Guamanga an der Seeküste besuchen, so müssen sie über einen Pas, der höher ist als der Montblanc, und hier stelt sich die Übelkeit gewöhnlich ein, die meist von grosser Mattigkeit be- gleitet ist. Dies rührt von der geringeren Quantität Sauerstof her, welche bei jeder Inspirazion an das Blut tritt, denn die Luft wird durch den verringerten Barometerdruk dünner: nicht aber nimt ihr Sauerstofgehalt ab. Ich habe zuerst wieder auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht, nachdem es lange ver- gessen war. Acosta sagt in seinem Werke, welches als die erste physikalische Geographie zu betrachten ist, ganz deutlich, dass man auf hohen Bergen das Bluten und die Übelkeit wahr- nehme. Zumstein wolte eine Messung des Mont Rosa machen, wurde aber durch Übelkeit davon abgehalten, und gab daher die Höhe des Berges viel grösser an, als sie nachher von dem Baron Wrangel(?) bestimt wurde. Durch die lezten Berichte haben wir erfahren, dass auch auf dem Himalaya die Luft von den Einwohnern für giftig gehalten wird, wofür es im San- skrit ein eignes Wort giebt; die englischen Reisenden spürten den Einflus dieser giftigen Luft schon auf 15000 Fus Höhe. -
Guamanga an der Seeküste besuchen, so müssen sie über einen Pas, der höher ist als der Montblanc, und hier stelt sich die Übelkeit gewöhnlich ein, die meist von grosser Mattigkeit be- gleitet ist. Dies rührt von der geringeren Quantität Sauerstof her, welche bei jeder Inspirazion an das Blut tritt, denn die Luft wird durch den verringerten Barometerdruk dünner: nicht aber nimt ihr Sauerstofgehalt ab. Ich habe zuerst wieder auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht, nachdem es lange ver- gessen war. Acosta sagt in seinem Werke, welches als die erste physikalische Geographie zu betrachten ist, ganz deutlich, dass man auf hohen Bergen das Bluten und die Übelkeit wahr- nehme. Zumstein wolte eine Messung des Mont Rosa machen, wurde aber durch Übelkeit davon abgehalten, und gab daher die Höhe des Berges viel grösser an, als sie nachher von dem Baron Wrangel(?) bestimt wurde. Durch die lezten Berichte haben wir erfahren, dass auch auf dem Himalaya die Luft von den Einwohnern für giftig gehalten wird, wofür es im San- skrit ein eignes Wort giebt; die englischen Reisenden spürten den Einflus dieser giftigen Luft schon auf 15000 Fus Höhe. –
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Guamanga an der Seeküste besuchen, so müssen sie über einen
Pas, der höher ist als der Montblanc, und hier stelt sich die
Übelkeit gewöhnlich ein, die meist von grosser Mattigkeit be-
gleitet ist. Dies rührt von der geringeren Quantität Sauerstof
her, welche bei jeder Inspirazion an das Blut tritt, denn die
Luft wird durch den verringerten Barometerdruk dünner: nicht
aber nimt ihr Sauerstofgehalt ab. Ich habe zuerst wieder auf
dieses Phänomen aufmerksam gemacht, nachdem es lange ver-
gessen war. Acosta sagt in seinem Werke, welches als die erste
physikalische Geographie zu betrachten ist, ganz deutlich, dass
man auf hohen Bergen das Bluten und die Übelkeit wahr-
nehme. Zumstein wolte eine Messung des Mont Rosa machen,
wurde aber durch Übelkeit davon abgehalten, und gab daher
die Höhe des Berges viel grösser an, als sie nachher von dem
Baron Wrangel (?) bestimt wurde. Durch die lezten Berichte
haben wir erfahren, dass auch auf dem Himalaya die Luft
von den Einwohnern für giftig gehalten wird, wofür es im San-
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den Einflus dieser giftigen Luft schon auf 15000 Fus Höhe. –
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 267v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/538>, abgerufen am 22.11.2024.
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