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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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auf einer Jagd 100 Elephanten getödtet
sieht, oder wenn 50-60 Krokodille von
den Andesgewässern zusammen getrieben
werden; über die Masse des org. thieri-
sche Stoffes. Was ist dies aber Alles, selbst
die Masse Molusken dazu gerechnet im
Vergleich zu den Urwäldern Amerikas
u. Jndiens, wo 200 Fuß hohe Bäume wach-
sen von 6-10 Fuß Durchmesser, daß man
einen Menschen auf der andern Seite des
gefällten Baumes nicht erblicken kann.
Man betrachte die Steinkohlenlager, Pal-
menhölzer etc. die noch jetzt 14000' hoch zu
finden, wo nur kleine Kräuter noch wach-
sen. Die Bemerkung kann man daher machen
daß die vegetabilischen Wasser größer sind
als die höhern Organischen animalischen.
Vergleichen wir die Continente mit den
Meeren, so ist dies umgekehrt. Wenn
in den Continenten 50000 Species von
Pflanzen gezählt werden, so giebt es unter
den Wasserpflanzen kaum 300 Species.

55. Vorlesung, 17. April 1828

Wir kommen heute zur Geographie der
Pflanzen, die mit der Climatologie in
natürl. Verbindung steht. Die derma-
lige Vortheil der Pflanzen auf der Erde-
oberfläche müssen wir trennen von der
Geschichte der Pflanzen, wie sie früher
vertheilt waren. Oft sind Geogr. u. Ge-
schichte derselben verwechselt worden. Er-
stere bezieht sich nur auf die Pflanzenzüge
u. deren Veränderungen, die theils durch
Erdrevolut. theils durch die Cultur auf
der Erdrinde hervorgebracht sind.
Von früherer Geschichte wissen wir sehr
wenig. Nach Analogie der Veränderung

bei

auf einer Jagd 100 Elephanten getödtet
ſieht, oder weñ 50–60 Krokodille von
den Andesgewäſſern zuſam̃en getrieben
werden; über die Maſſe des org. thieri-
ſche Stoffes. Was iſt dies aber Alles, ſelbſt
die Maſſe Molusken dazu gerechnet im
Vergleich zu den Urwäldern Amerikas
u. Jndiens, wo 200 Fuß hohe Bäume wach-
ſen von 6–10 Fuß Durchmeſſer, daß man
einen Menſchen auf der andern Seite des
gefällten Baumes nicht erblicken kañ.
Man betrachte die Steinkohlenlager, Pal-
menhölzer etc. die noch jetzt 14000′ hoch zu
finden, wo nur kleine Kräuter noch wach-
ſen. Die Bemerkung kañ man daher machen
daß die vegetabiliſchen Waſſer größer ſind
als die höhern Organiſchen animaliſchen.
Vergleichen wir die Continente mit den
Meeren, ſo iſt dies umgekehrt. Weñ
in den Continenten 50000 Species von
Pflanzen gezählt werden, ſo giebt es unter
den Waſſerpflanzen kaum 300 Species.

55. Vorlesung, 17. April 1828

Wir kom̃en heute zur Geographie der
Pflanzen, die mit der Climatologie in
natürl. Verbindung ſteht. Die derma-
lige Vortheil der Pflanzen auf der Erde-
oberfläche müſſen wir treñen von der
Geſchichte der Pflanzen, wie ſie früher
vertheilt waren. Oft ſind Geogr. u. Ge-
ſchichte derſelben verwechſelt worden. Er-
ſtere bezieht ſich nur auf die Pflanzenzüge
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[343./0360] auf einer Jagd 100 Elephanten getödtet ſieht, oder weñ 50–60 Krokodille von den Andesgewäſſern zuſam̃en getrieben werden; über die Maſſe des org. thieri- ſche Stoffes. Was iſt dies aber Alles, ſelbſt die Maſſe Molusk dazu gerechnet im Vergleich zu den Urwäldern Amerikas u. Jndiens, wo 200 Fuß hohe Bäume wach- ſen von 6–10 Fuß Durchmeſſer, daß man einen Menſchen auf der andern Seite des gefällten Baumes nicht erblicken kañ. Man betrachte die Steinkohlenlager, Pal- menhölzer p die noch jetzt 14000′ hoch zu finden, wo nur kleine Kräuter noch wach- ſen. Die Bemerkung kañ man daher mach daß die vegetabiliſch Waſſer größer ſind als die höhern Organiſchen animaliſch. Vergleich wir die Continente mit den Meeren, ſo iſt dies umgekehrt. Weñ in den Continenten 50000 Species von Pflanzen gezählt werden, ſo giebt es unt den Waſſerpflanz kaum 300 Species. D. 17t Apl. Wir kom̃en heute zur Geographie der Pflanzen, die mit der Climatologie in natürl. Verbindung ſteht. Die derma- lige Vortheil der Pflanzen auf der Erde- oberfläche müſſ wir treñen von der Geſchichte der Pflanzen, wie ſie früher vertheilt waren. Oft ſind Geogr. u. Ge- ſchichte derſelb verwechſelt worden. Er- ſtere bezieht ſich nur auf die Pflanzenzüge u. deren Veränderung, die theils durch Erdrevolut. theils durch die Cultur auf der Erdrinde hervorgebracht ſind. Von früherer Geſchichte wiſſ wir ſehr wenig. Nach Analogie der Veränderung bei

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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 343.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/360>, abgerufen am 22.11.2024.