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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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scher Zeit zunehmend oder abnehmend gewesen sei? Von Thieren
haben wir Beispiele, dass sie verloren gegangen sind: so die Dronte
ein Vogel fast so gros als der Straus, von dem eine Klaue im
British Museum, der Kopf in Oxford aufbewahrt werden; dass
manche niedern Pflanzen untergehn mögen, ist nicht unmög-
lich, aber schwerlich entstehn jezt noch neue aus den höheren
Klassen: doch liegt diese Frage ausserhalb der Gränzen der
naturhistorischen Untersuchung. Zwar giebt es in Otaheiti
eigne Süswasserfische in vulkanischen Bildungen; in den
hohen Seeen von Amerika fand ich mehrere neue Genera von
Fischen, die sich wieder in ganz entlegene Seeen 12-14000 Fus
hoch finden; - in Frankreich sind Pflanzen aus einem Flus-
thale in das andre übergegangen, obgleich hohe Gebirgszüge da-
zwischen liegen. So fand Decandolle, dass der Po und die Rhone
mehrere Pflanzen gemeinschaftlich haben; - dann ist es
auch nicht zu läugnen, dass hybride Pflanzen immer noch
entstehn, eben so gut als Thiere;: eine Fragaria monophylla,

Es entsteht die Frage, ob die Zahl der Pflanzen in histori-
scher Zeit zunehmend oder abnehmend gewesen sei? Von Thieren
haben wir Beispiele, dass sie verloren gegangen sind: so die Dronte
ein Vogel fast so gros als der Straus, von dem eine Klaue im
British Museum, der Kopf in Oxford aufbewahrt werden; dass
manche niedern Pflanzen untergehn mögen, ist nicht unmög-
lich, aber schwerlich entstehn jezt noch neue aus den höheren
Klassen: doch liegt diese Frage ausserhalb der Gränzen der
naturhistorischen Untersuchung. Zwar giebt es in Otaheiti
eigne Süswasserfische in vulkanischen Bildungen; in den
hohen Seeen von Amerika fand ich mehrere neue Genera von
Fischen, die sich wieder in ganz entlegene Seeen 12–14000 Fus
hoch finden; – in Frankreich sind Pflanzen aus einem Flus-
thale in das andre übergegangen, obgleich hohe Gebirgszüge da-
zwischen liegen. So fand Decandolle, dass der Po und die Rhone
mehrere Pflanzen gemeinschaftlich haben; – dann ist es
auch nicht zu läugnen, dass hybride Pflanzen immer noch
entstehn, eben so gut als Thiere;: eine Fragaria monophylla,

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[351v/0706] Es entsteht die Frage, ob die Zahl der Pflanzen in histori- scher Zeit zunehmend oder abnehmend gewesen sei? Von Thieren haben wir Beispiele, dass sie verloren gegangen sind: so die Dronte ein Vogel fast so gros als der Straus, von dem eine Klaue im British Museum, der Kopf in Oxford aufbewahrt werden; dass manche niedern Pflanzen untergehn mögen, ist nicht unmög- lich, aber schwerlich entstehn jezt noch neue aus den höheren Klassen: doch liegt diese Frage ausserhalb der Gränzen der naturhistorischen Untersuchung. Zwar giebt es in Otaheiti eigne Süswasserfische in vulkanischen Bildungen; in den hohen Seeen von Amerika fand ich mehrere neue Genera von Fischen, die sich wieder in ganz entlegene Seeen 12–14000 Fus hoch finden; – in Frankreich sind Pflanzen aus einem Flus- thale in das andre übergegangen, obgleich hohe Gebirgszüge da- zwischen liegen. So fand Decandolle, dass der Po und die Rhone mehrere Pflanzen gemeinschaftlich haben; – dann ist es auch nicht zu läugnen, dass hybride Pflanzen immer noch entstehn, eben so gut als Thiere: eine Fragaria monophylla,

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 351v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/706>, abgerufen am 22.11.2024.