Erkältung der Erdoberfl. Jst der Himmel wolkenleer, so erkaltet sich die Erdoberfläche viel eher. Eine stille ruhige Luft begünstigt dies viel mehr, denn um so eher kann durch Ausstrahlung u. Verdunstung die Kälte erregt werden, andernfalls treibt der Wind die kleinen Wasserbläschen gleich fort. Nach Beschaffenheit der Oberfläche erkalten sich besonders sehr leicht Körper von größer Dünnigkeit, wie Papier, Blätter oft 6-7° R. unter der Temperatur der Atmosphäre. Metallflächen erkalten sich etwa nur um 2°, werden zwar leicht er- wärmt, erkalten aber auch wieder sehr leicht. Es kommt wie gesagt hiebei viel auf die Oberfläche an; indem polirte Me- tallgefäße immer schwer zu erwärmen sind. Gras erkaltet sich ebenfalls sehr leicht u. hierauf beruht auch die Kälte erregende Eigenschaft der Wälder. Es ist nicht Schatten allein welcher hier Kälte ver- ursacht, sondern diese vielen Blätter, die als sehr dünnen Körper ihre Wärme aus- strahlen; sich leicht erkalten u. die freie sie umgebende Wärme entziehen. Hierauf beruht der Grund daß man in warmen Ländern Zb. in Jndien Eis machen kann, selbst wenn das Termometer 3-6° + R. zeigt. Die Dünnen porösen Töpfe strahlen gegen den wolkenleeren Himmel u. wer- den mehr erkältet, als wenn sie bedeckt wären. Da sie 6-7° unter der Tempera- tur der Luft sich erkälten, so entsteht Eis, welches um so stärker ist, je ruhiger die Luft gewesen. Davon hängt auch Tau. ab, ob viel oder wenig Tau gefallen. Derselbe ist stets an der obern Seite der Blätter zu finden, nie an der untern. Dern sogenannten rothen Mond im Monat Mai fürchten daher die Gärt- ner mit Recht; nicht des Mondes wegen, son- dern des sternenhellen Himmels wegen, der der Erde die Wärme entzieht.
Erkältung der Erdoberfl. Jſt der Him̃el wolkenleer, ſo erkaltet ſich die Erdoberfläche viel eher. Eine ſtille ruhige Luft begünſtigt dies viel mehr, deñ um ſo eher kañ durch Ausſtrahlung u. Verdunſtung die Kälte erregt werden, andernfalls treibt der Wind die kleinen Waſſerbläſchen gleich fort. Nach Beſchaffenheit der Oberfläche erkalten ſich beſonders ſehr leicht Körper von größer Düñigkeit, wie Papier, Blätter oft 6–7° R. unter der Temperatur der Atmoſphäre. Metallflächen erkalten ſich etwa nur um 2°, werden zwar leicht er- wärmt, erkalten aber auch wieder ſehr leicht. Es kom̃t wie geſagt hiebei viel auf die Oberfläche an; indem polirte Me- tallgefäße im̃er ſchwer zu erwärmen ſind. Gras erkaltet ſich ebenfalls ſehr leicht u. hierauf beruht auch die Kälte erregende Eigenſchaft der Wälder. Es iſt nicht Schatten allein welcher hier Kälte ver- urſacht, ſondern dieſe vielen Blätter, die als ſehr düñen Körper ihre Wärme aus- ſtrahlen; ſich leicht erkalten u. die freie ſie umgebende Wärme entziehen. Hierauf beruht der Grund daß man in warmen Ländern Zb. in Jndien Eis machen kañ, ſelbſt weñ das Termometer 3–6° + R. zeigt. Die Düñen porösen Töpfe ſtrahlen gegen den wolkenleeren Him̃el u. wer- den mehr erkältet, als weñ ſie bedeckt wären. Da ſie 6–7° unter der Tempera- tur der Luft ſich erkälten, ſo entſteht Eis, welches um ſo ſtärker iſt, je ruhiger die Luft geweſen. Davon hängt auch Tau. ab, ob viel oder wenig Tau gefallen. Derſelbe iſt ſtets an der obern Seite der Blätter zu finden, nie an der untern. Dern ſogenañte⎡n rothe⎡n Mond im Monat Mai fürchten daher die Gärt- ner mit Recht; nicht des Mondes wegen, ſon- dern des ſternenhellen Him̃els wegen, der der Erde die Wärme entzieht.
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Jſt der Him̃el wolkenleer, ſo erkaltet ſich
die Erdoberfläche viel eher. Eine ſtille ruhige
Luft begünſtigt dies viel mehr, deñ um ſo
eher kañ durch Ausſtrahlung u. Verdunſtung
die Kälte erregt werden, andernfalls treibt
der Wind die kleinen Waſſerbläſchen gleich
fort. Nach Beſchaffenheit der Oberfläche
erkalten ſich beſonders ſehr leicht Körper von
größer Düñigkeit, wie Papier, Blätter
oft 6–7° R. unter der Temperatur der
Atmoſphäre. Metallflächen erkalten ſich
etwa nur um 2°, werden zwar leicht er-
wärmt, erkalten aber auch wieder ſehr
leicht. Es kom̃t wie geſagt hiebei viel
auf die Oberfläche an; indem polirte Me-
tallgefäße im̃er ſchwer zu erwärmen
ſind. Gras erkaltet ſich ebenfalls ſehr
leicht u. hierauf beruht auch die Kälte
erregende Eigenſchaft der Wälder. Es iſt
nicht Schatten allein welcher hier Kälte ver-
urſacht, ſondern dieſe vielen Blätter, die
als ſehr düñen Körper ihre Wärme aus-
ſtrahlen; ſich leicht erkalten u. die freie
ſie umgebende Wärme entziehen. Hierauf
beruht der Grund daß man in warmen
Ländern Zb. in Jndien Eis machen kañ,
ſelbſt weñ das Termometer 3–6° + R.
zeigt. Die Düñen porösen Töpfe ſtrahlen
gegen den wolkenleeren Him̃el u. wer-
den mehr erkältet, als weñ ſie bedeckt
wären. Da ſie 6–7° unter der Tempera-
tur der Luft ſich erkälten, ſo entſteht
Eis, welches um ſo ſtärker iſt, je ruhiger
die Luft geweſen. Davon hängt auch
ab, ob viel oder wenig Tau gefallen.
Derſelbe iſt ſtets an der obern Seite
der Blätter zu finden, nie an der
untern. Den ſogenañten rothen Mond
im Monat Mai fürchten daher die Gärt-
ner mit Recht; nicht des Mondes wegen, ſon-
dern des ſternenhellen Him̃els wegen, der der
Erde die Wärme entzieht.
Erkältung
der Erdoberfl.
Tau.
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 283.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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