Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]zu schreiben möchten; doch scheint dies nur so, u. werden.
zu ſchreiben möchten; doch ſcheint dies nur ſo, u. werden.
<TEI> <text> <body> <div xml:id="Ms_germ_fol_842" prev="#Ms_germ_fol_841"> <div type="session" n="60"> <p><pb facs="#f0396" n="379."/> zu ſchreiben möchten; doch ſcheint dies nur ſo, u.<lb/> eben ſo gelehrig würde der Hund, das Pferd <choice><orig><hi rendition="#aq">p</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#aq">etc</hi>.</reg></choice><lb/> erſcheinen, weñ ihm nicht die <choice><abbr>Extremität</abbr><expan resp="#BF">Extremitäten</expan></choice> fehlten<lb/><unclear reason="illegible" resp="#textloop">Lord <persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-124523609 http://d-nb.info/gnd/124523609">Amferſt</persName></unclear> brachte einen Orang-Utang mit,<lb/> den ich geſehen u. <add place="superlinear"><metamark/>bei </add>dem ich es auffallend fand, daß<lb/> er den Daumen gebrauchte um eine rollende<lb/> Arzeneiflaſche aufzuhalten. Er hatte keine<lb/> ſchöne Geſtalt, aber <add place="superlinear"><metamark/>eine </add>äußerſt ſanften Blick<lb/> u. gewiß iſt es, daß er ſich im Alter in den<lb/> häßlichen Hundsartigen Affen <hi rendition="#aq">Pongo</hi> mit ſchreck-<lb/> lichen Zähnen wie ein großer Pavian wandelt.<lb/> Jn den Menagerien iſt es häufig beobachtet, daß<lb/> ſelbſt bei Ravianen mit Hundsköpfen die Jungen<lb/><unclear reason="illegible" resp="#textloop">auf</unclear> völlig Kugelrunden Köpfen geboren werden.<lb/> Der <hi rendition="#aq">Jacko ſimia trochlod<subst><del rendition="#ow">i</del><add place="across">y</add></subst>tes</hi> iſt ſo weit<lb/> abgerichtet, <choice><abbr>dß</abbr><expan resp="#BF">daß</expan></choice> er bei Tiſche aufwartet, Kaffee<lb/> trinkt <choice><orig><hi rendition="#aq">p</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#aq">etc</hi>.</reg></choice> hat aber weniger etwas menſchenähn-<lb/> liches. Jch übergehe den ſchwarzen <hi rendition="#aq">Gibbon</hi>, ohne<lb/> Stirn mit menſchenähnl. Geſicht, der ganz behaart<lb/> übrigens iſt. Wir haben die Geſchöpfe genañt<lb/> die dem Menſchen am ähnlichſten ſind, aber keine<lb/> gleiche Stufe keine <hi rendition="#aq">ſpecies</hi> giebt es hier. Eine<lb/> andere Frage iſt es, ob unter den Menſchen nur<lb/> eine <hi rendition="#aq">ſpecies</hi> da iſt. Dieſe Unterſuchungen über<lb/> die Varietäten ſind ſeit 80 Jahren etwa ge-<lb/> trieben u. der Name Raçe iſt hergenom̃en von<lb/> den bekañten Pferde- u. Hunde-Arten. <persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118571249 http://d-nb.info/gnd/118571249">Leibnitz</persName><lb/> wollte die Abſtam̃ung der Völker von ihrer<lb/> Sprache herleiten, aber wie trüglich iſt dies,<lb/> wo erwieſen iſt, daß mongoliſche Völker tür-<lb/> kiſch ſprechen, wie germaniſche Völker latei-<lb/> niſch. Weñ <hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118571249 http://d-nb.info/gnd/118571249">Leibnitz</persName></hi> hier ſchon <choice><abbr>Verwechſelung</abbr><expan resp="#BF">Verwechſelungen</expan></choice><lb/> ſtatt finden ließ, ſo iſt dies neuerdings noch mehr<lb/> der Fall