Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662.FORTIFICATION 192. Ein großer Hauffen kan an einen engen Orth nicht wohl wider einen geringen streiten/ und mag leichtlich geschehn/ das der geringe Theil den Sieg darvon träget. 193. Wenn in einer Schlacht die ledige Lücken nicht also bald aus gefüllet/ und die er- müdeten Soldaten abgelöset werden/ mag der Feind leichtlich einbrechen/ und ein Vor- theil gewinnen. 194. Wer an seinen Feind gehen wil/ sol zuvor seinen Leib mit Speiß unnd Tranck stärcken/ und die Seele Gott befehlen. 195. Wenn der Feind sich einer Vestung nahet/ sollen die Wachten in den Thoren ver- stärcket/ und aufs beste beobachtet/ vornemlich aber die Thoren niemals geschlossen/ oder geöffnet werden/ man habe sich dann zuvor genugsam erkundiget/ ob der Feind nicht etwa einen heimlichen Anschlag habe. 196. Jn einer belägerten Vestung sol man keine Post unbesetzet lassen/ wenn man gleich vermeinet der Feind könne denselben nichts beykommen. 197. Wenn eine Armee weichet und vor seinen Feind verborgen marschieren wil/ sol man im Läger des Nachts kein Feuer halten lassen/ damit sie sich dem Feind nicht selbst ver- rathe. 198. Wo des Feld-Herrns Authoritet dahin fält/ da ist es umb die Kriegs-disciplin geschehen. 199. Wenn eine Armee marschiren sol/ hat man sich nit so wohl nach des Weges-kür- [z]e/ als nach deßen sicherheit/ und das man wegen proviants und anderer guten Gelegen- [h]eit wohl fortkommen könne/ zu kehren. 200. Wenn ein Commendant vermercket/ das die ihm anvertraute Vestung an ei- nem
FORTIFICATION 192. Ein großer Hauffen kan an einen engen Orth nicht wohl wider einen geringen ſtreiten/ und mag leichtlich geſchehn/ das der geringe Theil den Sieg darvon traͤget. 193. Wenn in einer Schlacht die ledige Luͤcken nicht alſo bald aus gefuͤllet/ und die er- muͤdeten Soldaten abgeloͤſet werden/ mag der Feind leichtlich einbrechen/ und ein Vor- theil gewinnen. 194. Wer an ſeinen Feind gehen wil/ ſol zuvor ſeinen Leib mit Speiß unnd Tranck ſtaͤrcken/ und die Seele Gott befehlen. 195. Wenn der Feind ſich einer Veſtung nahet/ ſollen die Wachten in den Thoren ver- ſtaͤrcket/ und aufs beſte beobachtet/ vornemlich aber die Thoren niemals geſchloſſen/ oder geoͤffnet werden/ man habe ſich dann zuvor genugſam erkundiget/ ob der Feind nicht etwa einen heimlichen Anſchlag habe. 196. Jn einer belaͤgerten Veſtung ſol man keine Poſt unbeſetzet laſſen/ wenn man gleich vermeinet der Feind koͤnne denſelben nichts beykommen. 197. Wenn eine Armee weichet und vor ſeinen Feind verborgen marſchieren wil/ ſol man im Laͤger des Nachts kein Feuer halten laſſen/ damit ſie ſich dem Feind nicht ſelbſt ver- rathe. 198. Wo des Feld-Herrns Authoritet dahin faͤlt/ da iſt es umb die Kriegs-diſciplin geſchehen. 199. Wenn eine Armee marſchiren ſol/ hat man ſich nit ſo wohl nach des Weges-kuͤr- [z]e/ als nach deßen ſicherheit/ und das man wegen proviants und anderer guten Gelegen- [h]eit wohl fortkommen koͤnne/ zu kehren. 200. Wenn ein Commendant vermercket/ das die ihm anvertraute Veſtung an ei- nem
