Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

schneit es häufiger bei einer Temper[a-]
tur über als unter dem Gefrierpunkte, ge[-]
wöhnlich bei + 2-4,5° R. Unter dem Aeq[ua-]
Schnee unter
dem Aequator

tor schneit es in einer Höhe von 12000
u. darüber, unter dem Tropicus Cancri
bei 9300'. Hier liegt Mexico, u. es ist d[er]
Schnee dort etwas seltenes. Merkwürd[ig]
ist es, daß vor 40 Jahren an dem Tage w[o]
die Jesuiten Vertrieben wurden u. dorte[n]
weggingen es schneiete, u. dann wieder, a[ls]
sie vor einiger Zeit dort ankamen. D[ie]
Quantität Wassermasse die man au[s]
Schnee erhalten kann, ist beobachtet. Gepre[ß-]
ter Schnee giebt 1/3 seiner Quantität Wasse[r]
nicht zusammengepreßter nur 1/12. Jn Schottl[and]
will man leuchtenden Schnee gesehen haben, [es]
kann dies ein elektrisches Phänomen sein. Ste[ht]
diese Ersch. aber im Zusammenhange mit de[m]
rothen Schnee, so gehört es zur Geographie
der Pflanzen u. nicht hieher. Die Bildung
Hagel
des starren Wassers als Hagel ist et[-]
was anderes. Jmmer räthselhafter wird
die Erscheinung dieses Phänomens, da in
den verschiedenen Zonen keine Uebereinst[im-]
mung herrscht. Am Pol hagelt es gar nic[ht]
eben so wenig unter den Tropen, u. blo[ß]
unter den Mittelzonen. Soll Electricitä[t]
den Hagel veranlassen, so findet diese zw[ar]
nicht so häufig am Pol, aber sehr häufig un[ter]
den Tropen statt. Der Hagel ist aber [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]hie[r]
so selten, daß wenn es in 50 Jahren hagel[t]
die Menschen verwundrungsvoll zusammenk[om-]
men, als wenn bei uns Aerolithen herau[s-]
fallen möchten. Auf Höhen von 3000 Fu[ß]
u. darüber hagelt es hier noch am öftersten. Jm
südlichen Europa ist diese Erscheinung am häuf[igsten.]

in

ſchneit es häufiger bei einer Temper[a-]
tur über als unter dem Gefrierpunkte, ge[-]
wöhnlich bei + 2–4,5° R. Unter dem Aeq[ua-]
Schnee unter
dem Aequator

tor ſchneit es in einer Höhe von 12000
u. darüber, unter dem Tropicus Cancri
bei 9300′. Hier liegt Mexico, u. es iſt d[er]
Schnee dort etwas ſeltenes. Merkwürd[ig]
iſt es, daß vor 40 Jahren an dem Tage w[o]
die Jeſuiten Vertrieben wurden u. dorte[n]
weggingen es ſchneiete, u. dañ wieder, a[ls]
ſie vor einiger Zeit dort ankamen. D[ie]
Quantität Waſſermaſſe die man au[s]
Schnee erhalten kañ, iſt beobachtet. Gepre[ß-]
ter Schnee giebt ⅓ ſeiner Quantität Waſſe[r]
nicht zuſam̃engepreßter nur 1/12. Jn Schottl[and]
will man leuchtenden Schnee geſehen haben, [es]
kañ dies ein elektriſches Phänomen ſein. Ste[ht]
dieſe Erſch. aber im Zuſam̃enhange mit de[m]
rothen Schnee, ſo gehört es zur Geographie
der Pflanzen u. nicht hieher. Die Bildung
Hagel
des ſtarren Waſſers als Hagel iſt et[-]
was anderes. Jm̃er räthſelhafter wird
die Erſcheinung dieſes Phänomens, da in
den verſchiedenen Zonen keine Uebereinſt[im-]
mung herrſcht. Am Pol hagelt es gar nic[ht]
eben ſo wenig unter den Tropen, u. blo[ß]
unter den Mittelzonen. Soll Electricitä[t]
den Hagel veranlaſſen, ſo findet dieſe zw[ar]
nicht ſo häufig am Pol, aber ſehr häufig un[ter]
den Tropen ſtatt. Der Hagel iſt aber [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]hie[r]
ſo ſelten, daß weñ es in 50 Jahren hagel[t]
die Menſchen verwundrungsvoll zuſam̃enk[om-]
men, als weñ bei uns Aerolithen herau[s-]
fallen möchten. Auf Höhen von 3000 Fu[ß]
u. darüber hagelt es hier noch am öfterſten. Jm
ſüdlichen Europa iſt dieſe Erſcheinung am häuf[igſten.]

