Schall aufhalten. Dies ist nicht der Fall denn am Orinoko ist bei Nacht ein größe- res Geräusch wie am Tage. Das Geschre[i] zahlloser Affen, das starke Schwirre[n] großer geflügelten Jnsecten, tönen seh[r] laut in diesen Wildnissen, u. dennoch sind die Katarakten bei Nacht Meilen weit zu hören. Die Ursache liegt daher in der Beschaffenheit der Luft selbst. Mi[t] den Schallwellen ist es derselbe Fall wi[e] mit den Lichtwellen, sie werden gebro- chen, wenn sie durch elastische Flüßigkeiten von verschiedener Dichte kommen. Eine an- dere Luftsäule steigt am Tage von ein[er] erhitzten Sandebene auf, u. eine ander[e] vom erwärmten Rasenteppich. Wenn wir uns diese aufsteigenden Luftströme als stehende prismatische Säulen vor[-] stellen, so stoßen sich an diesen die Schallwellen, es entsteht eine Art Echo; mehre[re] Wellen verlieren sich förmlich, u. nun wenige pflanzen sich fort. Schon an einem Glase mit Champagner-Wein kann man der bemerken, daß so lange die Kohlensäure aufsteigt, das Glas einen solchen Ton wi[e] Holz annimmt. Capit. Perry fand nahe dem Nordpol wo eine gleichmäßige Tem- peratur in der langen Nacht über den Eisfeldern ruht die Fortpflanzung des Schalls so außerordentlich, daß auf eine[r] Basis von 6700 Parisen Fuß zwei Per- sonen, ohne anstrengend zu reden, sich wohl verstehen konnten. Der Schall ni[mmt] ab, je mehr der Barometerdruck zunimmt, u. dies mag Ursache sein, daß man Zb. den Donner der Schlacht in einem Fall hörte u. in anderm Fall wied[er] nicht hört.
Ueber
Schall aufhalten. Dies iſt nicht der Fall deñ am Orinoko iſt bei Nacht ein größe- res Geräuſch wie am Tage. Das Geſchre[i] zahlloſer Affen, das ſtarke Schwirre[n] großer geflügelten Jnſecten, tönen ſeh[r] laut in dieſen Wildniſſen, u. deñoch ſind die Katarakten bei Nacht Meilen weit zu hören. Die Urſache liegt daher in der Beſchaffenheit der Luft ſelbſt. Mi[t] den Schallwellen iſt es derſelbe Fall wi[e] mit den Lichtwellen, ſie werden gebro- chen, weñ ſie durch elaſtiſche Flüßigkeiten von verſchiedener Dichte kom̃en. Eine an- dere Luftſäule ſteigt am Tage von ein[er] erhitzten Sandebene auf, u. eine ander[e] vom erwärmten Raſenteppich. Weñ wir uns dieſe aufſteigenden Luftſtröme als ſtehende prismatiſche Säulen vor[-] ſtellen, ſo ſtoßen ſich an dieſen die Schallwellen, es entſteht eine ⎡Art Echo; mehre[re] Wellen verlieren ſich förmlich, u. nun wenige pflanzen ſich fort. Schon an einem Glaſe mit Champagner-Wein kañ man der bemerken, daß ſo lange die Kohlenſäure aufſteigt, das Glas einen ſolchen Ton wi[e] Holz añim̃t. Capit. Perry fand nahe dem Nordpol wo eine gleichmäßige Tem- peratur in der langen Nacht über den Eisfeldern ruht die Fortpflanzung des Schalls ſo außerordentlich, daß auf eine[r] Baſis von 6700 Pariſen Fuß zwei Per- ſonen, ohne anſtrengend zu reden, ſich wohl verſtehen koñten. Der Schall ni[m̃t] ab, je mehr der Barometerdruck zunim̃t, u. dies mag Urſache ſein, daß man Zb. den Doñer der Schlacht in einem Fall hörte u. in anderm Fall wied[er] nicht hört.
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wir uns dieſe aufſteigenden Luftſtröme
als ſtehende prismatiſche Säul vor-
ſtellen, ſo ſtoßen ſich an dieſen die
Schallwellen, es entſteht eine Art Echo; mehrere
Wellen verlieren ſich förmlich, u. nun
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Glaſe mit Champagner-Wein kañ man der
bemerken, daß ſo lange die Kohlenſäure
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Holz añim̃t. Capit. Perry fand nahe
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Eisfeldern ruht die Fortpflanzung des
Schalls ſo außerordentlich, daß auf einer
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ſonen, ohne anſtrengend zu reden, ſich
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ab, je mehr der Barometerdruck
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 280.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/297>, abgerufen am 22.11.2024.
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