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0346" n="333"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">FORTIFICATION</hi> </hi> </fw><lb/> <list> <item>192. Ein großer Hauffen kan an einen engen Orth nicht wohl wider einen geringen<lb/> ſtreiten/ und mag leichtlich geſchehn/ das der geringe Theil den Sieg darvon traͤget.</item><lb/> <item>193. Wenn in einer Schlacht die ledige Luͤcken nicht alſo bald aus gefuͤllet/ und die er-<lb/> muͤdeten Soldaten abgeloͤſet werden/ mag der Feind leichtlich einbrechen/ und ein Vor-<lb/> theil gewinnen.</item><lb/> <item>194. Wer an ſeinen Feind gehen wil/ ſol zuvor ſeinen Leib mit Speiß unnd Tranck<lb/> ſtaͤrcken/ und die Seele Gott befehlen.</item><lb/> <item>195. Wenn der Feind ſich einer Veſtung nahet/ ſollen die Wachten in den Thoren ver-<lb/> ſtaͤrcket/ und aufs beſte beobachtet/ vornemlich aber die Thoren niemals geſchloſſen/ oder<lb/> geoͤffnet werden/ man habe ſich dann zuvor genugſam erkundiget/ ob der Feind nicht etwa<lb/> einen heimlichen Anſchlag habe.</item><lb/> <item>196. Jn einer belaͤgerten Veſtung ſol man keine Poſt unbeſetzet laſſen/ wenn man gleich<lb/> vermeinet der Feind koͤnne denſelben nichts beykommen.</item><lb/> <item>197. Wenn eine <hi rendition="#aq">Armee</hi> weichet und vor ſeinen Feind verborgen marſchieren wil/ ſol<lb/> man im Laͤger des Nachts kein Feuer halten laſſen/ damit ſie ſich dem Feind nicht ſelbſt ver-<lb/> rathe.</item><lb/> <item>198. Wo des Feld-Herrns <hi rendition="#aq">Authoritet</hi> dahin faͤlt/ da iſt es umb die Kriegs-<hi rendition="#aq">diſciplin</hi><lb/> geſchehen.</item><lb/> <item>199. Wenn eine <hi rendition="#aq">Armee</hi> marſchiren ſol/ hat man ſich nit ſo wohl nach des Weges-kuͤr-<lb/><supplied>z</supplied>e/ als nach deßen ſicherheit/ und das man wegen <hi rendition="#aq">proviants</hi> und anderer guten Gelegen-<lb/><supplied>h</supplied>eit wohl fortkommen koͤnne/ zu kehren.</item><lb/> <item>200. Wenn ein <hi rendition="#aq">Commendant</hi> vermercket/ das die ihm anvertraute Veſtung an ei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nem</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0346]
FORTIFICATION
192. Ein großer Hauffen kan an einen engen Orth nicht wohl wider einen geringen
ſtreiten/ und mag leichtlich geſchehn/ das der geringe Theil den Sieg darvon traͤget.
193. Wenn in einer Schlacht die ledige Luͤcken nicht alſo bald aus gefuͤllet/ und die er-
muͤdeten Soldaten abgeloͤſet werden/ mag der Feind leichtlich einbrechen/ und ein Vor-
theil gewinnen.
194. Wer an ſeinen Feind gehen wil/ ſol zuvor ſeinen Leib mit Speiß unnd Tranck
ſtaͤrcken/ und die Seele Gott befehlen.
195. Wenn der Feind ſich einer Veſtung nahet/ ſollen die Wachten in den Thoren ver-
ſtaͤrcket/ und aufs beſte beobachtet/ vornemlich aber die Thoren niemals geſchloſſen/ oder
geoͤffnet werden/ man habe ſich dann zuvor genugſam erkundiget/ ob der Feind nicht etwa
einen heimlichen Anſchlag habe.
196. Jn einer belaͤgerten Veſtung ſol man keine Poſt unbeſetzet laſſen/ wenn man gleich
vermeinet der Feind koͤnne denſelben nichts beykommen.
197. Wenn eine Armee weichet und vor ſeinen Feind verborgen marſchieren wil/ ſol
man im Laͤger des Nachts kein Feuer halten laſſen/ damit ſie ſich dem Feind nicht ſelbſt ver-
rathe.
198. Wo des Feld-Herrns Authoritet dahin faͤlt/ da iſt es umb die Kriegs-diſciplin
geſchehen.
199. Wenn eine Armee marſchiren ſol/ hat man ſich nit ſo wohl nach des Weges-kuͤr-
ze/ als nach deßen ſicherheit/ und das man wegen proviants und anderer guten Gelegen-
heit wohl fortkommen koͤnne/ zu kehren.
200. Wenn ein Commendant vermercket/ das die ihm anvertraute Veſtung an ei-
nem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |