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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Unter den Tropen sieht man vom Dcbr. bis Ma[i]
kein Wölkchen u. daher auch kein Gewitter. Jn diese
Zeit ist in der Luft stets positive Electricit.
Vom Mai bis Octbr. ist dorten die Regenzeit
kurz vor dem Erscheinen derselben wehen di[e]
Passatwinde unregelmäßig, es fängt Welterleu[ch-]
ten an. Von 8 Uhr M. bis 1 Uhr N. M. ist unten
in der Atmosph. keine Electricität. Hat
aber die Sonne das Maximum der Wärme he[r-]
vorgebracht, so ist auf freiem Felde gleich ei[ne]
große elektr. Spannung die vom + zum
übergeht. Stets zwei Stunden nach dem Maxi-
mum
der Wärme entladen sich die Gewitter
u. dann ist der Abend heiter, ohne Electrici[tät.]
Diese Beschaffenheit der Atmosph. findet selbst
bis zu einer Höhe von 14000 Fuß statt u.
habe ich hier + Electr. gefunden. Die Ersche[i-]
nungen
des Gewitters sind dieselben wie bei uns
nur [unleserliches Material]mit dem Unterschiede, daß sie hier zu al[len]
zeiten des Jahres, dorten nur an gewißen Jahr[es-]
zeiten
statt finden. Wie gesagt erscheint n[ach]
dem Gewitter dorten zuerst Wetterleuchten. Di[es]
ist allenthalben ein phosphorisches Licht, welche
tief am Horizonte stets sich befindet, nie
höher als 10-12° hoch. Die Lateiner unter-
schieden schon fulguratio u. fulmen. Wollt[e]
man annehmen, daß es [unleserliches Material]von einem fernen Gewit-
ter herröhre, so dürfte man in Verlegenheit
kommen. Nimmt man die größte Höhe der Gewitter-
wolken 6000' an, so wäre das Gewitter
in Entfernung von 23 Ml. schon im Zenit
u. bei gewöhnl. Höhe von 3000' müßte es in
10 Ml. Weite schon heftig donnern; welches sich
nun bestätigt. Daß es in den Tropen selte-
ner einschlägt wie bei uns mag davon her-
rühren, daß die Tropen-Wolken 1000 Toisen
hoch ziehen, während hier dieselben nur 500
Toisen Höhe erreichen. - Besonders sind die
durch den Blitz gebildeten Blitzröhren noch
zu bemerken. Man hat sie in der Sennenheide, in
Westphalen, u. an andern Orten gefunden. Es ist
eine Verglasung des [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]Sandes durch den [unleserliches Material]Blitz, [unleserliches Material - 1 Wort fehlt]
durch [unleserliches Material - 1 Wort fehlt] zugespitzten Körper, mit einer innern

glatt[en]

