fält sie in Naturbeschreibung und Naturgeschichte: es tritt hier der unglükliche Umstand ein, dass im Deutschen in dieser Hinsicht eine grosse Sprachverwirrung herscht. Meist wird die Naturgeschichte mit der Naturbeschreibung verwechselt, und es wäre wohl möglich, dass dies ausvon einer misverstandenen Übersezung von Plinius Historia Naturalis herrührte: man gab nämlich Historia durch Geschichte, obgleich uns A. Gellius in seinen attischen Nächten die Bedeutung dieses Wortes im altrömischen Sinne aufbehalten hat (der ganz gewis sich dem griechischen (von istoreo, forschen) genau anschlos): er sagt nämlich: dass der alte Grammaticus Servius Flaccus das Wort historia definirt habe, als: cognitio rerum prae- sentium.
Obgleich nun beide Theile: Naturbeschreibung und Naturge- schichte an sich streng geschieden sind, so kommen wir doch oft in den Fall, beide miteinander verbinden zu müssen, wie namentlich in der Geognosie, wo wir bei dem thatsächlichen immer auch an das ursächliche denken müssen, wo es uns nicht genügen wird, bei einer blossen Kentnis von der Lagerung der Gebirgmassen stehn zu bleiben, sondern wir werden damit eine
fält sie in Naturbeschreibung und Naturgeschichte: es tritt hier der unglükliche Umstand ein, dass im Deutschen in dieser Hinsicht eine grosse Sprachverwirrung herscht. Meist wird die Naturgeschichte mit der Naturbeschreibung verwechselt, und es wäre wohl möglich, dass dies ausvon einer misverstandenen Übersezung von Plinius Historia Naturalis herrührte: man gab nämlich Historia durch Geschichte, obgleich uns A. Gellius in seinen attischen Nächten die Bedeutung dieses Wortes im altrömischen Sinne aufbehalten hat (der ganz gewis sich dem griechischen (von ἱςτορέω, forschen) genau anschlos): er sagt nämlich: dass der alte Grammaticus Servius Flaccus das Wort historia definirt habe, als: cognitio rerum prae- sentium.
Obgleich nun beide Theile: Naturbeschreibung und Naturge- schichte an sich streng geschieden sind, so kommen wir doch oft in den Fall, beide miteinander verbinden zu müssen, wie namentlich in ⎡der Geognosie, wo wir bei dem thatsächlichen immer auch an das ursächliche denken müssen, wo es uns nicht genügen wird, bei einer blossen Kentnis von der Lagerung der Gebirgmassen stehn zu bleiben, sondern wir ⎡werden damit eine
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[24v/0052]
fält sie in Naturbeschreibung und Naturgeschichte: es tritt
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Naturgeschichte mit der Naturbeschreibung verwechselt, und es
wäre wohl möglich, dass dies von einer misverstandenen
Übersezung von Plinius Historia Naturalis herrührte: man
gab nämlich Historia durch Geschichte, obgleich uns A. Gellius
in seinen attischen Nächten die Bedeutung dieses Wortes
im altrömischen Sinne aufbehalten hat (der ganz gewis sich dem griechischen
(von ἱςτορέω, forschen) genau anschlos): er sagt
nämlich: dass der alte Grammaticus Servius Flaccus das
Wort historia definirt habe, als: cognitio rerum prae-
sentium.
Obgleich nun beide Theile: Naturbeschreibung und Naturge-
schichte an sich streng geschieden sind, so kommen wir doch
oft in den Fall, beide miteinander verbinden zu müssen, wie
namentlich in der Geognosie, wo wir bei dem thatsächlichen
immer auch an das ursächliche denken müssen, wo es uns
nicht genügen wird, bei einer blossen Kentnis von der Lagerung
der Gebirgmassen stehn zu bleiben, sondern wir werden damit eine
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 24v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/52>, abgerufen am 23.11.2024.
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