Wenn ich in den Prolegomenen mir drei Gegenstände vorsetzte: so hab ich den ersten Erster Gegenstand der Prolego- menen: Entwerfung des Natur- gemäldes vollendet. Gegenstand: Entwerfung eines Naturgemäldes vollendet. Es bleibt noch übrig zweitens die Betrachtung der Wissenschaft der Natur selbst u. drittensdieder Geschichte derselben zu erwähnen.
Zweiter Gegenstand der Prolegomenen: Betrachtung der Wissenschaft selbst. Was die Naturwissenschaft selbst anbetrifft, so ist es ein Vorurtheil, wenn man glaubt, daß es schwierig sei, in kurzer Zeit sie vorzutragen. Je einfacher die Natur angeschaut, je mehr sie auf enge- re Grenzen zusammengedrängt wird, desto leichter ist dies. So lange war die Meteorologie, die magnetische Kraft u. dgl. nicht im Allgemeinen beobachtete, sondern diese Er- scheinungen vereinzelt da standen, war es allerdings schwieriger. Es giebt aber nur ein Natursystem nach bestimmten Ge- Was ist eigentlich die Natur setzen. Die Natur ist nur Einheit in der Vielheit, Mannigfaltigkeit in Form u. Mischung. Der rohe Wilde fühlet u. ahnet die höhern Naturkräfte, bis wir auf höherer Stufe wieder durch die Betrach- tung der Dinge auf die einfachen Natur- kräfte zurückkommen. Wir begreifen
Weñ ich in den Prolegomenen mir drei Gegenſtände vorſetzte: ſo hab ich den erſten Erſter Gegenſtand der Prolego- menen: Entwerfung des Natur- gemäldes vollendet. Gegenſtand: Entwerfung eines Naturgemäldes vollendet. Es bleibt noch übrig zweitens die Betrachtung der Wiſſenſchaft ⎡der Natur ſelbſt u. drittensdieder Geſchichte derſelben zu erwähnen.
Zweiter Gegenſtand der Prolegomenen: Betrachtung der Wiſſenſchaft ſelbſt. Was die Naturwiſſenſchaft ſelbſt anbetrifft, ſo iſt es ein Vorurtheil, weñ man glaubt, daß es ſchwierig ſei, in kurzer Zeit ſie vorzutragen. Je einfacher die Natur angeſchaut, je mehr ſie auf enge- re Grenzen zuſam̃engedrängt wird, deſto leichter iſt dies. So lange ⎡war die Meteorologie, die magnetiſche Kraft u. dgl. nicht im Allgemeinen beobachtete, ſondern dieſe Er- ſcheinungen vereinzelt da ſtanden, war es allerdings ſchwieriger. Es giebt aber nur ein Naturſyſtem nach beſtim̃ten Ge- Was iſt eigentlich die Natur ſetzen. Die Natur iſt nur Einheit in der Vielheit, Mañigfaltigkeit in Form u. Miſchung. Der rohe Wilde fühlet u. ahnet die höhern Naturkräfte, bis wir auf höherer Stufe wieder durch die Betrach- tung der Dinge auf die einfachen Natur- kräfte zurückkom̃en. Wir begreifen
die
<TEI><text><body><divxml:id="Ms_germ_fol_841"next="#Ms_germ_fol_842"><pbfacs="#f0033"n="29."/><divtype="session"n="5"><headtype="leftMargin"><choice><orig>Novbr.<lb/><hirendition="#uu">D. 17.</hi></orig><regresp="#BF">5. Vorlesung, <reftarget="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><datewhen="1827-11-17">17. November 1827</date></ref></reg></choice></head><lb/><p>Weñ ich in den <choice><abbr>Prolegomen</abbr><expanresp="#BF">Prolegomenen</expan></choice> mir drei<lb/>
Gegenſtände vorſetzte: ſo hab ich den <hirendition="#u">erſten</hi><lb/><noteplace="left"><hirendition="#u">Erſter Gegenſtand der Prolego-<lb/>
menen: Entwerfung des Natur-<lb/>
