steinert, allein sie gehören einer historischen Zeit an: es sind Körper von vielen 100 Kariben, alle mit dem Gesichte nach Abend gerichtet, also ein karibischer Kirchhof, in einer neueren Süswasserformazion eingeschlossen. Vor 3 oder 4 Jahren zeigte man in Paris einen ver- steinerten Menschen zu Pferde mit Helm und Lanze, der in London und selbst in Nordamerika gesehn wurde. Die Eigenthümer sollen ihn für eine grosse Summe in England gekauft haben: man wolte sogar in den Bestandtheilen phosphorsauren Kalk, als auf die Knochenmasse hindeutend, vorgefunden haben. Ich machte auch Untersuchungen darüber, konte aber nichts entdekken, und wurde dadurch in einen Streit mit dem fossilen Mann verwikkelt. Das Auge und Ohr des Pferdes sah man besonders deutlich: wie solten aber diese weichen Theile sich bei der Versteinerung eben so erhalten haben, als die harten: es war nichts als ein Spiel der Einbil- dungskraft. Bei Köstriz fand man eine grosse Menge von Menschen- knochen zusammen mit Hühnerknochen pp. in einer unterirdischen Höhle: es zeigte sich aber, dass die Menschenknochen durch einen Erdsturz dahin gekommen waren:Vgl. Schlotheim, Ernst Friedrich von: Nachträge zur Beschreibung der fossilen Knochen und ihrer Lagerstätte in der Gegend von Köstritz. In: Nachträge zur Petrefactenkunde. 1. Band. Gotha 1822, S. 1-16. Online verfügbar: MDZ München, abgerufen am 15.01.2016. eben so verhielt es sich an einer Stelle in südlichen Frankreich.
Professor Bukland in Oxford entdekte eine Höhle bei Kirkdale,
steinert, allein sie gehören einer historischen Zeit an: es sind Körper von vielen 100 Kariben, alle mit dem Gesichte nach Abend gerichtet, also ein karibischer Kirchhof, in einer neueren Süswasserformazion eingeschlossen. Vor 3 oder 4 Jahren zeigte man in Paris einen ver- steinerten Menschen zu Pferde mit Helm und Lanze, der in London und selbst in Nordamerika gesehn wurde. Die Eigenthümer sollen ihn für eine grosse Summe in England gekauft haben: man wolte sogar in den Bestandtheilen phosphorsauren Kalk, als auf die Knochenmasse hindeutend, vorgefunden haben. Ich machte auch Untersuchungen darüber, konte aber nichts entdekken, und wurde dadurch in einen Streit mit dem fossilen Mann verwikkelt. Das Auge und Ohr des Pferdes sah man besonders deutlich: wie solten aber diese weichen Theile sich bei der Versteinerung eben so erhalten haben, als die harten: es war nichts als ein Spiel der Einbil- dungskraft. Bei Köstriz fand man eine grosse Menge von Menschen- knochen zusammen mit Hühnerknochen pp. in einer unterirdischen Höhle: es zeigte sich aber, dass die Menschenknochen durch einen Erdsturz dahin gekommen waren:Vgl. Schlotheim, Ernst Friedrich von: Nachträge zur Beschreibung der fossilen Knochen und ihrer Lagerstätte in der Gegend von Köstritz. In: Nachträge zur Petrefactenkunde. 1. Band. Gotha 1822, S. 1–16. Online verfügbar: MDZ München, abgerufen am 15.01.2016. eben so verhielt es sich an einer Stelle in südlichen Frankreich.
Professor Bukland in Oxford entdekte eine Höhle bei Kirkdale,
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steinert, allein sie gehören einer historischen Zeit an: es sind Körper
von vielen 100 Kariben, alle mit dem Gesichte nach Abend gerichtet,
also ein karibischer Kirchhof, in einer neueren Süswasserformazion
eingeschlossen. Vor 3 oder 4 Jahren zeigte man in Paris einen ver-
steinerten Menschen zu Pferde mit Helm und Lanze, der in London
und selbst in Nordamerika gesehn wurde. Die Eigenthümer
sollen ihn für eine grosse Summe in England gekauft haben: man
wolte sogar in den Bestandtheilen phosphorsauren Kalk, als auf
die Knochenmasse hindeutend, vorgefunden haben. Ich machte auch
Untersuchungen darüber, konte aber nichts entdekken, und wurde
dadurch in einen Streit mit dem fossilen Mann verwikkelt. Das
Auge und Ohr des Pferdes sah man besonders deutlich: wie solten
aber diese weichen Theile sich bei der Versteinerung eben so erhalten
haben, als die harten: es war nichts als ein Spiel der Einbil-
dungskraft. Bei Köstriz fand man eine grosse Menge von Menschen-
knochen zusammen mit Hühnerknochen pp in einer unterirdischen
Höhle: es zeigte sich aber, dass die Menschenknochen durch einen
Erdsturz dahin gekommen waren: eben so verhielt es sich an einer
Stelle in südlichen Frankreich.
Professor Bukland in Oxford entdekte eine Höhle bei Kirkdale,
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 216v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/436>, abgerufen am 22.11.2024.
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