.01.2016</ref>.</note></p><lb/>
          <p>Die Unruhe der Magnetnadel ist zwar in einzelnen Fällen<lb/>
beim Nordlicht nicht zu läugnen, aber dass <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116461357 http://d-nb.info/gnd/116461357">Hansteen</persName> meh-<lb/>
rere Grade Abweichung will gefunden haben, scheint un-<lb/>
wahrscheinlich. Sehr auffallend ist es, dass unter dem<lb/>
72&#x2013;73° <choice><abbr>Nd</abbr><expan resp="#CT">Nord</expan></choice>breite nicht eine Spur von Einflus auf die Nadel<lb/>
hat bemerkt werden können, und dass man dennoch in Paris<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178r/0359] 45. Die Sache bleibt also ungewis, und wir können nur sagen, dass es vielleicht einige Ndlichter giebt, bei denen ein Zischen hör- bar ist. Zweifel andere Art hat man erhoben gegen den Einflus des Nordlichtes auf die Magnetnadel. Celsius und Wilke fanden, dass die Nadel beunruhigt wird, andere fanden nur eine Abweichung: ich habe bei meinen Versuchen immer nur eine Abweichung, wiewohl eine sehr bedeutende, gefunden. Der Punkt der Konvergenz, wo die Dom- oder Zelt-bilden- den Stralen sich vereinigen, liegt oft im Magnetischen Me- ridiane, oft auch im Weltpole selbst: in Melville’s island wurde er einmal sogar gegen Süd Osten geneigt gesehn. – Kranz in Grönland fand ähnliche Abweichungen. Die Unruhe der Magnetnadel ist zwar in einzelnen Fällen beim Nordlicht nicht zu läugnen, aber dass Hansteen meh- rere Grade Abweichung will gefunden haben, scheint un- wahrscheinlich. Sehr auffallend ist es, dass unter dem 72–73° Ndbreite nicht eine Spur von Einflus auf die Nadel hat bemerkt werden können, und dass man dennoch in Paris

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/359
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 178r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/359>, abgerufen am 24.11.2024.