gemäldes vollendet.</hi><lb/></note> Gegenſtand: <hirendition="#u">Entwerfung eines Naturgemäldes<lb/>
vollendet</hi>. Es bleibt noch übrig <hirendition="#u">zweitens</hi><lb/>
die Betrachtung der Wiſſenſchaft <addplace="superlinear"><metamark/>der Natur </add>ſelbſt<lb/>
u. <hirendition="#u">drittens</hi><subst><delrendition="#ow">die</del><addplace="across">der</add></subst> Geſchichte derſelben zu<lb/>
erwähnen.</p><lb/><p><noteplace="left"><hirendition="#u">Zweiter Gegenſtand der<lb/>
Prolegomenen: Betrachtung<lb/>
der Wiſſenſchaft ſelbſt.</hi><lb/></note><hirendition="#u">Was die Naturwiſſenſchaft ſelbſt anbetrifft</hi>,<lb/>ſo iſt es ein Vorurtheil, weñ man glaubt,<lb/><choice><abbr>dß</abbr><expanresp="#BF">daß</expan></choice> es ſchwierig ſei, in kurzer Zeit<lb/>ſie vorzutragen. Je einfacher die<lb/>
Natur angeſchaut, je mehr ſie auf enge-<lb/>
re Grenzen zuſam̃engedrängt wird, deſto<lb/>
leichter iſt dies. So lange <addplace="superlinear"><metamark/>war </add>die Meteorologie,<lb/>
die magnetiſche Kraft u. dgl. nicht im<lb/>
Allgemeinen beobachtete, ſondern dieſe Er-<lb/>ſcheinungen vereinzelt da ſtanden, war<lb/>
es allerdings ſchwieriger. Es giebt aber<lb/>
nur ein Naturſyſtem nach beſtim̃ten Ge-<lb/><noteplace="left"><hirendition="#u">Was iſt eigentlich die<lb/>
Natur</hi><lb/></note>ſetzen. <hirendition="#u">Die Natur iſt nur Einheit in der<lb/>
Vielheit, Mañigfaltigkeit in Form u.<lb/>
Miſchung</hi>. Der rohe Wilde fühlet u. ahnet<lb/>
die höhern Naturkräfte, bis wir auf<lb/>
höherer Stufe wieder durch die Betrach-<lb/>
tung der Dinge auf die einfachen Natur-<lb/>
kräfte zurückkom̃en. Wir beg<unclearreason="illegible"cert="low"resp="#BF">rei</unclear>fen<lb/><fwtype="catch"place="bottom">die</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[29./0033]
Novbr.
D. 17.
Weñ ich in den Prolegomen mir drei
Gegenſtände vorſetzte: ſo hab ich den erſten
Gegenſtand: Entwerfung eines Naturgemäldes
vollendet. Es bleibt noch übrig zweitens
die Betrachtung der Wiſſenſchaft der Natur ſelbſt
u. drittens der Geſchichte derſelben zu
erwähnen.
Erſter Gegenſtand der Prolego-
menen: Entwerfung des Natur-
gemäldes vollendet.
Was die Naturwiſſenſchaft ſelbſt anbetrifft,
ſo iſt es ein Vorurtheil, weñ man glaubt,
dß es ſchwierig ſei, in kurzer Zeit
ſie vorzutragen. Je einfacher die
Natur angeſchaut, je mehr ſie auf enge-
re Grenzen zuſam̃engedrängt wird, deſto
leichter iſt dies. So lange war die Meteorologie,
die magnetiſche Kraft u. dgl. nicht im
Allgemeinen beobachtete, ſondern dieſe Er-
ſcheinungen vereinzelt da ſtanden, war
es allerdings ſchwieriger. Es giebt aber
nur ein Naturſyſtem nach beſtim̃ten Ge-
ſetzen. Die Natur iſt nur Einheit in der
Vielheit, Mañigfaltigkeit in Form u.
Miſchung. Der rohe Wilde fühlet u. ahnet
die höhern Naturkräfte, bis wir auf
höherer Stufe wieder durch die Betrach-
tung der Dinge auf die einfachen Natur-
kräfte zurückkom̃en. Wir begreifen
die
Zweiter Gegenſtand der
Prolegomenen: Betrachtung
der Wiſſenſchaft ſelbſt.
Was iſt eigentlich die
Natur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 29.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/33>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.