geweſen, veranlaßt durch das Buch-<lb/> Mitridates von <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118500651 http://d-nb.info/gnd/118500651">Adelung</persName></hi> u. <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118767372 http://d-nb.info/gnd/118767372">Vater</persName> herausge-<lb/> geben. Jn der neueſten Zeit ſind durch die Keñtniß<lb/> der Völker des Central-Aſiens, durch die Un-<lb/> terſuchung über denen Sprachen von <hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100318371 http://d-nb.info/gnd/100318371">Abel Remusat</persName></hi><lb/> u. <hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-10082451X http://d-nb.info/gnd/10082451X">Julius Klaproth</persName></hi> |: <hi rendition="#aq">Aria polyglotta</hi> :|; durch<lb/> die Keñtniß der Sanſcritſprache u. Keilſchrift<lb/> durch <choice><abbr>H.</abbr><expan resp="#BF">Herrn</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116760648 http://d-nb.info/gnd/116760648">St. Martin</persName></hi> viele <choice><abbr>Entdeckung</abbr><expan resp="#BF">Entdeckungen</expan></choice> erſt gemacht<lb/> <fw type="catch" place="bottom">werden.</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [379./0396]
zu ſchreiben möchten; doch ſcheint dies nur ſo, u.
eben ſo gelehrig würde der Hund, das Pferd p
erſcheinen, weñ ihm nicht die Extremität fehlten
Lord Amferſt brachte einen Orang-Utang mit,
den ich geſehen u. bei dem ich es auffallend fand, daß
er den Daumen gebrauchte um eine rollende
Arzeneiflaſche aufzuhalten. Er hatte keine
ſchöne Geſtalt, aber eine äußerſt ſanften Blick
u. gewiß iſt es, daß er ſich im Alter in den
häßlichen Hundsartigen Affen Pongo mit ſchreck-
lichen Zähnen wie ein großer Pavian wandelt.
Jn den Menagerien iſt es häufig beobachtet, daß
ſelbſt bei Ravianen mit Hundsköpfen die Jungen
auf völlig Kugelrunden Köpfen geboren werden.
Der Jacko ſimia trochlodytes iſt ſo weit
abgerichtet, dß er bei Tiſche aufwartet, Kaffee
trinkt p hat aber weniger etwas menſchenähn-
liches. Jch übergehe den ſchwarzen Gibbon, ohne
Stirn mit menſchenähnl. Geſicht, der ganz behaart
übrigens iſt. Wir haben die Geſchöpfe genañt
die dem Menſchen am ähnlichſten ſind, aber keine
gleiche Stufe keine ſpecies giebt es hier. Eine
andere Frage iſt es, ob unter den Menſchen nur
eine ſpecies da iſt. Dieſe Unterſuchungen über
die Varietäten ſind ſeit 80 Jahren etwa ge-
trieben u. der Name Raçe iſt hergenom̃en von
den bekañten Pferde- u. Hunde-Arten. Leibnitz
wollte die Abſtam̃ung der Völker von ihrer
Sprache herleiten, aber wie trüglich iſt dies,
wo erwieſen iſt, daß mongoliſche Völker tür-
kiſch ſprechen, wie germaniſche Völker latei-
niſch. Weñ Leibnitz hier ſchon Verwechſelung
ſtatt finden ließ, ſo iſt dies neuerdings noch mehr
der Fall geweſen, veranlaßt durch das Buch-
Mitridates von Adelung u. Vater herausge-
geben. Jn der neueſten Zeit ſind durch die Keñtniß
der Völker des Central-Aſiens, durch die Un-
terſuchung über denen Sprachen von Abel Remusat
u. Julius Klaproth |: Aria polyglotta :|; durch
die Keñtniß der Sanſcritſprache u. Keilſchrift
durch H. St. Martin viele Entdeckung erſt gemacht
werden.
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