wie Löwen, Hyänen, Bären pp., von den Vögeln fand man nur sehr wenige, weil diese bei der allgemeinen Zerstörung sich am besten retten konten.
Die Masse der umgekommenen Thiere ist ungeheuer, in Frankreich, in der Limagne finden sich Hügel von vielen 100 Fus Höhe, die aus nichts als aus den Tuben einer Libelle bestehn, andre aus den Früchten der Chara, auch Hierogoniten genant. Dagegen giebt es andre Gegenden, denen die Formazion, worin die Versteinerungen sich finden, gänzlich mangelt: so: ein Theil von Nordwest-amerika, der neuerdings vom Captain Franklin untersucht ist, so die skandinavische Halbinsel, so ein grosser von mir beschriebener Strich des südlichen Amerika zwischen den Mündungen des Orenoco und dem Amazonenstrom: hier überall fehlen die Flözgebirge, und mithin die organischen Spuren: vielleicht ist dies einer spätern Erkältung der Erdoberfläche zuzuschrei- ben. Menschenknochen, wie schon oben bemerkt wurde, findet man nirgends, obgleich man öfter in den Irthum geraten ist. Schon der alte Scheuchzer beschrieb einen: homo diluvii testis: man fand aber nachher, dass es ein Wels sei (Silurus glanis) und Cuvier erkan- te es für einen gigantischen Salamander. Auch die Menschenknochen, welche ich aus den mexikanischen Seeen mitgebracht, sind aus späterer Zeit. In der Guadeloupe fand man Menschengerippe ver-
wie Löwen, Hyänen, Bären pp., von den Vögeln fand man nur sehr wenige, weil diese bei der allgemeinen Zerstörung sich am besten retten konten.
Die Masse der umgekommenen Thiere ist ungeheuer, in Frankreich, in der Limagne finden sich Hügel von vielen 100 Fus Höhe, die aus nichts als aus den Tuben einer Libelle bestehn, andre aus den Früchten der Chara, auch Hierogoniten genant. Dagegen giebt es andre Gegenden, denen die Formazion, worin die Versteinerungen sich finden, gänzlich mangelt: so: ein Theil von Nordwest-amerika, der neuerdings vom Captain Franklin untersucht ist, so die skandinavische Halbinsel, so ein grosser von mir beschriebener Strich des südlichen Amerika zwischen den Mündungen des Orenoco und dem Amazonenstrom: hier überall fehlen die Flözgebirge, und mithin die organischen Spuren: vielleicht ist dies einer spätern Erkältung der Erdoberfläche zuzuschrei- ben. Menschenknochen, wie schon oben bemerkt wurde, findet man nirgends, obgleich man öfter in den Irthum geraten ist. Schon der alte Scheuchzer beschrieb einen: homo diluvii testis: man fand aber nachher, dass es ein Wels sei (Silurus glanis) und Cuvier erkan- te es für einen gigantischen Salamander. Auch die Menschenknochen, welche ich aus den mexikanischen Seeen mitgebracht, sind aus späterer Zeit. In der Guadeloupe fand man Menschengerippe ver-
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="37"><p><pbfacs="#f0435"n="216r"/>
wie Löwen, Hyänen, Bären <choice><orig>pp</orig><regresp="#CT">pp.</reg></choice><choice><sic/><corrresp="#CT">,</corr></choice> von den Vögeln fand man nur sehr<lb/>
wenige, weil diese bei der allgemeinen Zerstörung sich am besten<lb/>
retten konten.</p><lb/><p>Die Masse der umgekommenen Thiere ist ungeheuer, in Frankreich,<lb/>
in der Limagne finden sich Hügel von vielen 100 Fus Höhe, die aus<lb/>
nichts als aus den Tuben einer Libelle bestehn, andre aus den<lb/>
Früchten der Chara, auch Hierogoniten genant. Dagegen giebt es andre<lb/>
Gegenden, denen die Formazion, worin die Versteinerungen sich finden,<lb/>
gänzlich mangelt: so: ein<choice><sic/><corrresp="#CT"> Theil</corr></choice> von Nordwest-amerika, der neuerdings vom<lb/>
Captain <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118692844 http://d-nb.info/gnd/118692844">Franklin</persName> untersucht ist, so die skandinavische Halbinsel,<lb/>
so ein grosser von mir beschriebener Strich des südlichen Amerika<lb/>
zwischen den Mündungen des Orenoco und dem Amazonenstrom: hier<lb/>
überall fehlen die Flözgebirge, und mithin die organischen Spuren:<lb/>
vielleicht ist dies einer spätern Erkältung der Erdoberfläche zuzuschrei-<lb/>
ben. Menschenknochen, wie schon oben bemerkt wurde, findet man<lb/>
nirgends, obgleich man öfter in den Irthum geraten ist. Schon der alte<lb/><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118607308 http://d-nb.info/gnd/118607308">Scheuchzer</persName> beschrieb einen: homo diluvii testis: man fand aber<lb/>
nachher, dass es ein Wels sei (Silurus glanis) und <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118677578 http://d-nb.info/gnd/118677578">Cuvier</persName> erkan-<lb/>
te es für einen gigantischen Salamander. Auch die Menschenknochen,<lb/>
welche ich aus den mexikanischen Seeen mitgebracht, sind aus<lb/>
späterer Zeit. In der Guadeloupe fand man Menschengerippe ver-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[216r/0435]
wie Löwen, Hyänen, Bären pp, von den Vögeln fand man nur sehr
wenige, weil diese bei der allgemeinen Zerstörung sich am besten
retten konten.
Die Masse der umgekommenen Thiere ist ungeheuer, in Frankreich,
in der Limagne finden sich Hügel von vielen 100 Fus Höhe, die aus
nichts als aus den Tuben einer Libelle bestehn, andre aus den
Früchten der Chara, auch Hierogoniten genant. Dagegen giebt es andre
Gegenden, denen die Formazion, worin die Versteinerungen sich finden,
gänzlich mangelt: so: ein Theil von Nordwest-amerika, der neuerdings vom
Captain Franklin untersucht ist, so die skandinavische Halbinsel,
so ein grosser von mir beschriebener Strich des südlichen Amerika
zwischen den Mündungen des Orenoco und dem Amazonenstrom: hier
überall fehlen die Flözgebirge, und mithin die organischen Spuren:
vielleicht ist dies einer spätern Erkältung der Erdoberfläche zuzuschrei-
ben. Menschenknochen, wie schon oben bemerkt wurde, findet man
nirgends, obgleich man öfter in den Irthum geraten ist. Schon der alte
Scheuchzer beschrieb einen: homo diluvii testis: man fand aber
nachher, dass es ein Wels sei (Silurus glanis) und Cuvier erkan-
te es für einen gigantischen Salamander. Auch die Menschenknochen,
welche ich aus den mexikanischen Seeen mitgebracht, sind aus
späterer Zeit. In der Guadeloupe fand man Menschengerippe ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 216r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/435>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.