siologie der Pflanzen zu thun, worum Link, Rudolphi, Lamark und Delandolle sich so sehr verdient gemacht haben; dies sezt sie voraus; sondern nur mit der Geographischen Vertheilung in den Kli- maten; sie behandelt nicht die Pflanzen und Thiere sondern die mit Pflanzen und Thieren bedekte Erde.
Eine Definizion, wie das Organische sich vom Unorganischen unterscheide, ist schwer zu finden, und die Bemühungen der Naturforscher waren bis jezt in dieser Hinsicht nicht glüklich; man kann eher durch ein Kriterion oder Experiment Wahrschein- lichkeit erhalten, als durch eine Definizion, und organische Stoffe solche nennen, welche nur so lange als sie ein Ganzes bilden, diesel- be chemische Mischung behalten; allein hiebei mus man 2 Be- dingungen nicht ausser Acht lassen: 1, müssen die äussern Um- stände immer dieselben bleiben 2, mus die Trennung der Theile in jeder Richtung gemacht werden können: denn eine Trennung nach einer Richtung sehn wir bei den Pflanzen beim pfropfen und kopuliren; daher herscht im Organischen mehr der Karakter der Individualität und Einheit, daher sagt man: organische Ver- bindung, wenn alle Theile zu einem Ganzen übereinstimmen. Schon Aristoteles gab im wesentlichen dieselbe Definizion. Damit ist
siologie der Pflanzen zu thun, worum Link, Rudolphi, Lamark und Delandolle sich so sehr verdient gemacht haben; dies sezt sie voraus; sondern nur mit der Geographischen Vertheilung in den Kli- maten; sie behandelt nicht die Pflanzen und Thiere sondern die mit Pflanzen und Thieren bedekte Erde.
Eine Definizion, wie das Organische sich vom Unorganischen unterscheide, ist schwer zu finden, und die Bemühungen der Naturforscher waren bis jezt in dieser Hinsicht nicht glüklich; man kann eher durch ein Kriterion oder Experiment Wahrschein- lichkeit erhalten, als durch eine Definizion, und organische Stoffe solche nennen, welche nur so lange als sie ein Ganzes bilden, diesel- be chemische Mischung behalten; allein hiebei mus man 2 Be- dingungen nicht ausser Acht lassen: 1, müssen die äussern Um- stände immer dieselben bleiben 2, mus die Trennung der Theile in jeder Richtung gemacht werden können: denn eine Trennung nach einer Richtung sehn wir bei den Pflanzen beim pfropfen und kopuliren; daher herscht im Organischen mehr der Karakter der Individualität und Einheit, daher sagt man: organische Ver- bindung, wenn alle Theile zu einem Ganzen übereinstimmen. Schon Aristoteles gab im wesentlichen dieselbe Definizion. Damit ist
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siologie der Pflanzen zu thun, worum Link, Rudolphi, Lamark
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voraus; sondern nur mit der Geographischen Vertheilung in den Kli-
maten; sie behandelt nicht die Pflanzen und Thiere sondern die mit
Pflanzen und Thieren bedekte Erde.
Eine Definizion, wie das Organische sich vom Unorganischen
unterscheide, ist schwer zu finden, und die Bemühungen der
Naturforscher waren bis jezt in dieser Hinsicht nicht glüklich;
man kann eher durch ein Kriterion oder Experiment Wahrschein-
lichkeit erhalten, als durch eine Definizion, und organische Stoffe
solche nennen, welche nur so lange als sie ein Ganzes bilden, diesel-
be chemische Mischung behalten; allein hiebei mus man 2 Be-
dingungen nicht ausser Acht lassen: 1, müssen die äussern Um-
stände immer dieselben bleiben 2, mus die Trennung der Theile in
jeder Richtung gemacht werden können: denn eine Trennung nach
einer Richtung sehn wir bei den Pflanzen beim pfropfen und
kopuliren; daher herscht im Organischen mehr der Karakter
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Aristoteles gab im wesentlichen dieselbe Definizion. Damit ist
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 338r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/679>, abgerufen am 22.11.2024.
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