Man findet auch einen bittern Schleim im Meerwasser als or- ganische Materie vertheilt, und es ist sehr wahrscheinlich, dass dies zum Theil eine Nahrung für die grossen Cetaceen abgebe: von diesem bittern Körper rührt die Übelkeit her, die man beim Trin- ken des Meereswassers empfindet, und wohl auch das Leuchten des Meeres, wo des eine ganz flammende Oberfläche erhält. Eine herrliche Erscheinung ist dies besonders unter den Tropen, wo die Delphine lange Furchen ziehn, aus denen Flammen auffahren. Man giebt für das Leuchten 2 Gründe an: 1, soll es von Thieren herrühren, die darin schwimmen, und allerdings findet man solche a, unvolkomne Thiere, wie Beroe und Medusa, b, volkomne wie Pyrosomen und Monophera nuctiluca nach Bory de St Vincent: allein dies ist wohl nur ein sehr kleiner Theil: der 2te Grund ist besser: 2, man nimt an, dass eine leuchtende anorganische Masse darin herum- schwimme: ich habe selbst Untersuchungen darüber angestelt, und ein viel besserer Beobachter als ich, der DrEhrenberg hat dies be- stätigt, indem er die organischen leuchtenden Theile im rothen Meere untersuchte: er fand kein ganzes lebendes Thier. Oft, wenn ich mich im Meere gebadet, fand ich an meinem Körper eine Menge leuchtender Punkte: ich nahm von demselben Wasser, und seihte es vielfach durch
Man findet auch einen bittern Schleim im Meerwasser als or- ganische Materie vertheilt, und es ist sehr wahrscheinlich, dass dies zum Theil eine Nahrung für die grossen Cetaceen abgebe: von diesem bittern Körper rührt die Übelkeit her, die man beim Trin- ken des Meereswassers empfindet, und wohl auch das Leuchten des Meeres, wo des eine ganz flammende Oberfläche erhält. Eine herrliche Erscheinung ist dies besonders unter den Tropen, wo die Delphine lange Furchen ziehn, aus denen Flammen auffahren. Man giebt für das Leuchten 2 Gründe an: 1, soll es von Thieren herrühren, die darin schwimmen, und allerdings findet man solche a, unvolkomne Thiere, wie Beroë und Medusa, b, volkomne wie Pyrosomen und Monophera nuctiluca nach Bory de St Vincent: allein dies ist wohl nur ein sehr kleiner Theil: der 2te Grund ist besser: 2, man nimt an, dass eine leuchtende anorganische Masse darin herum- schwimme: ich habe selbst Untersuchungen darüber angestelt, und ein viel besserer Beobachter als ich, der DrEhrenberg hat dies be- stätigt, indem er die organischen leuchtenden Theile im rothen Meere untersuchte: er fand kein ganzes lebendes Thier. Oft, wenn ich mich im Meere gebadet, fand ich an meinem Körper eine Menge leuchtender Punkte: ich nahm von demselben Wasser, und seihte es vielfach durch
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[251r/0505]
Man findet auch einen bittern Schleim im Meerwasser als or-
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diesem bittern Körper rührt die Übelkeit her, die man beim Trin-
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Meeres, wo es eine ganz flammende Oberfläche erhält. Eine herrliche
Erscheinung ist dies besonders unter den Tropen, wo die Delphine
lange Furchen ziehn, aus denen Flammen auffahren. Man giebt
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 251r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/505>, abgerufen am 22.11.2024.
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