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div xml:id="Ms_germ_fol_842" prev="#Ms_germ_fol_841">
        <div type="session" n="46">
          <p><pb facs="#f0305" n="288."/>
&#x017F;chneit es häufiger bei einer Temper<supplied reason="damage" resp="#BF">a-</supplied><lb/>
tur über als unter dem Gefrierpunkte, ge<supplied reason="damage" resp="#BF">-</supplied><lb/>
wöhnlich bei + 2&#x2013;4,5° R. Unter dem Aeq<supplied reason="damage" resp="#BF">ua-</supplied><lb/><note place="left"><hi rendition="#b">Schnee unter<lb/>
dem Aequator</hi><lb/></note>tor &#x017F;chneit es in einer Höhe von 12000<lb/>
u. darüber, unter dem <hi rendition="#aq">Tropicus Cancri</hi><lb/>
bei 9300&#x2032;. Hier liegt <hi rendition="#aq">Mexico</hi>, u. es i&#x017F;t d<supplied reason="damage" resp="#BF">er</supplied><lb/>
Schnee dort etwas &#x017F;eltenes. Merkwürd<supplied reason="damage" resp="#BF">ig</supplied><lb/>
i&#x017F;t es, daß vor 40 Jahren an dem Tage w<supplied reason="damage" resp="#BF">o</supplied><lb/>
die Je&#x017F;uiten Vertrieben wurden u. dorte<supplied reason="damage" resp="#BF">n</supplied><lb/>
weggingen es &#x017F;chneiete, u. dan&#x0303; wieder, a<supplied reason="damage" resp="#BF">ls</supplied><lb/>
&#x017F;ie vor einiger Zeit dort ankamen. D<supplied reason="damage" resp="#BF">ie</supplied><lb/>
Quantität Wa&#x017F;&#x017F;erma&#x017F;&#x017F;e die man au<supplied reason="damage" resp="#BF">s</supplied><lb/>
Schnee erhalten kan&#x0303;, i&#x017F;t beobachtet. Gepre<supplied reason="damage" resp="#BF">ß-</supplied><lb/>
ter Schnee giebt &#x2153; &#x017F;einer Quantität Wa&#x017F;&#x017F;e<supplied reason="damage" resp="#BF">r</supplied><lb/>
nicht zu&#x017F;am&#x0303;engepreßter nur <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">12</hi>. Jn Schottl<supplied reason="damage" resp="#BF">and</supplied><lb/>
will man leuchtenden Schnee ge&#x017F;ehen haben, <supplied reason="damage" resp="#BF">es</supplied><lb/>
kan&#x0303; dies ein elektri&#x017F;ches Phänomen &#x017F;ein. Ste<supplied reason="damage" resp="#BF">ht</supplied><lb/>
die&#x017F;e Er&#x017F;ch. aber im Zu&#x017F;am&#x0303;enhange mit de<supplied reason="damage" resp="#BF">m</supplied><lb/>
rothen Schnee, &#x017F;o gehört es zur Geographie<lb/>
der Pflanzen u. nicht hieher. Die Bildung<lb/><note place="left"><hi rendition="#b">Hagel</hi><lb/></note>des &#x017F;tarren Wa&#x017F;&#x017F;ers als Hagel i&#x017F;t et<supplied reason="damage" resp="#BF">-</supplied><lb/>
was anderes. Jm&#x0303;er räth&#x017F;elhafter wird<lb/>
die Er&#x017F;cheinung die&#x017F;es Phänomens, da in<lb/>
den ver&#x017F;chiedenen Zonen keine Ueberein&#x017F;t<supplied reason="damage" resp="#BF">im-</supplied><lb/>
mung herr&#x017F;cht. Am Pol hagelt es gar nic<supplied reason="damage" resp="#BF">ht</supplied><lb/>
eben &#x017F;o wenig unter den Tropen, u. blo<supplied reason="damage" resp="#BF">ß</supplied><lb/>
unter den Mittelzonen. Soll Electricitä<supplied reason="damage" resp="#BF">t</supplied><lb/>
