weil sie dadurch den tödtlichsten Krank- heiten ausgesetzt werden. Jm Allgemeinen bemerken wir, daß bei der weißen Menschenrace die größte Flexibilität zu finden. Die Schwarzen können wohl auch viel ertragen, doch muß man bedenken, daß von denen durch die Grausamkeit der Europäer fortgeschleppten Neger 1/3 hinstirbt u. nun die kräftigsten Naturen übrig bleiben. Bei gebildeten Völkern beherrscht die erhöhnte Willenskraft das materielle Leben. Werfen wir eine Blick auf den Körperbau des Menschen so sehen wir daß er in den Elementen der physischen Natur wenig von andern Wirbelthieren unter- schieden ist. Es soll dem Menschen eigenthümlich sie daß er seine Wärme, als die Quelle des Lebens in sich selbst führt; doch ist diese geringer als angegeben u. nur + 30° R. Verschiedene Völ- kerstämme die gar kein Fleisch essen, wie die Bud- dhisten; andere die nur von Fleisch leben, wie die Veidas in Ceylon haben eine gleiche Blutwärme, die man übrigens unter der Zungenwurzel leicht untersucht, wo eine Wärme wie die Blutwärme ist. Die Blutwärme des Elephanten, Affen etc. hat noch nicht einen Unterschied von 1/4° R. mit den des Menschen. Von warmblüthigen Thieren haben die Vögel die größte Wärme + 32-35° R. Jn der nördlichen Zone selbst haben die Hühnen- u.u. Taubenarten mehr Wärme als die Papagayen. Die sogenannten kaltblüthigen Thiere haben noch immer eine Temperatur von 3-4° R. wärmer als das Medium in dem sie leben. Ebenmäßig haben die Jnsecten eine Wärme. Der kleine Unterschied in der Blutwärme der verschiedenen Menschenracen ist nicht Folge der Race sondern der Klimatisches Verhältniße u. ist höchstens nur 1/2° R. Was die Umlauf des Blutes betrifft, so ist keine wesentliche Ver- schiedenheit zwischen den Bewohnern der Ebene u. Höhe. Durch die Willenskraft allein erhält der Mensch wie gesagt Flexibilität, u. welcher Hitze kann er sich hier in warmen Bädern aussetzen?
Tillet
weil ſie dadurch den tödtlichſten Krank- heiten ausgeſetzt werden. Jm Allgemeinen bemerken wir, daß bei der weißen Menſchenraçe die größte Flexibilität zu finden. Die Schwarzen köñen wohl auch viel ertragen, doch muß man bedenken, daß von denen durch die Grauſamkeit der Europäer fortgeſchleppten Neger ⅓ hinſtirbt u. nun die kräftigſten Naturen übrig bleiben. Bei gebildeten Völkern beherrſcht die erhöhnte Willenskraft das materielle Leben. Werfen wir eine Blick auf den Körperbau des Menſchen ſo ſehen wir daß er in den Elementen der phyſiſchen Natur wenig von andern Wirbelthieren unter- ſchieden iſt. Es ſoll dem Menſchen eigenthümlich ſie daß er ſeine Wärme, als die Quelle des Lebens in ſich ſelbſt führt; doch iſt dieſe geringer als angegeben u. nur + 30° R. Verſchiedene Völ- kerſtäm̃e die gar kein Fleiſch eſſen, wie die Bud- dhiſten; andere die nur von Fleiſch leben, wie die Veidas in Ceylon haben eine gleiche Blutwärme, die man übrigens unter der Zungenwurzel leicht unterſucht, wo eine Wärme wie die Blutwärme iſt. Die Blutwärme des Elephanten, Affen etc. hat noch nicht einen Unterſchied von ¼° R. mit den des Menſchen. Von warmblüthigen Thieren haben die Vögel die größte Wärme + 32–35° R. Jn der nördlichen Zone ſelbſt haben die Hühnen- u.u. Taubenarten mehr Wärme als die Papagayen. Die ſogenañten kaltblüthigen Thiere haben noch im̃er eine Temperatur von 3–4° R. wärmer als das Medium in dem ſie leben. Ebenmäßig haben die Jnſecten eine Wärme. Der kleine Unterſchied in der Blutwärme der verſchiedenen Menſchenraçen iſt nicht Folge der Race ſondern der Klimatiſches Verhältniße u. iſt höchſtens nur ½° R. Was die Umlauf des Blutes betrifft, ſo iſt keine weſentliche Ver- ſchiedenheit zwiſchen den Bewohnern der Ebene u. Höhe. Durch die Willenskraft allein erhält der Menſch wie geſagt Flexibilität, u. welcher Hitze kañ er ſich hier in warmen Bädern ausſetzen?
Tillet
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weil ſie dadurch den tödtlichſten Krank-
heiten ausgeſetzt werden. Jm Allgemeinen
bemerken wir, daß bei der weißen Menſchenraçe
die größte Flexibilität zu finden. Die Schwarzen
köñen wohl auch viel ertragen, doch muß man
bedenken, daß von denen durch die Grauſamkeit
der Europäer fortgeſchleppten Neger ⅓ hinſtirbt
u. nun die kräftigſten Naturen übrig bleiben.
Bei gebildeten Völkern beherrſcht die erhöhnte
Willenskraft das materielle Leben. Werfen
wir eine Blick auf den Körperbau des Menſchen
ſo ſehen wir daß er in den Elementen der phyſiſchen
Natur wenig von andern Wirbelthieren unter-
ſchieden iſt. Es ſoll dem Menſchen eigenthümlich ſie
daß er ſeine Wärme, als die Quelle des Lebens
in ſich ſelbſt führt; doch iſt dieſe geringer als
angegeben u. nur + 30° R. Verſchiedene Völ-
kerſtäm̃e die gar kein Fleiſch eſſen, wie die Bud-
dhiſten; andere die nur von Fleiſch leben, wie
die Veidas in Ceylon haben eine gleiche Blutwärme,
die man übrigens unter der Zungenwurzel leicht
unterſucht, wo eine Wärme wie die Blutwärme
iſt. Die Blutwärme des Elephanten, Affen p
hat noch nicht einen Unterſchied von ¼° R. mit
den des Menſchen. Von warmblüthigen Thieren
haben die Vögel die größte Wärme + 32–35° R.
Jn der nördlichen Zone ſelbſt haben die Hühnen-
u.u. Taubenarten mehr Wärme als die Papagayen.
Die ſogenañten kaltblüthigen Thiere haben
noch im̃er eine Temperatur von 3–4° R.
wärmer als das Medium in dem ſie leben.
Ebenmäßig haben die Jnſecten eine Wärme.
Der kleine Unterſchied in der Blutwärme
der verſchiedenen Menſchenraçen iſt nicht Folge
der Race ſondern der Klimatiſches Verhältniße
u. iſt höchſtens nur ½° R. Was die Umlauf
des Blutes betrifft, ſo iſt keine weſentliche Ver-
ſchiedenheit zwiſchen den Bewohnern der Ebene u.
Höhe. Durch die Willenskraft allein erhält der
Menſch wie geſagt Flexibilität, u. welcher
Hitze kañ er ſich hier in warmen Bädern ausſetz?
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 375.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/392>, abgerufen am 22.11.2024.
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