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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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8.

Die Schule des Pythagoras, welche durch Pherecydes mit
der ionischen Schule verbunden wird, liefert uns das älteste
Beispiel von einem weitverbreiteten Bunde, dessen Mitglie-
der sich überall zusammenfanden. Pythagoras selbst wurde
bei den Neupythagoräern, den Gnostikern und Neuplatonikern
eine völlige [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]mythische Person, indem man ihn bald mit
seinem goldnen Schenkel Wunder thun lies, bald ihn zu
den Hyperboräern und Druiden hinaufführte. Eine Eigen-
thümlichkeit seiner Geselschaft war es, dass auch Frauen
an den Pythagorischen Bunde Theil nehmen konten. Das
sicherste und beste, was wir über die merkwürdige Erscheinung
des Pythagoras und seine Lehre haben, finden wir beim
Philolaus, über den die Herrn Boeckh und Ideler so schöne
Untersuchungen angestelt haben. Hienach läst sich aussprechen,
dass die Philosophie des Pythagoras eine Philosophie der Maasse
und der Harmonie war; der erste schwache Versuch des mensch-
lichen Geistes, das numerische Element auf die Naturkunde
anzuwenden: ferner war eine mathematische Symbolik damit
verbunden.

8.

Die Schule des Pythagoras, welche durch Pherecydes mit
der ionischen Schule verbunden wird, liefert uns das älteste
Beispiel von einem weitverbreiteten Bunde, dessen Mitglie-
der sich überall zusammenfanden. Pythagoras selbst wurde
bei den Neupythagoräern, den Gnostikern und Neuplatonikern
eine völlige [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]mythische Person, indem man ihn bald mit
seinem goldnen Schenkel Wunder thun lies, bald ihn zu
den Hyperboräern und Druiden hinaufführte. Eine Eigen-
thümlichkeit seiner Geselschaft war es, dass auch Frauen
an den Pythagorischen Bunde Theil nehmen konten. Das
sicherste und beste, was wir über die merkwürdige Erscheinung
des Pythagoras und seine Lehre haben, finden wir beim
Philolaus, über den die Herrn Boeckh und Ideler so schöne
Untersuchungen angestelt haben. Hienach läst sich aussprechen,
dass die Philosophie des Pythagoras eine Philosophie der Maasse
und der Harmonie war; der erste schwache Versuch des mensch-
lichen Geistes, das numerische Element auf die Naturkunde
anzuwenden: ferner war eine mathematische Symbolik damit
verbunden.

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[30r/0063] 8. Die Schule des Pythagoras, welche durch Pherecydes mit der ionischen Schule verbunden wird, liefert uns das älteste Beispiel von einem weitverbreiteten Bunde, dessen Mitglie- der sich überall zusammenfanden. Pythagoras selbst wurde bei den Neupythagoräern, den Gnostikern und Neuplatonikern eine völlig mythische Person, indem man ihn bald mit seinem goldnen Schenkel Wunder thun lies, bald ihn zu den Hyperboräern und Druiden hinaufführte. Eine Eigen- thümlichkeit seiner Geselschaft war es, dass auch Frauen an den Pythagorischen Bunde Theil nehmen konten. Das sicherste und beste, was wir über die merkwürdige Erscheinung des Pythagoras und seine Lehre haben, finden wir beim Philolaus, über den die Herrn Boeckh und Ideler so schöne Untersuchungen angestelt haben. Hienach läst sich aussprechen, dass die Philosophie des Pythagoras eine Philosophie der Maasse und der Harmonie war; der erste schwache Versuch des mensch- lichen Geistes, das numerische Element auf die Naturkunde anzuwenden: ferner war eine mathematische Symbolik damit verbunden.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 30r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/63>, abgerufen am 23.11.2024.