Unter den Tropen ſieht man vom Dcbr. bis Ma[i]
kein Wölkchen u. daher auch kein Gewitter. Jn dieſe
Zeit iſt in der Luft ſtets poſitive Electricit.
Vom Mai bis Octbr. iſt dorten die Regenzeit
kurz vor dem Erſcheinen derſelben wehen di[e]
Paſſatwinde unregelmäßig, es fängt Welterleu[ch-]
ten an. Von 8 Uhr M. bis 1 Uhr N. M. iſt unten
in der Atmoſph. keine Electricität. Hat
aber die Soñe das Maximum der Wärme he[r-]
vorgebracht, ſo iſt auf freiem Felde gleich ei[ne]
große elektr. Spañung die vom + zum −
übergeht. Stets zwei Stunden nach dem Maxi-
mum
der Wärme entladen ſich die Gewitter
u. dañ iſt der Abend heiter, ohne Electrici[tät.]
Dieſe Beſchaffenheit der Atmoſph. findet ſelbſt
bis zu einer Höhe von 14000 Fuß ſtatt u.
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nungen
des Gewitters ſind dieſelben wie bei uns
nur [unleserliches Material]mit dem Unterſchiede, daß ſie hier zu al[len]
zeiten des Jahres, dorten nur an gewißen Jahr[es-]
zeiten
ſtatt finden. Wie geſagt erſcheint n[ach]
dem Gewitter dorten zuerſt Wetterleuchten. Di[es]
iſt allenthalben ein phoſphoriſches Licht, welche
tief am Horizonte ſtets ſich befindet, nie
höher als 10–12° hoch. Die Lateiner unter-
ſchieden ſchon fulguratio u. fulmen. Wollt[e]
man añehmen, daß es [unleserliches Material]von einem fernen Gewit-
ter herröhre, ſo dürfte man in Verlegenheit
kom̃en. Nim̃t man die größte Höhe der Gewitter-
wolken 6000′ an, ſo wäre das Gewitter
in Entfernung von 23 Ml. ſchon im Zenit
u. bei gewöhnl. Höhe von 3000′ müßte es in
10 Ml. Weite ſchon heftig doñern; welches ſich
nun beſtätigt. Daß es in den Tropen ſelte-
ner einſchlägt wie bei uns mag davon her-
rühren, daß die Tropen-Wolken 1000 Toiſen
hoch ziehen, während hier dieſelben nur 500
Toiſen Höhe erreichen. – Beſonders ſind die
durch den Blitz gebildeten Blitzröhren noch
zu bemerken. Man hat ſie in der Señenheide, in
Weſtphalen, u. an andern Orten gefunden. Es iſt
eine Verglaſung des [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Sandes durch den [unleserliches Material]Blitz, [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
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[332./0349] Unter den Tropen ſieht man vom Dcbr. bis Mai kein Wölkchen u. daher auch kein Gewitter. Jn dieſe Zeit iſt in der Luft ſtets poſitive Electricit. Vom Mai bis Octbr. iſt dorten die Regenzeit kurz vor dem Erſcheinen derſelben wehen die Paſſatwinde unregelmäßig, es fängt Welterleuch- ten an. Von 8 Uhr M. bis 1 Uhr N. M. iſt unten in der Atmoſph. keine Electricität. Hat aber die Soñe das Maximum der Wärme her- vorgebracht, ſo iſt auf freiem Felde gleich eine große elektr. Spañung die vom + zum − übergeht. Stets zwei Stunden nach dem Maxi- mum der Wärme entladen ſich die Gewitter u. dañ iſt der Abend heiter, ohne Electricität. Dieſe Beſchaffenheit der Atmoſph. findet ſelbſt bis zu einer Höhe von 14000 Fuß ſtatt u. habe ich hier + Electr. gefunden. Die Erſchei- nung des Gewitters ſind dieſelben wie bei uns nur mit dem Unterſchiede, daß ſie hier zu allen zeiten des Jahres, dorten nur an gewiß Jahres- zeit ſtatt finden. Wie geſagt erſcheint nach dem Gewitter dorten zuerſt Wetterleuchten. Dies iſt allenthalben ein phoſphoriſches Licht, welche tief am Horizonte ſtets ſich befindet, nie höher als 10–12° hoch. Die Lateiner unter- ſchieden ſchon fulguratio u. fulmen. Wollte man añehmen, daß es von einem fernen Gewit- ter herröhre, ſo dürfte man in Verlegenheit kom̃en. Nim̃t man die größte Höhe der Gewitter- wolken 6000′ an, ſo wäre das Gewitter in Entfernung von 23 Ml. ſchon im Zenit u. bei gewöhnl. Höhe von 3000′ müßte es in 10 Ml. Weite ſchon heftig doñern; welches ſich nun beſtätigt. Daß es in den Tropen ſelte- ner einſchlägt wie bei uns mag davon her- rühren, daß die Tropen-Wolk 1000 Toiſ hoch ziehen, während hier dieſelben nur 500 Toiſen Höhe erreichen. – Beſonders ſind die durch den Blitz gebildeten Blitzröhren noch zu bemerken. Man hat ſie in der Señenheide, in Weſtphalen, u. an andern Orten gefunden. Es iſt eine Verglaſung des Sandes durch den Blitz, _ durch _ zugeſpitzten Körper, mit einer iñern glatten

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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 332.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/349>, abgerufen am 22.11.2024.