Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Den Namen Kaukasier kann man nur gelten lassen, wie in der Bota-
nik den Namen Rosaceen um Citrusarten. Die Einwanderungen aus
Asien gingen nicht durch den Kaukasus, sondern nördlich und südlich
davon weg. Zu den Kaukasiern gehören alle Europäer, die Magiaren, (Un-
garn) Lappen und Tschuden. Einzelne Gruppen lassen sich leichter
herausheben.

In Europa findet sich die kleinste Masse von Völkern, kaum 5 oder 6.
In den slavischen Sprachen hat man jezt Ähnlichkeit mit dem Sans-
krit gefunden: das lettische stamt so unmittelbar daraus her, als
das griechische: dennoch müssen wir Slaven und Kelten unterschei-
den. Vom Westen anfangend, finden wir zuerst die Vasken (Iberer),
Kelten, durch Vermischung von beiden Keltiberier) Germanen, Finnen,
Tschuden (unter denen die Ungarn ein sehr schöner Menschenschlag
sind.) in Italien ein altes Gemisch von Hellenen, Oskern, Tyrrhenern
und Etruskern: endlich Slaven und Letten, die nach Preussen einwan-
derten. Siehe Vogt Geschichte von Preussen. Tschuden und Finnen nent
man auch wohl einen uralischen Stamm, weil man nach den alten
Träumereien alles auf die Gebirge zurükführen wolte, auf denen
(bei der aus den sinkenden Wasser abtroknenden Erde,) die ersten
Menschen sich wieder vorfanden. Zu den Tschuden gehören die
Hunnen, welche De Guignes noch fälschlich für die Hiognu hält,

Den Namen Kaukasier kann man nur gelten lassen, wie in der Bota-
nik den Namen Rosaceen um Citrusarten. Die Einwanderungen aus
Asien gingen nicht durch den Kaukasus, sondern nördlich und südlich
davon weg. Zu den Kaukasiern gehören alle Europäer, die Magiaren, (Un-
garn) Lappen und Tschuden. Einzelne Gruppen lassen sich leichter
herausheben.

In Europa findet sich die kleinste Masse von Völkern, kaum 5 oder 6.
In den slavischen Sprachen hat man jezt Ähnlichkeit mit dem Sans-
krit gefunden: das lettische stamt so unmittelbar daraus her, als
das griechische: dennoch müssen wir Slaven und Kelten unterschei-
den. Vom Westen anfangend, finden wir zuerst die Vasken (Iberer),
Kelten, durch Vermischung von beiden Keltiberier) Germanen, Finnen,
Tschuden (unter denen die Ungarn ein sehr schöner Menschenschlag
sind.) in Italien ein altes Gemisch von Hellenen, Oskern, Tyrrhenern
und Etruskern: endlich Slaven und Letten, die nach Preussen einwan-
derten. Siehe Vogt Geschichte von Preussen. Tschuden und Finnen nent
man auch wohl einen uralischen Stamm, weil man nach den alten
Träumereien alles auf die Gebirge zurükführen wolte, auf denen
(bei der aus den sinkenden Wasser abtroknenden Erde,) die ersten
Menschen sich wieder vorfanden. Zu den Tschuden gehören die
Hunnen, welche De Guignes noch fälschlich für die Hiognu hält,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="61">
          <pb facs="#f0778" n="387v"/>
          <p>Den Namen Kaukasier kann man nur gelten lassen, wie in der Bota-<lb/>
nik den Namen Rosaceen um Citrusarten. Die Einwanderungen aus<lb/>
Asien gingen nicht durch den Kaukasus, sondern nördlich und südlich<lb/>
davon weg. Zu den Kaukasiern gehören alle Europäer, die Magiaren, (Un-<lb/>
garn) Lappen und Tschuden. Einzelne Gruppen lassen sich leichter<lb/>
herausheben.</p><lb/>
          <p>In Europa findet sich die kleinste Masse von Völkern, kaum 5 <choice><abbr>od.</abbr><expan resp="#CT">oder</expan></choice> 6.<lb/><choice><sic>i</sic><corr resp="#CT">I</corr></choice>n den slavischen Sprachen hat man jezt Ähnlichkeit mit dem Sans-<lb/>
krit gefunden: das lettische stamt so unmittelbar daraus her, als<lb/>
das griechische: dennoch müssen wir Slaven und Kelten unterschei-<lb/>
den. Vom Westen anfangend, finden wir zuerst die Vasken (Iberer)<choice><sic/><corr resp="#CT">,</corr></choice><lb/>
Kelten, durch Vermischung von beiden Keltiberier) Germanen, Finnen,<lb/>
Tschuden (unter denen die Ungarn ein sehr schöner Menschenschlag<lb/>
sind.) in Italien ein altes Gemisch von Hellenen, Oskern, Tyrrhenern<lb/>
und Etruskern: endlich Slaven und Letten, die nach Preussen einwan-<lb/>
derten. <choice><abbr>S.</abbr><expan resp="#CT">Siehe</expan></choice> <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117472387 http://d-nb.info/gnd/117472387">Vogt</persName> Geschichte von Preussen. Tschuden und Finnen nent<lb/>
man auch wohl einen uralischen Stamm, weil man nach den alten<lb/>
Träumereien alles auf die Gebirge zurükführen wolte, auf denen<lb/>
(bei der aus den sinkenden Wasser abtroknenden Erde,) die ersten<lb/>
Menschen sich wieder vorfanden. Zu den Tschuden gehören die<lb/>
Hunnen, welche <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-124343481 http://d-nb.info/gnd/124343481">De Guignes</persName> noch fälschlich für die Hiognu hält,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387v/0778] Den Namen Kaukasier kann man nur gelten lassen, wie in der Bota- nik den Namen Rosaceen um Citrusarten. Die Einwanderungen aus Asien gingen nicht durch den Kaukasus, sondern nördlich und südlich davon weg. Zu den Kaukasiern gehören alle Europäer, die Magiaren, (Un- garn) Lappen und Tschuden. Einzelne Gruppen lassen sich leichter herausheben. In Europa findet sich die kleinste Masse von Völkern, kaum 5 od. 6. In den slavischen Sprachen hat man jezt Ähnlichkeit mit dem Sans- krit gefunden: das lettische stamt so unmittelbar daraus her, als das griechische: dennoch müssen wir Slaven und Kelten unterschei- den. Vom Westen anfangend, finden wir zuerst die Vasken (Iberer), Kelten, durch Vermischung von beiden Keltiberier) Germanen, Finnen, Tschuden (unter denen die Ungarn ein sehr schöner Menschenschlag sind.) in Italien ein altes Gemisch von Hellenen, Oskern, Tyrrhenern und Etruskern: endlich Slaven und Letten, die nach Preussen einwan- derten. S. Vogt Geschichte von Preussen. Tschuden und Finnen nent man auch wohl einen uralischen Stamm, weil man nach den alten Träumereien alles auf die Gebirge zurükführen wolte, auf denen (bei der aus den sinkenden Wasser abtroknenden Erde,) die ersten Menschen sich wieder vorfanden. Zu den Tschuden gehören die Hunnen, welche De Guignes noch fälschlich für die Hiognu hält,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/778
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 387v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/778>, abgerufen am 22.11.2024.