in Ostindien, wo das Thermometer selten auf +5 bis 6° R. sinkt, Eis zu machen. Die Stralung ist auch grösser im Freien, als in bedekten Räumen, daher ist es nicht selten, dass man un- ter den Tropen am Morgen Eis in den Strassen sieht, obgleich die Temperatur in den Häusern noch nicht bis 0° R. gesunken war. Die porösen Theile stralen Wärme gegen den wolkenfreien Himmel, und es bildet sich am meisten Eis, wenn die Athmosphäre ruhig ist. Damit hängt die Theorie der Akkerleute zusammen, dass der rothe Mond im Mai (la lune rousse) schädlich sei; weil wenn der Himmel um diese Zeit wolkenleer ist, durch die Wärmestralung der Erde die erwachende Vegetazion nicht Wärme genug findet. -
Die Meteorologie hat ihren geographischen Theil, wie die Bo- tanik, und um diesen gehörig aufzufassen, halten wir uns bei der Erklärung der einzelnen Phänomene nur insofern auf, als sie zur Deutlichkeit des Ganzen beiträgt; im allgemeinen wollen wir nur die Vertheilung der Erscheinungen nach den Erdzonen andeuten. Über die Bestimmung der mittleren Temperatur der Städte hat man erst seit 120 Jahren angefangen, Beobachtun-
in Ostindien, wo das Thermometer selten auf +5 bis 6° R. sinkt, Eis zu machen. Die Stralung ist auch grösser im Freien, als in bedekten Räumen, daher ist es nicht selten, dass man un- ter den Tropen am Morgen Eis in den Strassen sieht, obgleich die Temperatur in den Häusern noch nicht bis 0° R. gesunken war. Die porösen Theile stralen Wärme gegen den wolkenfreien Himmel, und es bildet sich am meisten Eis, wenn die Athmosphäre ruhig ist. Damit hängt die Theorie der Akkerleute zusammen, dass der rothe Mond im Mai (la lune rousse) schädlich sei; weil wenn der Himmel um diese Zeit wolkenleer ist, durch die Wärmestralung der Erde die erwachende Vegetazion nicht Wärme genug findet. –
Die Meteorologie hat ihren geographischen Theil, wie die Bo- tanik, und um diesen gehörig aufzufassen, halten wir uns bei der Erklärung der einzelnen Phänomene nur insofern auf, als sie zur Deutlichkeit des Ganzen beiträgt; im allgemeinen wollen wir nur die Vertheilung der Erscheinungen nach den Erdzonen andeuten. Über die Bestimmung der mittleren Temperatur der Städte hat man erst seit 120 Jahren angefangen, Beobachtun-
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[280v/0564]
in Ostindien, wo das Thermometer selten auf +5 bis 6° R
sinkt, Eis zu machen. Die Stralung ist auch grösser im Freien,
als in bedekten Räumen, daher ist es nicht selten, dass man un-
ter den Tropen am Morgen Eis in den Strassen sieht, obgleich
die Temperatur in den Häusern noch nicht bis 0° R. gesunken war.
Die porösen Theile stralen Wärme gegen den wolkenfreien Himmel,
und es bildet sich am meisten Eis, wenn die Athmosphäre
ruhig ist. Damit hängt die Theorie der Akkerleute zusammen,
dass der rothe Mond im Mai (la lune rousse) schädlich sei;
weil wenn der Himmel um diese Zeit wolkenleer ist, durch die
Wärmestralung der Erde die erwachende Vegetazion nicht
Wärme genug findet. –
31 März. 46.
Die Meteorologie hat ihren geographischen Theil, wie die Bo-
tanik, und um diesen gehörig aufzufassen, halten wir uns bei
der Erklärung der einzelnen Phänomene nur insofern auf, als
sie zur Deutlichkeit des Ganzen beiträgt; im allgemeinen wollen
wir nur die Vertheilung der Erscheinungen nach den Erdzonen
andeuten. Über die Bestimmung der mittleren Temperatur der
Städte hat man erst seit 120 Jahren angefangen, Beobachtun-
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 280v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/564>, abgerufen am 22.11.2024.
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