nehme nach oben zu: er sagt in seiner Hydrodynamik ausdrük- lich, [folgt die Stelle] verleitet durch die Beobachtungen des Pater Feuillet. So glauben auch die Indianer in Südamerika, dass es auf den Bergen wärmer sein müsse, und dass der Schnee von den salpe- trigen Salzen herrühre. Dass es aber nach oben zu kälter werde, zeigt schon Gay Lussac's Luftfahrt, derwo unten in Paris +23° R. waren, dagegen in einer Höhe, die den Chimboraco übertraf; 5 bis 6° R. Die Alten theilten Bernouilli's Meinung nicht: Aristo- teles sagt ganz deutlich, dass es immer kälter werde, je mehr man sich von der Erde entferne: freilich nimt er noch höher hinauf eine wärmere Aetherschicht an, wie die Alten über- haupt im Wiederkehren der Extreme sich gefielen: so glaubten sie, dass es nach Norden hin bis zu den Riphäischen Bergen zwar immer kälter werde, aber jenseit denselben wieder ein schönes gemässigtes Klima hersche. So führt Geminus die Meinung an, dass es unter dem Aequator kalt sein müsse; die Berge standen ihnen daher nur bis zu einer gewissen Höhe in der kal- ten Luft: dann kam eine wärmere Schicht, welche die Gipfel ein- hülte, wo man den olympischen Siz der Götter annahm.
nehme nach oben zu: er sagt in seiner Hydrodynamik ausdrük- lich, [folgt die Stelle] verleitet durch die Beobachtungen des Pater Feuillet. So glauben auch die Indianer in Südamerika, dass es auf den Bergen wärmer sein müsse, und dass der Schnee von den salpe- trigen Salzen herrühre. Dass es aber nach oben zu kälter werde, zeigt schon Gay Lussac’s Luftfahrt, derwo unten in Paris +23° R. waren, dagegen in einer Höhe, die den Chimboraço übertraf; −5 bis 6° R. Die Alten theilten Bernouilli’s Meinung nicht: Aristo- teles sagt ganz deutlich, dass es immer kälter werde, je mehr man sich von der Erde entferne: freilich nimt er noch höher hinauf eine wärmere Aetherschicht an, wie die Alten über- haupt im Wiederkehren der Extreme sich gefielen: so glaubten sie, dass es nach Norden hin bis zu den Riphäischen Bergen zwar immer kälter werde, aber jenseit denselben wieder ein schönes gemässigtes Klima hersche. So führt Geminus die Meinung an, dass es unter dem Aequator kalt sein müsse; die Berge standen ihnen daher nur bis zu einer gewissen Höhe in der kal- ten Luft: dann kam eine wärmere Schicht, welche die Gipfel ein- hülte, wo man den olympischen Siz der Götter annahm.
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[314r/0631]
nehme nach oben zu: er sagt in seiner Hydrodynamik ausdrük-
lich, [folgt die Stelle] verleitet durch die Beobachtungen des Pater
Feuillet. So glauben auch die Indianer in Südamerika, dass es auf
den Bergen wärmer sein müsse, und dass der Schnee von den salpe-
trigen Salzen herrühre. Dass es aber nach oben zu kälter werde,
zeigt schon Gay Lussac’s Luftfahrt, wo unten in Paris +23° R.
waren, dagegen in einer Höhe, die den Chimboraço übertraf; −5 bis
6° R. Die Alten theilten Bernouilli’s Meinung nicht: Aristo-
teles sagt ganz deutlich, dass es immer kälter werde, je mehr
man sich von der Erde entferne: freilich nimt er noch höher
hinauf eine wärmere Aetherschicht an, wie die Alten über-
haupt im Wiederkehren der Extreme sich gefielen: so glaubten
sie, dass es nach Norden hin bis zu den Riphäischen Bergen
zwar immer kälter werde, aber jenseit denselben wieder ein schönes
gemässigtes Klima hersche. So führt Geminus die Meinung an,
dass es unter dem Aequator kalt sein müsse; die Berge
standen ihnen daher nur bis zu einer gewissen Höhe in der kal-
ten Luft: dann kam eine wärmere Schicht, welche die Gipfel ein-
hülte, wo man den olympischen Siz der Götter annahm.
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 314r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/631>, abgerufen am 22.11.2024.
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