den Hagel veranla&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o findet die&#x017F;e zw<supplied reason="damage" resp="#BF">ar</supplied><lb/>
nicht &#x017F;o häufig am Pol, aber &#x017F;ehr häufig un<supplied reason="damage" resp="#BF">ter</supplied><lb/>
den Tropen &#x017F;tatt. Der Hagel i&#x017F;t aber <subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/></del><add place="across">h</add></subst>ie<supplied reason="damage" resp="#BF">r</supplied><lb/>
&#x017F;o &#x017F;elten, daß wen&#x0303; es in 50 Jahren hagel<supplied reason="damage" resp="#CT">t</supplied><lb/>
die Men&#x017F;chen verwundrungsvoll zu&#x017F;am&#x0303;enk<supplied reason="damage" resp="#BF">om-</supplied><lb/>
men, als wen&#x0303; bei uns Aerolithen herau<supplied reason="damage" resp="#BF"><unclear reason="illegible" cert="low" resp="#BF">s-</unclear></supplied><lb/>
fallen möchten. Auf Höhen von 3000 Fu<supplied reason="damage" resp="#BF">ß</supplied><lb/><add place="left">u. darüber </add>hagelt es hier noch am öfter&#x017F;ten. Jm<lb/>
&#x017F;üdlichen Europa i&#x017F;t die&#x017F;e <choice><sic>Er&#x017F;chenug</sic><corr resp="#textloop">Er&#x017F;cheinung</corr></choice> am häuf<supplied reason="damage" resp="#BF">ig&#x017F;ten.</supplied><lb/>
<fw type="catch" place="bottom">in</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288./0305] ſchneit es häufiger bei einer Tempera- tur über als unter dem Gefrierpunkte, ge- wöhnlich bei + 2–4,5° R. Unter dem Aequa- tor ſchneit es in einer Höhe von 12000 u. darüber, unter dem Tropicus Cancri bei 9300′. Hier liegt Mexico, u. es iſt der Schnee dort etwas ſeltenes. Merkwürdig iſt es, daß vor 40 Jahren an dem Tage wo die Jeſuiten Vertrieben wurden u. dorten weggingen es ſchneiete, u. dañ wieder, als ſie vor einiger Zeit dort ankamen. Die Quantität Waſſermaſſe die man aus Schnee erhalten kañ, iſt beobachtet. Gepreß- ter Schnee giebt ⅓ ſeiner Quantität Waſſer nicht zuſam̃engepreßter nur 1/12. Jn Schottland will man leuchtenden Schnee geſehen haben, es kañ dies ein elektriſches Phänomen ſein. Steht dieſe Erſch. aber im Zuſam̃enhange mit dem rothen Schnee, ſo gehört es zur Geographie der Pflanzen u. nicht hieher. Die Bildung des ſtarren Waſſers als Hagel iſt et- was anderes. Jm̃er räthſelhafter wird die Erſcheinung dieſes Phänomens, da in den verſchiedenen Zonen keine Uebereinſtim- mung herrſcht. Am Pol hagelt es gar nicht eben ſo wenig unter den Tropen, u. bloß unter den Mittelzonen. Soll Electricität den Hagel veranlaſſen, ſo findet dieſe zwar nicht ſo häufig am Pol, aber ſehr häufig unter den Tropen ſtatt. Der Hagel iſt aber hier ſo ſelten, daß weñ es in 50 Jahren hagelt die Menſchen verwundrungsvoll zuſam̃enkom- men, als weñ bei uns Aerolithen heraus- fallen möchten. Auf Höhen von 3000 Fuß u. darüber hagelt es hier noch am öfterſten. Jm ſüdlichen Europa iſt dieſe Erſcheinung am häufigſten. in Schnee unter dem Aequator Hagel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/305
Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 288.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/305>, abgerufen am 31.10.2024.