wird mir Gelegenheit geben, vieles in ein helleres Licht zu sezen. Zugleich mus ich hier bemerken, dass es durchaus nicht meine Absicht ist, von der Wissenschaft nur eine enzy- klopädische Ansicht zu geben, vielmehr hoffe ich, dass wir uns von der Oberflächlichkeit, der unzertrenlichen Gefähr- tin jener Ansicht, immer entfernt halten werden. Al- lerdings wird die grosse Fülle der Gegenstände, welche wir zu betrach- ten haben, oft eine gedrängte Kürze nöthig machen, bei andern werden wir länger verweilen müssen: denn es liegt immer nur in der Unvolkommenheit der Wissenschaft selbst, dass man sie nicht kurz vortragen kann. Wo schon vieles bekant und unter- sucht ist, oder wo in den Wissenschaften, welche einer mathe- matischen Behandlung fähig sind, da ist es leichter, kurz zu sein, als in solchen, wo es mehr auf eine richtige Beur- theilung von Thatsachen und Wahrnehmungen ankömt wie z. B. in der Meteorologie und in der Lehre vom Magnetismus.
Die Natur ist Einheit und Vielheit, sie ist der Inbegrif der Na- turdinge und der Naturkräfte; die Naturkentnis ist mithin die Kentnis der Dinge neben- oder nacheinander, und somit zer-
wird mir Gelegenheit geben, vieles in ein helleres Licht zu sezen. Zugleich mus ich hier bemerken, dass es durchaus nicht meine Absicht ist, von der Wissenschaft nur eine enzy- klopädische Ansicht zu geben, vielmehr hoffe ich, dass wir uns von der Oberflächlichkeit, der unzertrenlichen Gefähr- tin jener Ansicht, immer entfernt halten werden. Al- lerdings wird die grosse Fülle der Gegenstände, welche wir zu betrach- ten haben, oft eine gedrängte Kürze nöthig machen, bei andern werden wir länger verweilen müssen: denn es liegt immer nur in der Unvolkommenheit der Wissenschaft selbst, dass man sie nicht kurz vortragen kann. Wo schon vieles bekant und unter- sucht ist, oder wo in den Wissenschaften, welche einer mathe- matischen Behandlung fähig sind, da ist es leichter, kurz zu sein, als in solchen, wo es mehr auf eine richtige Beur- theilung von Thatsachen und Wahrnehmungen ankömt wie z. B. in der Meteorologie und in der Lehre vom Magnetismus.
Die Natur ist Einheit und Vielheit, sie ist der Inbegrif der Na- turdinge und der Naturkräfte; die Naturkentnis ist mithin die Kentnis der Dinge neben- oder nacheinander, und somit zer-
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[24r/0051]
wird mir Gelegenheit geben, vieles in ein helleres Licht zu
sezen. Zugleich mus ich hier bemerken, dass es durchaus
nicht meine Absicht ist, von der Wissenschaft nur eine enzy-
klopädische Ansicht zu geben, vielmehr hoffe ich, dass wir
uns von der Oberflächlichkeit, der unzertrenlichen Gefähr-
tin jener Ansicht, immer entfernt halten werden. Al-
lerdings wird die grosse Fülle der Gegenstände, welche wir zu betrach-
ten haben, oft eine gedrängte Kürze nöthig machen, bei andern
werden wir länger verweilen müssen: denn es liegt immer nur
in der Unvolkommenheit der Wissenschaft selbst, dass man sie
nicht kurz vortragen kann. Wo schon vieles bekant und unter-
sucht ist, oder in den Wissenschaften, welche einer mathe-
matischen Behandlung fähig sind, da ist es leichter, kurz
zu sein, als in solchen, wo es mehr auf eine richtige Beur-
theilung von Thatsachen und Wahrnehmungen ankömt wie
zB. in der Meteorologie und in der Lehre vom Magnetismus.
Die Natur ist Einheit und Vielheit, sie ist der Inbegrif der Na-
turdinge und der Naturkräfte; die Naturkentnis ist mithin die
Kentnis der Dinge neben oder nacheinander, und somit zer-
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 24r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/51>, abgerufen am 23.11.2024.
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